VATIKAN - DIE WORTE DER GLAUBENSLEHRE von don Nicola Bux und don Salvatore Vitiello - Das Datum von Weihnachten: “Dionysus hat sich nicht geirrt”

Donnerstag, 28 Dezember 2006

Vatikanstadt (Fidesdienst) - In diesen Tagen trifft man des öfteren auf Beiträge und Zeitschriften, auch aus dem Bereich angesehener Kommunikationsmittel, die eine symbolische Lektüre des Weihnachtsfestes und mit ihr der bezüglichen Daten und historischen Anhaltspunkte des Ereignisses der Geburt des Erlösers vertreten.
Diese Lektüren sind jedoch auch von neuesten Studien völlig überwunden. Deshalb erscheinen einige historische und damit theologische Präzisationen angebracht.
Die Koordinate, die Lukas angibt, um das Jahr der Geburt des Herrn festzulegen, ist das Edikt des Kaisers Augustus. Wann wurde es erlassen, d.h. in welchem Jahr des römischen Kalenders? Wir werden uns mit diese Frage nicht näher beschäftigen. Aber auch in diesem Fall wurde zu leichtfertig
von einem Fehler des Mönches Dyonisius geredet, der 525 von der Kirche Roms damit beauftragt wurde, die Verfassung der chronologischen Tafel des Datums des Osterfestes fortzuführen, die seinerseits vom alexandrinischen Bischof Kyrillus in Ägypten angefertigt wurde. Dyonisus begann jedoch nicht vom Datum des Anfangs des Reiches von Diokletian (285 unseres christlichen Kalenders) - Datum das die koptische Kirche auch heute noch benützt zur Berechnung ihres Kalenders, d.h. der Beginn der Ära der Märtyrer - sondern er begann mit der Menschwerdung Jesu Christi.
Wenn man auch die genaue von ihm angewandte Methode nicht kennt, so herrscht doch die These, dass er sich geirrt hatte, als er die Geburt Jesu “nach dem Tode Herodes” angesetzt hatte, d.h. 4 oder 6 Jahre nachdem sie wirklich stattgefunden hätte, was mit dem 748ten Jahr Roms gleichzusetzen wäre. Man kann aber beweisen, dass es nicht so ist, denn die Einwände, die gegenüber seinen Berechnungen gebracht worden waren sind ungültig, da sie zum Beispiel nicht berücksichtigen, dass Josef Flavius, auf den er sich normalerweise für dieses und für andere Daten bezieht, sich aufgrund einer von ihm aufgeführten Mondfinsternis gerade über das Todesjahr Herodes´ des Grossen geirrt hatte.
Darüberhinaus wird ihm vorgeworfen nicht die 0 in der Berechnung benutzt zu haben, etwas das zu seiner Zeit fehlte. Dyonisius übernahm auf alle Fälle das Datum des 25. Dezember, das nicht willkürlich in denchristlichen Kirchen eingeführt worden war. Laut Tertullian wäre Jesus im 752ten Jahr Roms geboren, 41tes des Reiches Augustus´. Die modernen Forschungsinstrumente erlauben die Daten mit den astronomischen Elementen zu verbinden, die deren Sicherheit garantieren; so werden die Kontraste zwischen der jüdischen Welt und der christlichen Kultur überwunden, die vielleicht die Historiker beeinflusst haben. Die Chronologie kann rekonstruiert werden, wie es zum Beispiel der bedeutende Historiker Giorgio Fedalto getan hat, indem man die verschiedenen chronologischen Tafeln miteinander vergleicht (vgl. cfr. Storia e metastoria del cristianesimo. Questioni dibattute, Verona 2006, pp 39-58 e Carsten Peter Thiede, La nascita del cristianesimo, Milano 1999, pp 267-322).
Auch zu den Ankündigungen, die der Geburt des Herrn vorausgehen, können wir einige Überlegungen anstellen. Lukas, der Jesus und seine Ankunft historisch einordnen will, gibt uns eine andere Koordinate: er beginnt sein Evangelium mit der Nennung einer jüdisch-christlichen Tradition, einem scheinbar unwesentlichen Faktum, das jedoch historisch von seinen Zeitgenossen noch vor 70 n. Chr. verifiziert werden kann. Gemäss dem Evangelisten hatte der Erzengel Gabriel den Priester Zacharias, während er “in der Ordnung (ephemeria) seines Dienstes (taxis) sein priesterliches Amt versah”, angekündigt, dass