VATIKAN - „Manche versuchen Gott aus allen Lebensumfeldern auszuschließen, indem sie ihn als Antagonist des Menschen darstellen. Wir Christen müssen deshalb zeigen, dass Gott Liebe ist und Wohl und Glück für alle Menschen wünscht“: Papstaudienz für die Teilnehmer des Kongresses zum Thema „Laizität und Laizismen“

Montag, 11 Dezember 2006

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Am Samstag, den 9. Dezember, empfing Papst Benedikt XVI. die italienischen katholischen Juristen, die am 56. Kongress des Verbandes zum Thema „Laizität und Laizismen“ teilnahmen in Audienz. In seiner Ansprache erinnerte der Papst daran, dass es in der heutigen Welt „verschiedene Formen gibt, Laizität zu verstehen und zu erleben, die zueinander im Gegensatz stehen oder sich sogar widersprechen“. Der Papst erklärte: „Laizität war ursprünglich nur die Bezeichnung für den Christen der nicht dem Klerus oder dem Ordensstand angehörte, während dem Mittelalter kam die Bedeutung vom Gegensatz zwischen den weltlichen Mächten und der kirchlichen Hierarchie dazu und erst in der Moderne versteht man darunter den Ausschluss der Religion und ihrer Symbole aus dem öffentlichen leben durch die Einschränkung auf den Privaten Bereich und das individuelle Gewissen. So kam es, dass der Begriff Laizität zu einer ideologischen Auslegung gelangte, die das Gegensteil der ursprünglichen Bedeutung darstellt.“
Heute werde unter Laizität im allgemeinen „der Ausschluss der Religion aus den verschiedenen gesellschaftlichen Umfeldern und die Beschränkung auf das individuelle Gewissen“ verstanden, so der Papst weiter. „Laizität würde dabei auf die totale Trennung zwischen Staat und Kirche zum Ausdruck kommen, wobei die Letztere keinen Anspruch auf Eingreifen bei Themen im Hinblick auf das Leben und das Handeln der Bürger hat; Laizität würde sogar den Ausschluss religiöser Symbole aus öffentlichen Orten bedeuten, die für die Ausübung der Funktionen der Politik bestimmt sind“. Grundlage dieser Auffassung „ist eine a-religöse Lebensvision“, … „in der es keinen Platz gibt für Gott, für das Geheimnis, das über die reine Vernunft hinausgeht, für ein moralisches Gesetz mit absoluten Werten, das zu jeder Zeit und unter allen Umständen gültig ist“.
Der Papst betonte sodann, dass es Aufgabe aller Gläubigen sei, „insbesondere der Christusgläubigen, zur Erarbeitung eines Konzepts der Laizität beizutragen, die auf der einen Seite Gott anerkennt und seinem moralischen Gesetz, Christus und seiner Kirche den angemessenen Platz im individuellen und gesellschaftlichen Leben des Menschen einräumt, und auf der anderen Seite die ‚legitime Autonomie der weltlichen Bereiche’ anerkennt, wie se bereits vom Zweiten Vatikanischen Konzil festgelegt wurde (vgl. Gaudium et spes, Nr. 36). „Diese Aussage des Konzils ist die lehramtliche Grundlage jener ‚gesunden Laizität’, die eine effektive Autonomie der weltlichen Bereiche mit sich bringt, die nicht von der moralischen Ordnung sondern vielmehr von der kirchlichen Sphäre unabhängig sein soll“, so der Papst weiter, der darauf hinwies, dass die ‚gesunde Laizität’ es auch mit sich bringt, dass „der Staat die Religion nicht als reines persönliches Gefühl betrachtet, das man in das Privatleben verbannen könnte. Im Gegenteil: die Religion, die in sichtbaren Strukturen wie der Kirche organisiert ist, wird als Gegebenheit der Gesellschaft anerkannt. … Im Licht solcher Betrachtungen handelt es bestimmt nicht Ausdruck von Laizität, sondern deren Abweichen in den Laizismus, wenn es um die Feindseligkeit gegenüber jeder art von politischer und kultureller Relevanz der Religion geht; gegenüber der Präsenz jedes religiösen Symbols in öffentlichen Einrichtungen. Es ist auch kein Zeichen gesunder Laizität, wenn man den Christen und denen, die sie auf legitime Weise vertreten das Recht verweigert, sich zu moralischen Problemen zu äußern, die heute das Gewissen aller Menschen anbelangen, insbesondere der Gesetzgeber und Juristen. Es geht in der Tat nicht um ein unangemessenes Eingreifen der Kirche in die Tätigkeit der Gesetzgeber, für die ausschließlich der Staat Verantwortung trägt, sondern um die Bekräftigung und den Schutz der großen Werte, die dem leben der Menschen Sinn geben und dessen Würde schützen. Diese Werte sind nicht nur christlich, sondern vor allem menschlich.“
Benedikt XVI. beendete seine Ansprache mit der Feststellung: „Wir leben in einer erhebenden Zeit, was die Fortschritte anbelangt, die die Menschheit in vielen Bereichen gemacht hat… Gleichsam versuchen manche jedoch, Gott aus allen Lebensumfeldern auszuschließen, indem sie ihn als Antagonist des Menschen darstellen. Wir Christen müssen deshalb zeigen, dass Gott Liebe ist und Wohl und Glück für alle Menschen wünscht. Es ist unsere Aufgabe verständlich zu machen, dass die Gebote, die er uns gegeben hat und die in uns durch die Stimme unseres Gewissens ausdrücken, uns nicht unterdrücken, sondern uns vom Bösen befreien und glücklich machen sollen. Es geht darum, zu zeigen, dass der Mensch ohne Gott verloren ist und dass der Ausschluss der Religion aus dem gesellschaftlichen Leben und insbesondere die Ausgrenzung des Christentums, die Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens untergräbt.“ (SL) (Fidesdienst, 11/12/2006 - 57 Zeilen, 744 Worte)


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