EUROPA/FRANKREICH - Pater Robert Caspar von den Weißen Vätern verstorben: Er war Islamexperte und Gründer der islamisch-christlichen Forschungsgruppe (GRIC)

Freitag, 12 Januar 2007

Lyon (Fidesdienst) - Pater Robert Caspar wurde 1923 geboren und 1951 zum Priester geweiht. Als Mitglied der Afrikamissionare (Weiße Väter) wurde er nach Tunesien entsandt, wo er am Institut des Belles Lettres Arabes (IBLA) in Tunis Arabisch und Islamkunde studierte. Später studierte er in Rom Theologie. Während eines Studienaufenthalts in Kairo spezialisierte er sich in den Jahren von 1955 bis 1958 im vergleichenden Studium der beiden Religionen. Lange Zeit unterrichtete er in Tunis und im heutigen Päpstlichen Institut für Arabische Studien und Islamkunde (PISAI). Seit 1969 lebte er abwechselnd für länger Zeit in Tunesien und in Rom. 1995 kehrte er wegen einer Krankheit nach Frankreich zurück, wo er die letzte Zeit seines Lebens im Haus der Weissen Väter in Tassy (Tourettes, Var) verbrachte, wo er am 10. Januar starb.
Sein leben widmete er hauptsächlich der Lehrtätigkeit und der Forschung: er unterrichtete islamische Theologie und Mystik und veröffentlichte zahlreiche Handbücher, Artikel und Beiträge zu diesem Thema. Insbesondere widmete er sich auch dem wissenschaftlichen Studium des christlich-islamischen Dialogs und dessen historischer Entwicklung. Sein wichtigstes und für die damalige Zeit innovativstes Werk war die Gründung der islamisch-christlichen Forschungsgruppe (GRIC) im Jahr 1975. In dieser Gruppe schlossen sich muslimische und christliche Denker zusammen, die sich bei ihrem Dialog nicht hinsichtlich ihrer jeweiligen Position konfrontieren sollten, sondern vielmehr in der Perspektive der Treue zum jeweils eigenen Glauben und religiösen Überzeugung eine gemeinsame wissenschaftliche Forschung betrieben. Seine akademische Forschungstätigkeit hielt Pater Caspar jedoch nie von der Ausübung seines Priesteramtes in den kleinen christlichen Gemeinden Tunesiens ab. Zugleich gestaltete er in Frankreich zahlreiche Studienveranstaltungen des Sekretariats der Bischöfe für Katholiken, die mit Muslimen zusammenleben. Aus diesem Grund spielte Pater Caspar zweifelsohne eine wichtige Rolle in der Entwicklung der islamisch-christlichen Beziehungen in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. (SL) (Fidesdienst, 12/01/2007 - 29 Zeilen, 307 Worte)


Teilen: