VATIKAN - „Der Christ ist stets zum Engagement gegen die vielfachen Angriffe auf das Recht auf Leben berufen … das Leben ist das erste Gut, das wir von Gott erhalten und die Grundlage aller anderen“: Papst Benedikt XVI. empfängt die Teilnehmer der Versammlung der Päpstlichen Akademie für das Leben in Audienz

Montag, 26 Februar 2007

Vatikanstadt (Fidesdienst) - „Das christliche Gewissen empfindet ein inneres Bedürfnis, sich durch die vielfachen und tief greifenden Motivationen zu speisen und zu stärken, die für das Recht auf Leben sprechen. Dies ist ein Recht, das von allen geschützt werden muss, denn es ist das grundlegende Recht im Hinblick auf alle anderen Rechte“, so Papst Benedikt XVI. in seiner Ansprache an die Teilnehmer der Generalversammlung der Päpstlichen Akademie für das Leben, und des internationalen Kongresses zum Thema „Das christliche Gewissen im Dienst des Rechts auf Leben“, die er am 24. Februar in Audienz empfing.
Der Papst erinnerte an die Aussagen, die zu diesem Thema in der Enzyklika „Evangelium vitae“ enthalten sind“ und betonte, dass der Christ stets zum Engagement „gegen die vielfachen Angriffe auf das Recht auf leben berufen ist“. „Dabei weiß er, dass er auf die Motivationen zählen kann, die tief im Naturrecht verwurzelt sind und die deshalb jeder Menschen mit eine aufrichtigen Gewissen teilen kann“. Es sei zwar viel getan worden, um die Inhalte dieser Motivationen in der christlichen Glaubensgemeinschaft und in der Gesellschaft bekannt zu machen, „doch die Angriffe auf das Leben haben sich trotzdem in aller Welt ausgedehnt und vervielfacht, und dabei auch neue Formen angenommen“.
In den Ländern Lateinamerikas und in den Entwicklungsländern, werde der Druck im Hinblick auf die Legalisierung von Abtreibungen zunehmend stärker und gleichsam gebe es immer mehr politische Maßnahmen zur Bevölkerungskontrolle, „obschon man inzwischen die Schädlichkeit auch auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene kennt“. In den Industrieländern „wächst das Interesse an der hoch entwickelten biotechnologischen Forschung, die im Dienst des Wunsches nach dem ‚perfekten Kind’ feine und ausgeklügelte Selektionsmechanismen finden soll, wobei die künstliche Fortpflanzung und verschiedene Formen der Diagnose eine solche Selektion gewährleisten sollen“, es werden Gesetze zur Legalisierung der Euthanasie gefördert und die Legalisierung von alternativen Formen des Zusammenlebens befürwortet. „In einer solchen Situation zeigt das Gewissen - überwältigt von den Mitteln des kollektiven Drucks - nicht genug Wachsamkeit“, so der Papst, „im Hinblick auf das Gewicht der verhandelten Probleme und die Macht der Stärksten schwächt und lähmt anscheinend auch die Menschen guten Willens“.
Deshalb sei es dringend notwendig, an das Gewissen zu appellieren, und insbesondere an das christliche Gewissen. „Die Bildung eines wahren Gewissens, das auf der Wahrheit gründet, eines aufrichtigen Gewissens, das entschlossen ist diese Regeln zu befolgen, ohne Widersprüche, ohne Verrat und ohne Kompromisse, ist heute ein schwieriges jedoch gleichsam unverzichtbares Unterfangen. Und es ist ein Unterfangen, das leider von verschiedenen Faktoren behindert wird“, so Papst Benedikt XVI. weiter, der auch an die wachsende Ablehnung der christlichen Tradition erinnerte und an die Überzeugung, die manche vertreten, „dass das individuelle Gewissen, damit es frei sein kann, sich der Bezügen auf die Tradition und auf die Vernunft entledigen muss. So ist das Gewissen, das von der Vernunft geleitete wird, die nach Wahrheit strebt, nicht mehr Licht, sondern es wird zu einem einfachen Hintergrund, auf das die Mediengesellschaft die widersprüchlichsten Bilder und Impulse projiziert“.
Heute sei es notwendig „wieder den Wunsch nach der Kenntnis der authentischen Wahrheit zu wecken, zum Schutz der eigenen Entscheidungsfreiheit angesichts des Verhaltens der Massen und der heuchlerischen Werbung, damit die Leidenschaft für die sittliche Schönheit und die Klarheit des Gewissens wieder genährt wird.“ Dies sei Aufgabe von Eltern und Erziehern aber auch der christlichen Gemeinde gegenüber ihren Gläubigen. „Wir dürfen uns nicht mit eine flüchtigen Kontakt mit den wichtigsten Glaubenswahrheiten während der Kindheit zufrieden geben, sondern wir müssen das Wachstum auf den verschiedenen Etappen des Lebens begleiten und Gedanken und das Herz auf die Aufnahme der grundlegenden Pflichten vorbereiten, auf denen das Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft basiert“, so Papst Benedikt XVI. „Wenn es keine kontinuierliche und qualifizierte Bildung gibt, dann gibt es Probleme bei der Urteilsfähigkeit im Hinblick auf Fragen, denen uns die Biomedizin zum Thema Sexualität, ungeborenes Leben und Fortpflanzung sowie die Pflege von Patienten und den Umgang mit den schwächeren Gesellschaftsschichten gegenüberstellt.“
Der Papst ruft Familien und Pfarrgemeinden auf, die Bildung von Jugendlichen und Erwachsenen zu fördern: „… bei der Glaubensunterweisung für Kinder und Jugendliche müssen wir die christliche Bildung mit konsequentem Sprechen über moralische Werte verknüpfen, etwa was Körperlichkeit, angeht, Sexualität, menschliche Liebe, Zeugung und Respekt für das Leben in jedem Augenblick. Gleichzeitig müssen wir mit stichhaltigen und präzisen Gründen Verhaltensweisen ankreiden, die diesen primären Werten zuwiderlaufen. Hierbei muss das Werk der Priester durch den Einsatz erziehender Laien, auch Spezialisten ergänzt werden, die sich dem Ziel verschieben haben, die kirchlichen Realitäten mit ihrem vom Glauben erleuchteten Wissen zu leiten“.
Abschließend dankte Papst Benedikt XVI. den Philosophen, Theologen, Wissenschaftlern und Ärzten, die „in einer manchmal chaotischen und gewaltsamen Welt“ dazu beitragen können „das in vielen Herzen die vielsagende und klare Stimme des Gewissens wieder spricht“. In diesem Zusammenhang erinnerte der Papst an die Lehre des Konzils, das Laien auffordert „sorgfältig Rechte und Pflichten zu erkennen, die ihnen als Mitgliedern der Kirche zu kommen und sie von denjenigen zu unterscheiden, die sie als Mitglieder der Gesellschaft haben … damit sie lernen, diese aufeinander abzustimmen, indem sie sich daran erinnern, dass sie sich bei allen weltlichen Dingen vom christlichen Gewissen leiten lassen sollen, damit kein menschliches Tun, auch nicht das weltliche sich Gott entzieht“ (vgl. Lumen gentium, 36). Abschließend betonte der Papst: „Das Leben ist das erste gut, das wir von Gott empfangen und die Grundlage aller anderen; allen das Recht auf Leben auf gleiche Weise zu garantieren ist eine Aufgabe, von deren Erfüllung die Zukunft der Menschheit abhängt“. (SL) (79 Zeilen, 945 Worte)


Teilen: