AFRIKA/GUINEA - Guinea bleibt weiterhin vom Generalstreik und vom Kriegsrecht gelähmt: die Krise wirkt sich auch auf die angrenzenden Länder aus

Samstag, 17 Februar 2007

Conakry (Fidesdienst) - Aus Guinea werden zwar keine weiteren Unruhen gemeldet, doch die Ruhe wird von den Spannungen in der Landeshauptstadt Conakry beherrscht, wo es eine Woche lang zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Ordnungskräften gekommen war, bei denen mindestens 110 Menschen starben. Infolge dieser Ereignisse verhängte Staatspräsident Lansana Conté das Kriegsrecht und eine Ausgangssperre (vgl. Fidesdienst vom 14. Februar 2007). Weitere 22 Menschen starben bei einem Brand in einer Haftanstalt, der von Häftlingen bei einem Fluchtversuch verursacht wurde.
Die Situation könnte sich von einem Moment auf den anderen Wieder zuspitzen, vor allem auch da die Einwohner des Landes der Verhaltensweise der Regierungssoldaten müde sind, die unterschiedslos auf wehrlose und friedliche Zivilisten schossen und Frauen vergewaltigt haben sollen.
Jegliche wirtschaftliche Tätigkeit wurde durch den von den Gewerkschaften zum Protest gegen die Ernennung eines Premierministers ausgerufen wurde, der mit dem Regime Conté zusammenarbeiten soll, während man einen unabhängigen Politiker gefordert hatte, wie dies in den Vereinbarungen zur Beendigung des Generalstreiks vom Januar festgelegt worden war. Unterdessen ist es für die Einwohner des Landes auch nicht einfach, die notwendigen Lebensmittel zu beschaffen und das Wenige, das sie finden, bezahlen sie zu Höchstpreisen. Infolge des Generalstreiks liegt auch der Export des für die Herstellung von Aluminium benötigten Bauxits still, der zu den wichtigsten Einnahmequellen des Landes gehört. Die Blockade der Ausfuhr wirkte sich auch umgehend auf den Rohstoffmarkt aus, und die Aluminiumpreise stiegen an den wichtigsten Weltbörsen seit Beginn der Woche um 8%. In Guinea befinden sich die beiden wichtigsten Aluminiumhersteller, weshalb die interne Krise auch Auswirkungen auf internationaler Ebene hat. Neben den wirtschaftlichen und finanziellen Folgen, dürfen auch die Auswirkungen auf die Nachbarländer in der Region nicht übersehen werden. Guinea liegt in einer von Instabilität und bewaffneten Konflikten gekennzeichneten Region (Liberia, Sierra Leone, Cote d’Ivoire, Guinea Bissau). Der Anstieg der Preise für Hauptnahrungsmittel in Sierra Leone wird zum Beispiel auf die jüngsten Ereignisse in Guinea zurückgeführt.
Die angrenzenden Länder befürchten also eine Ausdehnung der Krise über die Landesgrenzen von Guinea hinaus und setzten sich - bisher jedoch noch ohne Erfolg - für eine Lösung ein. Die Wirtschaftsgemeinschaft der Westafrikanischen Staaten (CEDEAO/ECOWAS) ernannte den ehemaligen nigerianischen Staatspräsidenten Ibrahim Babangida zum Mittler in der Krise.
Die Vereinigten Staaten, Frankreich und die Afrikanische Union baten Staatspräsident Contè um die Aufhebung des Kriegsrechts und die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit der Opposition. Frankreich und die Vereinigten Staaten evakuierten unterdessen die eigenen Bürger und die anderer Staaten aus Guinea.
Der Ursprung der Krise ist in der Verschlechterung der Lebensbedingungen der Bevölkerung und das Fehlen besserer Zukunftsperspektiven zu suchen, während in den Institutionen im Land Korruption und Vetternwirtschaft weit verbreitet sind. (LM) (Fidesdienst, 17/02/2007 - 44 Zeilen, 448 Worte)


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