AFRIKA/GHANA - “Beschreitet den Weg der Aussöhnung und der Vergebung“, so Bischof Yendi aus dem Norden Ghanas, wo seit langer Zeit ein Machtkampf zwischen den einheimischen Clans herrscht

Dienstag, 12 Juni 2007

Accra (Fidesdienst) - „Nein“ zur „Straf“-Justiz, die auf Rache gründet und „Ja“ zu einer Justiz, die auf Aussöhnung und Vergebung basiert. So lautet der Appell, mit dem sich Bischof Sowah Boi-Nai von Yendi im Norden Ghanas in einem Interview mit der Zeitung „The Standard“ zum Friedensprozess und zur Krise in Dagbon äußert.
Dagbon ist eine Region im Norden Ghanas in der das Volk der Dagbamba lebt, das insgesamt rund 650.000 Mitglieder hat. Es handelt sich um einer der 8 Regionen des Landes, in denen noch traditionelle Königreiche herrschen, die vom Staat als lokale Verwaltungseinheiten anerkannt werden. Im März 2002 wurden der König der Dagbamba, Ya Naa Yakubu Andani II. und 40 Begleitpersonen bei einem Angriff von einem feindlichen Stamm ermordet. Die Episode führte zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Klans der Region. Die Ursprünge der Krise reichen jedoch weiter in die Vergangenheit zurück. Es geht um Andani und Abudu, die beiden Söhne von König Ya Naa Yakubu I. der ein Rotationssystem für seine Nachkommen einführte. Doch dieses System führte zu einer Krise und die beiden Clans, die jeweils nach den Namen der beiden Söhne des verstorbenen Königs benannt wurden, kämpfen seit Jahrzehnten um die Macht.
Bischof Boi-Nai fordert nun die Mitglieder des Dogbon-Volkes auf, alle Hindernisse für den Frieden zu beseitigen, insbesondere Hass und Gewalt. Der Bischof gehört zu den Mittlern in der Krise und lud in dieser Eigenschaft vor allem die Jugendlichen in der Region auf, von der Kultur der Gewalt Abstand zu nehmen und provokatorische Äußerungen zu vermeiden, wobei sie auf beleidigende Ausdrücke und Gesten verzichten und vielmehr nach Gemeinsamkeiten mit der Gegenpartei suchen sollen.
Der Bischof betonte auch, dass die Mörder von König Ya Naa Yakubu Andani II. und der weiteren 40 Opfer sich vor Gericht verantworten sollten und die beiden Clans sich gemeinsam für die Überwindung der Unterschiede einsetzen sollten. In diesem Zusammenhang appellierte er auch an die Medien mit der Bitte um wahrheitsgemäße Berichterstattung und Mäßigung.
Bischof Boi-Nai bekräftigte, dass der Friede eine unverzichtbare Voraussetzung für die Entwicklung in der Region sei und betonte das Engagement der Kirche für die menschliche Förderung. Zu den Problemen der Region, derer sich die Kirche annimmt, gehört die Tatsache, dass behinderte Kinder von ihren Familien ausgestoßen werden und oft Opfer von rituellen Morden werden. Der Bischof betonte in diesem Zusammenhang, dass die Kirche versuche, Familien, die ihre Kinder nicht behalten wollen, diese den Schwestern von der Nächstenliebe anzuvertrauen, die in Kumasi ein Waisenheim führen. Nach Ansicht des Bischofs ist der Grund für die große Anzahl von Kindern, die mit einer Behinderung zur Welt kommen, auf die mangelnde Versorgung der Mütter während der Schwangerschaft zurückzuführen. (LM) (Fidesdienst, 12/06/2007 - 37 Zeilen, 459 Worte)


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