AFRIKA/SOMALIA - „Es sollte kein Benzin auf das Feuer geschüttet werden“, warnt der Bischof von Dschibuti

Dienstag, 9 Januar 2007

Mogadischu (Fidesdienst) - „Umsicht sollte jedes menschliche Handeln leiten. Umso mehr, wenn man in einen Land wie Somalia handelt. Mit einer solchen Handlung läuft man Gefahr, dass man zusätzliches Benzin auf eine bereits explosive Situation schüttet“, so der Apostolische Administrator von Mogadischu, Erzbischof Giorgio Bertin von Dschibuti, im Gespräch mit dem Fidesdienst zu dem Luftangriff eines US-amerikanischen Militärflugzeuges auf das Dorf Badel im Süden Somalias am Nachtmittag des 8. Januar. „Ich glaube nicht, dass dieser Angriff die Beliebtheit der fragilen Übergangsregierung bei der der somalischen Bevölkerung fördern wird“, so der Bischof weiter.
Wie aus Presseberichten hervorgeht, wurde bei dem Angriff ein wichtiger Anführer einer Terrorgruppe ermordet, der an den Anschlägen auf die amerikanischen Botschaften in Kenia und Tansania im Jahr 1998 beteiligt gewesen sein soll. Während weitere Terroristen seit einiger Zeit Ziel westlicher Sicherheitsdienste sein sollen, die in der Region tätig sind. Darunter auch die Verantwortlichen des Mordes an Annalena Tonelli, der katholischen freiwilligen Helferin, die 2003 in Somalia ermordet wurde (vgl. Fidesdienst vom 6. und 9. Oktober 2003). „Seit Jahren wiederhole ich, dass die Mandanten des Mordes an Annalena Tonelli und anderen Mitarbeitern westlicher Hilfsorganisationen in Mogadischu gesucht werden müssen, wo sich islamistische Elemente niedergelassen hatten, die eine Hasskampagne gegen alles durchführten, was mit dem Westen in Verbindung gebracht wird“, bekräftigt Erzbischof Bertin. „Dies heißt jedoch nicht, dass wir nicht auch betonten müssen, dass es andere Wege zur Bekämpfung des Extremismus gibt. Wenn man Tod und Zerstörung sät, dann ist dies, abgesehen von ethischen Aspekten, nicht produktiv, auch wenn man den Terrorismus bekämpfen will“.
Der somalische Interims-Präsident Abdullahi Yusuf Ahmend, kam am gestrigen 8. Januar erstmals seit seiner Wahl im Oktober 2004 nach Mogadischu. Er erklärte, dass das US-amerikanische Militär, das Recht habe, Al-Kaida-Terroristen in aller Welt anzugreifen: vor dem Hintergrund dieser Strategie fand die Inkursion in Somalia statt.
Der somalische Präsident hat die schwierige Aufgabe, Stabilität in einem Land zu schaffen, in dem es seit 2001 keine stabile Regierung mehr gibt, und das seither in den Abgrund der Anarchie und des Bürgerkriegs gestürzt ist. Nach der Vertreibung der Islamisten aus Mogadischu mit Hilfe äthiopischer einheiten will die Übergansregierung nun eine Stabilisierung durch den Einsatz einer afrikanischen Friedenseinheit herbeiführen. „Die internationale Staatengemeinschaft muss den Rahmen schaffen, innerhalb dessen es möglich ist, dass die Somalier eine Friedenspolitik formulieren können“, so Erzbischof Bertin. „In Somalia gibt es ein Sprichwort, das besagt: „Nur der Krüppel weis, in welcher Position er schlafen kann“. Dies gelte auch für die Somalier. Allein sie wüssten, welche Schritte zur Stabilisierung des Wortes unternommen werden müssen. „Wichtig ist es jedoch, dass die internationale Staatengemeinschaft ihre Bemühungen unterstützt und die Spaltung in Somalia nicht zu anderen Zwecken nutzt“, so der Bischof. (LM) (Fidesdienst, 09/01/2007 - 40 Zeilen, 456 Worte)


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