VATIKAN - „Auch eine gute Fremdenführung zu Kunstwerken und historischen Gedenkstätten kann eine natürliche Katechese sein“: Schlussdokument zur Versammlung der Nationaldirektoren der Pastoral im Tourismus in Europa des Päpstlichen Rates für Migranten

Dienstag, 5 Dezember 2006

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Am 6. und 7. November fand die vom Päpstlichen Rat für Migranten und Menschen unterwegs veranstaltete Versammlung der Nationaldirektoren der Pastoral im Tourismus in Europa statt. Das Thema der Veranstaltung lautete: „Tourismus eine transversale Realität: pastorale Aspekte“. An der Versammlung nahmen Delegierte aus 15 europäischen Ländern, Vertreter einiger Dikasterien und Organismen der Römischen Kurie, des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen und des Vikariats Rom teil. Nun wurde das Schlussdokument zu der Tagung veröffentlicht.
Das Schlussdokument ist in drei Teile strukturiert. Der erste Teil fast den Verlauf der Tagung zusammen und nennt die wichtigsten Punkte der zahlreichen Beiträge, die im Laufe der beiden Arbeitstage vorgetragen. Im Anschluss werden die Beschlüsse und schließlich die Empfehlungen der Tagung zusammengefasst. „Alle Teilnehmer der Versammlung sind sich bewusst, dass die Verkündigung Jesu Christi, des Herrn, im Mittelpunkt jeder Pastoral steht, und dies gilt auch für den Tourismus. Der Tourismus, als komplexe und Realität und „Zeichen der Zeit“ bedarf einer neuen wenn nicht sogar einer Erstevangelisierung, auch weil es heute neue Formen des Tourismus gibt: man reist mit der Schule, zu Kongressen, aus gesundheitlichen, „missionarischen“ oder sportlichen Gründen oder zu großen Ereignissen. Außerdem wurde festgestellt, dass heute weiterhin eine eingeschränkte Vision des Fremdenverkehrs existiert, bei der es nur um Geschäfte und Wohlstand geht, was eine angemessen Akzeptanz der notwendigen Entwicklung einer pastoralen Tätigkeit in diesem Bereich schwierig macht. Deshalb ist es notwendig die Tätigkeit, die in den Diözesen bereits stattfindet, in nationalen Strukturen zu koordinieren.“
In der säkularisierten europäischen Gesellschaft, die zunehmend interkulturell und multireligiös ist, könne der Tourismus zu einem nützlichen Instrument bei der Verbreitung von evangelischen Werten sein: „Auch eine gute Fremdenführung zu Kunstwerken und historischen Gedenkstätten kann eine natürliche Katechese sein“. Deshalb seien Bildungsprojekte notwendig, die in einer ökumenischen Perspektive stattfinden und der interreligiösen Dimension ein besonderes Augenmerk widmen, und einer Interaktion mit den verschiedenen am Tourismus beteiligten Subjekten ermöglicht. Diese transversale Aktion könne zu einem Labor der Grenzbereiche für die Evangelisierung werden aber auch von Öffnung, Annahme, Gemeinschaft und Dialog zeugen. In diesem Sinn spielten christliche Unternehmer der Tourismusbranche eine wichtige Rolle.
Besonders Augenmerk verdienten Wallfahrten, vor allem zu Zielen, die Europa ein besonderes Profil geben, wie zum Beispiel der Jakobsweg, die verschiedenen Heiligtümer, Wege der Kunst und des Glaubens auf einem Kontinent der Reich ist an Zeugnissen seiner christlichen Wurzeln.
Die Empfehlungen fordern dazu auf Absprachen mit weltlichen Einrichtungen auf verschiedenen Ebenen zu fördern, bei denen die zentrale Bedeutung des Menschen im Mittelpunkt steht, und sich dabei vor Augen zu führen, dass sich der Tourismus transversal auf Kultur, Wirtschaft, Umwelt, Lebensstil und -qualität der Menschen auswirkt. Deshalb wird es notwendig sein, dass man zusammen mit anderen kirchlichen Sektoren (Missionszentren, Einrichtungen der Jugend-, Familien- und Seniorenpastoral oder Freiwilligenarbeit) originelle Formen eines Tourismus mit „neuem Profil“ fördert: sie zum Beispiel kostenlose Reisen und Reisen zu niedrigen Preisen in Missionsländer, Ferien im Dienst der armen Länder, ökologischer Tourismus, stille Reisen, Unterkunft in Klöstern oder Gebetszentren.
Als besonderer Schwerpunkt wird die notwendige Bildung von Priestern und Pastoralarbeitern genannt, die in diesem Sektor tätig sind. In diesem Zusammenhang werden unter anderem die Schaffung eines interdisziplinären Observatoriums für den qualitativ hochwertigen Tourismus vorgeschlagen, dem Theologen, Sozialwissenschaftler, Juristen, Wirtschaftswissenschaftler, Pastoralarbeiter, technische Fachkräfte und Hirten der Kirche angehören. In der Pastoral im Tourismus sowohl bei der Aufnahme der Besucher als auch bei der Vorbereitung der Gläubigen auf eine Raise, sollte auch auf die Ungerechtigkeit im Zusammenhang mit Ausbeutung und Menschenrechtsverstöße hingewiesen werden, wie zum Beispiel im Fall von Schwarzarbeit oder bei der Ausbeutung von Frauen und Minderjährigen. Schließlich soll eine europäische Website geschaffen werden, die pastorale Aspekte berücksichtigt und zu der alle Zugang haben oder einen eigenen Beitrag leisten können. (SL) (Fidesdienst, 05/12/2006 - 60 Zeilen, 638 Worte)


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