VATIKAN - AUF DEM WEG ZUM PRIESTERAMT von Mgr. Massimo Camisasca - „Der Priester: Liebe zum Leben“

Freitag, 24 November 2006

Vatikan (Fidesdienst) - Der Priester muss seinen eigenen Glauben besser rechtfertigen als andere und dabei dokumentieren, wie die Christusnachfolge sein Leben verändert hat. Die Aufgabe des Priesters bei der Verkündigung besteht nicht darin, wie der damalige Kardinal Ratzinger in seinem Buch „La Chiesa. Una comunità sempre in cammino“ (Erweiterte italienische Ausgabe von „Zur Gemeinschaft berufen“), telegraphisch mitzuteilen, sondern er muss bezeugen. Welche wäre seine Sendung, wenn nicht die Weitergabe des Wortes eines Anderen, auf ganz persönliche Art und Weise, bis es zum eigenen wird? Mit diesen Worten beschrieb Kardinal Ratzinger diesen Weg: „Die priesterliche Bildung ist ein Prozess, weshalb man im Lauf der Zeit, in dieses Wort eingeführt wird, es versteht, in es eindringt und darin lebt.“
Das Studium, der Bildungsweg, der zum Priester macht, hat nichts mit einer reinen Anhäufung von Wissen zu tun. Nicht umsonst beinhaltet das lateinische Wort „studium“ vor dem Wissen, die Arbeit, die Widmung eines Menschen, damit das, was er bei seinem Studium erfährt sein ganzes Wesen erweitert. Wie der Apostel Johannes sagt, ist es das Ziel des Studiums „dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast.“ (Joh 17,3). Es beginnt im Leben eines jungen Mannes, der zum Priesteramt berufen wurde nicht im Nichts, sondern beim Ereignis des Glaubens, das im widerfahren ist, vor allem als er Christ wurde. Bei der Erziehung zum Studium eines jungen Priesters ist es notwendig, dass dieser ganz langsam den Glauben zum Ausgangspunkt und zum Ziel macht, auch bei der intellektuellen Bildung der jungen Männer, denn ihr Wissen soll in die Einheit des Glaubens einfließen, in einer einheitlichen Vision vom Leben, die der Glaube mit sich bringt.
Damit wir diesen Aspekt verstehen kehren wir noch einmal zu dem Text von Kardinal Ratzinger zurück: „Heute, in einer Epoche der zunehmenden Spezialisierung, scheint es mir, dass die innere Einheit der Theologie und ihr konzentrischer Aufbau ausgehend vom Wesentlichen eine dringende Priorität darstellt. Ein Theologe muss zwar eine umfassende Kultur besitzen, doch die Theologie muss auch in der Lage sein, sich von der Last zu befreien und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sie muss in der Lage sein zwischen einem spezifischen und einem grundlegenden Wissen zu unterscheiden: sie muss eine organische Vision des Ganzen anbieten, in die sich das Wesentliche eingliedert. Wenn man nicht lernt vom Ganzen aus zu beurteilen, dann ist man machtlos den Wogen der sich wandelnden Moden ausgesetzt.“
Der Priester muss, damit er ein Bote Wahrheit ist, diese nicht wie ein analytisches Wissen besitzen, sondern wie etwas, dass sein eigenes Leben zutiefst erneuert hat. Er ist im wahren Sinne Zeuge der Wahrheit, die er lebt. In der Tat ist die Weitergabe der Wahrheit in der Kirche immer die Weitergabe einer Gnade, von Mensch zu Mensch, von Herz zu Herz. (Fidesdienst, 24/11/2006 - 38 Zeilen, 470 Worte)


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