VATIKAN - AVE MARIA von Don Luciano Alimandi - „Maria: Mutter, die über unser Herz bewacht“

Mittwoch, 3 Januar 2007

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Das neue Jahr beginnt mit vielen Glückwünschen und anderem, worüber man oft vergisst, dass die Kirche die ganze Welt einlädt die Augen auf einen Horizont zur richten, der eines Tages ewig sein wird. Aus diesem Horizont geht Maria, die Gottesmutter auf. Wie ein Leuchtturm, strahlt die Jungfrau Maria in die Welt und in den Raum, wo der Weg jedes Christen hinführt, der, wenn auch mit großer Mühe danach strebt, mit Christus eins zu werden: menschgewordene Heiligkeit.
Das Dogma der „Theotokos“, dem wir am Hochfest der Gottesmutter am 1. Januar gedenken, definiert gerade diese zentrale Wahrheit des Glaubens: Christus ist seit jeher der Sohn Gottes und der Sohn Mariens durch die menschliche Geburt. Die Ausdrucksformen des Staunens, der Bewunderung, des Lobes sind unzählig … die in allen Jahrhunderten und an allen Orten der Welt die Wahrheit des Glaubens an die Gottesmutterschaft Mariens umgeben und erläutert, besungen und dargestellt haben, in die sich Heerscharen von Christen verliebten.
Führt diese Realität des ewigen Lebens heute noch zu Verliebtheit? Hat sie eine effektive Auswirkung auf unser konkretes Leben als Christen?
Glaubenswahrheiten sollten sich notwendigerweise immer auf das Leben derjenigen auswirken, die sich zu ihnen bekennen, ansonsten würde das Christentum zu einer reinen Philosophie, einer Vorstellung, einer Überzeugung, die zwar Wurzeln hat, aber das Leben nicht ewig machen kann. Das Christentum ist eine Wahrheit, die Mensch wird, denn seine Wahrheit ist Christus, der Sohn Gottes, der in Maria durch den Heiligen Geist Mensch geworden ist. Das Wort ist einer von uns geworden, damit wir ihm ähnlich werden. Deshalb bedeutet „Glaube“ in der christlichen Religion „wandelnde Einheit“: wenn wir an Christus glauben, werden wir ihm ähnlich und sind nicht länger wie vorher. Wie beim heiligen Paulus lässt der Heilige Geist auch uns sagen: „nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20).
Aufgrund derselben Dynamik des christlichen Glaubens ist es auch nicht möglich „außerhalb“ der Glaubenswahrheiten zu leben, als ob sie nur unseren Intellekt und nicht auch unsere Leben betreffen würden; die Dogmen, müssen, damit sie wirklich geglaubt werden, „Fleisch unseres Fleisches“ werden, denn erst dann werden wir Jünger Christi sein.
Aufgabe der Gottesmutter ist es, in uns die Wahrheit des Evangeliums Mensch werden zu lassen; so wie Christus durch sie in die Welt kam, kommt er ebenfalls durch zu uns, wird in uns Mensch, wie es der heilige Louis Grignion de Monfort in seinen Schriften wunderbar verkündet.
Benedikt XVI. benutzt diese Ausdrucksweise der „geistigen Menschwerdung“ und beschreibt damit den göttlichen Plan für jeden Christen, der sich im Lauf seines irdischen Lebens, der vermittelnden Ankunft Christi bei sich selbst öffnet. Der Heilige Vater tat dies auf den Spuren der Aussagen des heiligen Bernhard, der als Kirchenlehrer über das „vermittelnde Kommen Christi“ spricht, als er am ersten Adventssonntag sagte: „der Archetyp für dieses Kommen Christi, das wir auch als ‚geistige Menschwerdung’ bezeichnen könnten, ist seit jeher Maria. Genau wie die Mutter Gottes ihn ihrem Herzen das fleischgewordene Wort bewahrte, so ist jede Seele und die ganze Kirche berufen, auf ihrer irdischen Pilgerreise, auf Christus zu warten, der kommt und ihn mit immer neuem Glauben und Liebe aufzunehmen.“ (vgl. Papst Benedikt XVI., 1. Vesper zum ersten Adventssonntag, 2. Dezember 2006).
Es gibt Mystiker, die sich mit dieser außergewöhnlichen Gnade der geistigen Menschwerdung befassen, wie zum Bespiel die Mexikanerin Concepcion Cabrera de Armida (1862-1937), die erst Braut, dann Mutter und schließlich Witwe war und zwei religiöse Orden gründete; sie sprach von der ‚mystischen Menschwerdung’, die der Herr allen seinen wahren Jüngern schenkt, angefangen bei seinen Priestern. Wie Monfort, hat auch Concepcion hervorgehoben, dass Maria eine unersetzbare Rolle spielt, wenn es darum geht, eine solche Vereinigung zu ermöglichen. Wenn wir ihn wirkliche lieben und ihm nachfolgen, wird sie uns unfehlbar zu dieser verwandelnden Einheit mit Jesus führen, die mit anderen Worten die wahre Heiligkeit des Lebens ist, das innere Wesen des Christentums: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, / sondern aus Gott geboren sind.” (Joh 1,12-13). (Fidesdienst, 03/01/2007 - 53 Zeilen, 692 Worte)


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