AFRIKA/SIERRA LEONE - „Es hat der Wunsch nach einer Veränderung gesiegt und der Wunsch, die Vergangenheit hinter sich zu lassen“, so ein Missionar nach der Präsidentschaftswahl

Mittwoch, 19 September 2007

Freetown (Fidesdienst) - „Nach einer gewissen Spannung im Vorfeld des Endkampfs haben die Menschen in Sierra Leone ihre ganze Freude und Zufriedenheit über das erreichte Wahlergebnis zum Ausdruck gebracht, das den allgemeinen Wunsch nach Veränderung und den ausgeprägten Wunsch, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und einen Neubeginn zu wagen bestätigt“, so er italienische Xaverianer Missionar, P. Gerardo Caglioni, der selbst lange in Sierra Leone tätig war und ein Busch zur Evangelisierungsgeschichte des afrikanischen Landes geschrieben hat, im Gespräch mit dem Fidesdienst nach der Wahl von Ernest Bai Koroma von der All People’s Congress party (APC), der größten Oppositionspartei, in das Amt des neuen Präsidenten von Sierra Leone (vgl. Fidesdienst vom 17. September 2007).
„Die Menschen in Sierra Leone wollten eine Wende herbeiführen, nachdem die alte Regierung, die zwei aufeinander folgende Amtszeiten an der Macht war, alle durch die schlechte Regierungsführung und die Polarisierung des politischen Handels enttäuscht hatten, wobei auch alternative Religionen bevorzugt wurden, die im Gegensatz zur christlichen Prägung der ehemaligen britischen Kolonie und schließlich auch des Staates Sierra Leone standen2, so der Missionar. „Man möchte vergessen, weil im Grunde die Partei an die Macht zurückkehrt, die das Land in den Bürgerkrieg geführt hat und sich dabei unaufrichtiger Politiker bedient hatte, die der ihnen anvertrauten Aufgabe nicht gewachsen waren. Man möchte die Vergangenheit vergessen, und den neuen Männern der Partei vertrauen schenken, die aus der Asche des Krieges neu hervortritt und man hofft, dass diese Politiker bessere Qualitäten besitzen und eine Besserung im Land herbeiführen können“.
P. Gerardo spricht auch über die Erwartungen der Bevölkerung an den neuen Präsidenten: „Man wünscht sich eine Verbesserung der Lebensbedingungen und eine qualitative Verbesserung im Erziehungswesen, die Beschaffung von Arbeitsplätzen für die vielen jungen Menschen, die seit langem arbeitslos sind, die Modernisierung des Landes, was die Kommunikationsmittel anbelangt und insbesondere die Stromversorgung für alle, die eine solche noch nicht besitzen, ein Straßennetz, das eine Entwicklung der abgelegenen Regionen ermöglicht, die über große menschliche Ressourcen verfügen, ein akzeptable öffentliches Verkehrssystem für alle Bürger, eine Gesundheitsversorgung, das zur Verlängerung der Lebenserwartung beiträgt und die seit langem im Land verbreiteten Krankheiten kämpft, Zugang zu Kleinkrediten, usw.“.
„Eine wirklich unumgängliche Frage ist die Verwaltung der immensen Reichtümer des Landes, damit diese dazu genutzt werden, die Lebensqualität aller Bürger zu verbessern“, so P. Caglioni. „Dies bedeutet, das Korruption, Vetternwirtschaft und andere Übel bekämpft werden, damit die Verbindungen zwischen der dunklen Macht der Stammesgesellschaft und der politischen Macht aufgedeckt werden, und die demokratisch gewählten Vertreter des Volkes demokratisch regieren können“.
„Es wird außerdem notwendig sein, dass zu den internationalen Partnern gerechtere und ehrlichere Beziehungen entstehen, die zwar die Bereitschaft zur Unterstützung der Bevölkerung in Sierra Leone zusagen, in der Praxis aber oft eigene politische und wirtschaftliche Interessen auf schändliche Weise verfolgen.2
„Auf diese Weise“ so der Missionar weiter, „wird man in Sierra Leone auch den möglichen Frieden garantieren können. Doch welcher Friede ist tatsächlich möglich? Der Frieder, der den Menschen wieder wahre Hoffnung schenkt und ein weniger armes und ein gerechteres Lebensniveau ermöglicht, denn das Land verfügt über die notwendigen körperlichen, intellektuellen und geistlichen Ressourcen für eine bessere Gesellschaft.“
„Die Kirche und ihre Bischöfe haben die schwierige Aufgabe, die Gesellschaft zur Umsetzung dieser Programme aufzurufen, zur konkretem und treuem Vorgehen im Hinblick auf die geleisteten Versprechen, indem sie die christlichen Gemeinden dazu anregen, das Gewissen des Landes zu sein, damit man nicht eine Weitere Gelegenheit zu Wachstum und ganzheitlicher Entwicklung vergeudet. Denn sonst werden die Menschen aus Verzweiflung wieder andere Mittel in Betracht ziehen, die nicht friedlich sind. Der Herr möge uns vor einer solch frevelhaften und verheerenden Lösung bewahren“, so Pater Caglioni abschließend. (LM) (Fidesdienst 19/09/2007 - 55 Zeilen, 623 Worte)


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