AFRIKA/SUDAN - Der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls in seiner Ansprache bei der vierten Versammlung des Menschenrechtsrates: „Die Opfer in Darfur sind nicht nur statistische Daten, sondern reelle Menschen. Das Handeln zur Beendigung der Massaker muss vor allem politische Vereinbarungen und die Berücksichtigung von Wirtschaftsinteressen zum Ziel haben“

Mittwoch, 13 Dezember 2006

Genf (Fidesdienst) - „Drei Jahre lang hat der Heilige Stuhl mit großer Sorge das schreckliche Leiden der Menschen verfolgt, die von den tragischen Konflikten betroffen sind, die in regelmäßigen Abständen in der sudanesischen Region Darfur ausbrechen“, so der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen, Erzbischof Silvano M. Tomasi, am 12. Dezember in seiner Ansprache bei der vierten Sitzung des Menschenrechtsrates, bei der die Situation in Darfur im Mittelpunkt stand.
„Die Situation in dem Territorium bringt schreckliche Menschenrechtsverstöße mit sich“, heißt es in der Erklärung weiter, die dem Fidesdienst vorliegt. „Unter den Schrecken, auf die der Vatikanvertreter hinweist sind vor allem die Ermordung von Kindern, sexueller Missbrauch und Vergewaltigung von Frauen und Mädchen, Zwangsumsiedelung der Bevölkerung, Brände in den Dörfern, Übergriffe auf Aufnahmelager für Vertriebene, Angriffe gegen unschuldige Zivilisten. Erzbischof Tomasi erinnert nicht nur an die umgehenden Auswirkungen dieser Verbrechen, sondern auch an deren langfristige Folgen: „Die Zerstörung der Landwirtschaft schränkt die Lebensmittelproduktion ernsthaft ein; die Beziehungen zwischen den verschiedenen Volksgruppen werden nur schwer wieder hergestellt werden können; die Gefahr einer Destabilisierung der ganzen Region nimmt zu; traumatisierte Flüchtlinge werden immer mehr Schwierigkeiten haben, wenn es darum geht ein neues Leben zu beginnen.“
Der Vertreter des Heiligen Stuhls wünscht sich, dass der Menschenrechtsrat der UNO ein „dritter Stützpfeiler des Systems der Vereinten Nationen werden möge, zusammen mit dem Entwicklungsrat und dem Sicherheitsrat. Eine dringende Aufgabe ist es, Gewalt, Zerstörung und Straffreiheit zu beenden. Die Opfer sind nicht nur statistische Daten, sondern reelle Menschen. Das Handeln zur Beendigung der Massaker muss vor allem politische Vereinbarungen und die Berücksichtigung von Wirtschaftsinteressen zum Ziel haben“.
Erzbischof Tomasi bittet um eine „aktive Zusammenarbeit zwischen Vereinten Nationen, Afrikanischer Union und sudanesischer Regierung“, wenn es darum geht, die Gewalt zu beenden und die Beziehungen zwischen den Ländern in der Region zu verbessern, damit die Bevölkerung das eigene Leben neu beginnen kann.
„Der Konflikt in Darfur gehört zu den größten humanitären Herausforderungen, doch es gibt hier auch die Möglichkeit durch Zusammenarbeit verschiedene endemische Probleme anzugehen, damit im Sudan und auf dem ganzen afrikanischen Kontinent eine hoffnungsvolle Zukunft entsteht, indem regionale und internationale Interessen überwunden werden. Die Krise in Darfur führte zu einer internationalen Debatte und Protesten, doch die Aktionen waren unzureichend. Der Rat hat die konkrete Möglichkeit, einen konstruktiven Kompromiss anzubieten, der sich auf die Situation der Opfer konzentriert. Auf diese Weise wird die internationale Gemeinschaft nicht umsonst sagen ‚nie mehr’, sondern solidarisch Handeln und eine globale Lösung unterstützten, die gerecht und dauerhaft ist“, so der Vatikanvertreter abschließend. (LM) (Fidesdienst, 13/12/2006 - 44 Zeilen, 459 Worte)


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