VATIKAN - „DIE STEINE, DIE KLÄNGE, DIE FARBEN DES HAUSES GOTTES“ von Exz. Mons. Mauro Piacenza - “Die kirchlichen Archive” (I)

Dienstag, 21 November 2006

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Um ein unsere Meinung nach geeignetes Bild zu benützen: ein kirchliches Archiv ist vergleichbar mit dem Album einer Familie. Es ist ein Album, dass von unserer Geschichte erzählt und, auch wenn es sich auf die Vergangenheit bezieht so spricht es doch immer von uns. Es ist ein etwas komplexes Album, das man mit Schwierigkeit durchblättert, und deshalb bedarf es Personen, die den Schlüssel kennen, der nötig ist, um es zu lesen. Es ist ein etwas zerbrechliches Album, das Pflege benötigt und mit Liebe bewahrt werden muss. Die kirchlichen Archive stellen nämlich das Gedächtnis einer Partikularkirche dar und sammeln normalerweise einzigartiges Material. Was durch diese Dokumente zu uns gelangt ist, erzählt von den freudigen und traurigen Ereignissen der einzelnen kirchlichen Institutionen und christlichen Gemeinden.
Auch wenn das Spezifische dieser Archive die «Seelsorge» ist, so eröffnet ihr Inhalt normalerweise auch einen vielsagenden Einblick auf das zivile Leben. Folglich stellen die kirchlichen Archive ein Kulturgut von erheblichem Wert dar, sowohl für die christliche als auch für die zivile Gemeinschaft, die beide in ihnen bedeutsame Seiten der Geschichte entdecken können, in denen gewöhnlich der Grossteil der Bewohner eines Ortes mit einbezogen ist.
Die Dokumentation des Archivs als Kulturgut. Wenn man den Begriff „Kulturgut“ gemäss der „mens“ der Kirche definieren will, so muss man präzisieren, um was es sich handelt: «vor allem das künstlerische Erbe der Malerei, der Bildhauerei, der Architektur, des Mosaiks und der Musik, die in den Dienst der Sendung der Kirche gestellt werden. Diesen hinzugefügt werden die Güter dargestellt in den Büchern, die sich in den kirchlichen Bibliotheken befinden und die historischen Dokumente, die in den Archiven der kirchlichen Gemeinden aufbewahrt werden. Ebenfalls gehören zu diesem Bereich die literarischen, theatralischen und filmischen Werke, die von den Massenkommunikationsmitteln produziert werden. (Johannes Paul II, Ansprache an die Teilnehmer der ersten Vollversammlung der Päpstlichen Kommission für die Kulturgüter der Kirche, 12. Oktober 1995).
Als zweites muss man ihre Finalität hervorheben. Sie sind «zur Förderung des Menschen bestimmt und erhalten im kirchlichen Kontext eine besondere Bedeutung insofern sie auf die Evangelisierung, auf den Gottesdienst und auf die Nächstenliebe ausgerichtet sind» (Ansprache an die Teilnehmer der zweiten Vollversammlung der Päpstlichen Kommission für die Kulturgüter der Kirche, 25. September 1997)
In besonderer Weise «die Archive, vor allem die kirchlichen, bewahren nicht nur Spuren menschlicher Begebenheiten, sondern leiten auch zur Betrachtung der Eingriffe der göttlichen Vorsehung in die Geschichte an; somit werden die in ihnen aufbewahrten Dokumente ein Andenken der im Laufe der Zeit realisierten Evangelisierung und ein wahrhaft pastorales Instrument» (ibid.)
Diese Prospektive fand Ausdruck auch in dem Rundschreiben der Päpstlichen Kommission für die Kulturgüter über „Die pastorale Funktion der kirchlichen Archive [FPAC] vom 2. Februar 1997. In diesem Dokument, das an alle Diözesanbischöfe der Welt gerichtet ist, wird die kirchliche Bedeutsamkeit der Überlieferung des urkundlichen Erbes behauptet; es werden die Elemente für ein Projekt der Verwaltung beschrieben und zu einer Zusammenarbeit mit den zivilen Organismen angespornt; man hebt die Dringlichkeit der Erhaltung der geschichtsträchtigen Schriftstücke hervor und man bekräftigt die Wichtigkeit der Aufwertung des dokumentarischen Erbes für die historische Kultur und die Mission der Kirche.
+Mauro Piacenza, Präsident der päpstlichen Kommission für die Kulturgüter der Kirche, Präsident der päpstlichen Kommission für Archeologia Sacra. (Fidesdienst 21/11/2006 - Zeilen 41, Worte 508)


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