AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - „Es muss ein Kontroll- und Ausgleichssystem geschaffen werden, eine Reform der Streitkräfte stattfinden und ein Programm zur Schaffung von Infrastrukturen auf den Weg gebracht werden, damit der Kongo endgültig aus der Krise herausfindet“, so der katholische Geistliche, der die Unabhängige Wahlkommission leitet

Mittwoch, 28 März 2007

Rom (Fidesdienst) - „Die Demokratie ist eine Frage der Kultur. Wir brauche Zeit, damit diese in unserem Land Wurzeln schlagen kann“, so der katholische Geistliche Apollinaire Malu Malu Muholungu, der seit 2004 Vorsitzender der „Unabhängigen Wahlkommission“ ist, die eine grundlegende Rolle bei den jüngsten Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo spielte.
Der katholische Priester hält sich zurzeit als Gast der Gemeinschaft Sant’Egidio in Rom auf, wo er zu einem Gespräch mit Journalisten zur Verfügung stand. Dabei wurde er auch um einen Kommentar zu den jüngsten Unruhen in Kinshasa gebeten, wo sich die Soldanten der Leibwache des Senators Jean Pierre Bemba, die nicht in die regulären Streitkräfte eingliedern lassen wollen, und die Wache des Präsidenten Joseph Kabila gegenüberstanden (vgl. Fidesdienst 23. und 26. März 2007). Nach Angaben der Botschafter der Europäischen Union in Kinshasa sollen bei den Unruhen bereits über 600 Menschen ums Leben gekommen sein. „Das Vorgehen der Militärs war zweifelsohne übertrieben, doch man konnte nicht tolerieren, dass ein bewaffnete Gruppe bereit gewesen wäre außerhalb der Legalität der Hauptstadt des Landes zu handeln. Doch es stimmt auch, dass man zu lange zugelassen hat, dass das Problem sich zuspitzte, nachdem die Streitkräfte, um zu verhindern, dass man ihnen vorwerfen könnte, sie wollten den Anführer der Opposition einschüchtern, vor den Wahlen nicht eingegriffen haben“. Auf die Anfrage des Fidesdienstes erklärte der katholische Geistliche, dass die Episode zwar schlimm sei, man sie jedoch nicht zu sehr hoch spielen sollte. „Die Situation ist mit Sicherheit schwierig, doch dieses Ereignis sollte als ein armeeinternes Problem betrachtet werden und nicht als eine frage die die politischen Kräfte des Landes spaltet. Das Problem besteht darin, dass der Polizei die Verantwortung für die innere Ordnung übertragen werden muss. Die Armee sollte aus den Städten verschwinden und dafür zuständig sein, das nationaler Territorium gegen Angriffe von außen zu verteidigen und die Grenzen zu schützen. Die Soldaten sollten nur bewaffnet unterwegs sein, wenn sie im ‚Dienst sind und sie sollten gut bezahlt werden, damit man verhindern kann, dass sie zu Lasten der Bevölkerung leben. Gegenwärtig gibt es keinen Unterschied zwischen den Mitgliedern einer Miliz und den Regierungssoldaten: wenn sie sie in ein Dorf kommen, verhalten sie sich gleich und plündern vor allem die Wohnungen von Zivilisten“. Wie der kongolesische Priester betont, sollten vor allem weitere Bemühungen zur Schaffung einer nationalen Armee unternommen werden. „Bisher hat man eine Art Bastelarbeit betrieben“, so der Apollinaire Malu Malu Muholungu, „denn man hat Männer aus verschiedenen Guerrillabewegungen zusammengetan, die sich im Krieg als Gegner gegenüberstanden, doch es wurde weder ein einheitliches Bewusstsein noch ein gemeinsames Kommando geschaffen. Wir hoffen, dass uns dies mit Hilfe der internationalen Staatengemeinschaft gelingen wird.“
Eine weitere Herausforderung für die Demokratische Republik Kongo besteht nach Ansicht des Priesters in der Verwirklichung der Erwartungen der Menschen: „Der Kongo lebt seit der Unabhängigkeit im Jahr 1960 in einer Phase des Übergangs. Es gab sechs Staatsstreichs und in den 70er Jahren ist es Präsident Mobutu nicht gelungen, die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die sich dem Land anboten, zu nutzen. Wertvolle Ressourcen gingen durch Korruption verloren und das Land besitzt keine Infrastrukturen. Es gibt weder Straßen, noch Brücken oder befahrbare Flusswege und Flughäfen. Nach dem Ende der Übergangszeit und dem Demokratisierungsprozess möchten die Menschen im Land solche Dinge und damit eine Zukunft für die eigenen Kinder sehen.“
Abschließend betont er auch die wichtig Rolle der Bürger des Landes: „Das gute Gelingen der Wahlen ist ein Verdient der ganzen Bevölkerung, die eine große Reife unter Beweis gestellt hat. Nun wurde das Staatsoberhaupt gewählt und es müssen Kontrollmechanismen geschaffen werden, es muss ein Ausgleich der Macht gewährleistet sein, denn darin besteht das Wesen der Demokratie. Und dabei spielen such die Bürger eine unverzichtbare Rolle. (LM) (Fidesdienst, 28/03/2007 - 53 Zeilen, 650 Worte)


Teilen: