ASIEN/PAKISTAN - Christen sind Zielscheibe terroristischer Gruppen im Nordwesten des Landes: die bischöfliche Kommission für „Gerechtigkeit und Frieden“ denunziert

Dienstag, 18 September 2007

Lahore (Fidesdienst) - Die Situation der christlichen Gemeinden im Nordwesten Pakistans spitzt sich zu. Gläubige sind dort immer wieder Zielscheibe von Gewalt, Drohungen und Einschüchterungen und befinden sich jeden Tag in Lebensgefahr infolge der Präsenz von terroristischen Gruppen, die in der Region ihr Unwesen treiben. Einen entsprechenden Alarm lanciert die bischöfliche Kommission für „Gerechtigkeit und Frieden“, in einem Bericht, der dem Fidesdienst vorliegt, in dem die Berichte und die Bitten um Hilfe der Gemeinden im Nordwesten Pakistans gesammelt sind, wo radikale islamische Gruppen ungestört agieren.
Am 15. September vergangenen Jahres, so die Kommission, wurde mitten in der Nacht ein Bombenanschlag auf die „Saint John Bosco Model School“ im Verwaltungsdistrikt Bannu verübt. Bei dem Anschlag wurde zwar niemand verletzt, doch die Kappelle wurde vollkommen zerstört und andere Teile des Bildungszentrums schwer beschädigt. Die Schule wurde 2002 eröffnet und wird zur Hälfte von muslimischen Schülern besucht; auch die Lehrkräfte gehören verschiedenen Religionen an. Das Bildungszentrum gilt als Modell für friedliches und harmonisches Zusammenleben. Das Attentat erschütterte Personal, Schüler und Familien. Im Verwaltungsdistrikt Bannu leben rund 800 christliche Familien, die zahlreichen Übergriffen muslimischer Fundamentalisten ausgesetzt sind-
In derselben Verwaltungsprovinz musste eine weitere katholische Schule, die „Public High School“ in Sangota vom 9. bis 17. September geschlossen bleiben, nach dem mit einem Drohbrief ein Selbstmordattentat in der Schule angekündigt worden war. Der Drohbrief, der auch von der einheimischen Presse veröffentlicht wurde, ist von der radikalen muslimischen Gruppe „Jan Nisaran-e-Islam“ unterzeichnet, die die Schwestern beschuldigt, sie wollten unter den muslimischen Schülerinnen Gläubige abwerben und sie zum katholischen Glauben bekehren. Außerdem wird in dem Drohbrief behauptet, die Moral der muslimischen Schüler würde durch pornographische Veröffentlichungen und Alkohol untergraben. In der Botschaft wurde der Rektor aufgefordert, die Einrichtung innerhalb einer Woche zu schließen, andernfalls werde ein Attentat stattfinden. Außerdem wurden muslimische Familien aufgefordert, die Kinder zukünftig nicht in diese Schule zu schicken, sondern sie in den Koranschulen der Region anzumelden.
Die „Public High School“ in Angota wird zu 99% von muslimischen Schülern besucht. Die Eltern der insgesamt rund 900 Schüler schätzen die Schule vor allem wegen ihres hohen Unterrichtsniveaus.
Infolge der Drohungen bat die Ortskirche um das Eingreifen und den Schutz der Polizei, die seither vor der Schule Wachposten aufstellen ließ. Das Institut, das seit Februar 2007 von den Karmelitinnen geführt wird, wurde 1962 eröffnet. Drohungen von Seiten fundamentalistischer Kreise hatte man bereits in der Vergangenheit erhalten.
Die Kommission für „Gerechtigkeit und Frieden“ weist außerdem darauf hin, dass es seit Monaten immer wieder auch in anderen zu Gewalt gegen christliche Gemeinden kommt, wo Christen aufgefordert werden, sich zum Islam zu bekehren. „Christliche Minderheiten fühlen sich in der Provinz bedroht und terrorisiert. Viele Familien haben ihre Heimat verlassen und ihre Zahl steigt nach den Ereignissen in der Moschee in Islamabad“, so die Kommission in ihrem Bericht.
Die Kirche will jedoch trotz der Drohungen die eigenen Schulen nicht schließen. Abschließend betont die Kommission: „Nur eine dringend Notwendige Lösung hinsichtlich der Probleme bei den grundlegenden Fragen der Freiheit, der Demokratie und der Menschenrechte kann den Frieden in Pakistan wieder herstellen“ (PA) (Fidesdienst, 18/09/2007 - 46 Zeilen, 516 Worte)


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