seine Frau Elisabeth einen Sohn emfangen werde. Lukas bezieht sich also auf die von David festgelegte Folgeordnung (1 Chronik 24, 1-7.19): die 24 Klassen lösten sich in einer unabänderlichen Ordnung im Dienste des Tempels von Samstag zu Samstag ab, zweimal im Jahr. Dies war in jüdischen Kreisen und auch in jüdisch-christlichen Kreisen bekannt. Die zweimal jährlich vorgeschriebene Schicht für die Klasse Abia fiel in die Zeit vom 8 bis 14 Tag des dritten Monats des jüdischen Kalenders (Mondkalender) und in die des 24 bis 30 Tages des achten Monats (vgl. Shemarjahu Talmon, The Calendar Reckoning of the sect from the Judean Desert. Aspects of the Dead Sea Scrolls, in Scripta Hierosolymitana, vol IV, Jerusalem 1958, pp 162-199 e Antonio Ammassari, Alle origini del calendario natalizio, in Euntes Docete, 45, 1992, pp 11-16. Dieses zweite Mal entspricht im Sonnenkalender der letzten Dekade des September.
So ist auch die Geburt des Täufers historisch festgelegt (Lk 1, 57-66) und entspricht dem 24 Juni, neun Monate später. So auch der Engel in der Verkündigung an Maria “im sechsten Monat” (1,28) nach der Empfängnis Johannes´in Schosse Elisabeths, d.h. am 25. März. Letzte Konsequenz ist also das historische Datum der Geburt Jesu am 25. Dezember, neun Monate später.
Questa seconda volta, secondo il calendario solare corrisponde all’ultima decade di settembre.
Im syrianischen liturgischen Kalender gibt es eine “Subara”, eine Zeit der Verkündigung, die aus sechs Sonntagen besteht (siehe ambrosianischer Advent), der erste der Verkündigung der Geburt Johannes des Täufers an seinen Vater Zacharias geweiht, der nach dem byzantinischen Kalender und der lateinischen Kirche des hl. Landes am 23. September gefeiert wird. So bewahren die Byzantiner (und Lateiner) den 23. September als historisches fast präzises Datum, mit einem Unterschied von nur zwei Tagen. Das gleiche kann man von den Daten der anderen Feste der Geburt des Täufers, der Verkündigung an Maria und der Geburt Jesu sagen. Die Liturgie der Kirche hat diese diese Daten zuerst geschichtlich festgelegt und begangen (siehe die Beschneidung am achten Tage nach der Geburt, die Darstellung im Tempel am vierzigsten), vor allem die Geburt des Herrn. Die Tatsache, dass man es manchmal mit dem Fest des 6. Januar zusammengelegt hatte hängt mit dem byzantinischen Kalender zusammen, der mehrere epiphanische Ereignisse (Ankunft der Hl Drei Könige, Taufe im Jordan, Hochzeit zu Kana) zusammen feierte, aber auch davon, dass sich die Kirchen gegenseitig die Daten der Feierleichkeiten mitteilten und die Möglichkeit hatten ihre historische Zuverlässigkeit zu überprüfen.
Vor allem in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts hingegen verbreitete sich von Seiten der Liturgiker die Idee, dass der 25. Dezember nur ein konventionelles Datum sei, das von den Christen Roms ausgewählt wurde, um das Fest der Geburt der unbesiegbaren Sonne, d.h. das Fest des Gottes Mytra oder des Herrschers, zu ersetzen, das in die Zeit der Wintersonnwende fiel.
In Wirklichkeit hätte die Kirche, vor allem nach dem Edikt Konstantins, auch vom Wunsch bwewgt worden sein können, ein dekadentes Fest des Heidentums neu aufzuwerten, jedoch nicht ein so zentrales Datum einfach zu erfinden. Man denke daran, dass im byzantinischen Ritus das Datum von Mariä Verkündigung den Sonntag und Gründonnerstag verdrängt, und wenn es mit Ostern zusammenfällt, wird der halbe Kanon gesungen, die poetische Komposition von zwei Festen. Das ununterbrochene Andenken wurde also durch die Liturgie sanktioniert, aber das Evangelium nach Lukas mit seinen Angaben von Orten, Daten und Personen hat wesentlich dazu beigetragen. (Fidesdienst, 28/12/2006; Zeilen 76; Worte 1066)


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