VATIKAN - Der Beitrag der kirchlichen Soziallehre zur einheitlichen Vision des Wissens: Botschaft von Kardinalstaatssekretär Bertone zum Abschluss der Internationalen Konferenz „Universität und Kirchliche Soziallehre“

Montag, 20 November 2006

Vatikanstadt (Fidesdienst) - „Zu den wichtigsten Eigenschaften der heutigen Kultur und insbesondere der akademischen Kultur und der fortgeschrittenen Forschung gehört die Spezialisierung. Sie bietet unumstrittene Vorteile, doch sie birgt auch die Gefahr der Fragmentierung. Das Anerkennen der einzelnen disziplinären Umfelder eines kleinen Zuständigkeitsausschnitts und vor allem das Fehlen eines wahren Dialogs zwischen denen, die für die verschiedenen Felder des Wissens und der Forschung Sorge tragen, können den studierenden zu einer Art Verwirrung führen. Die Fragmentierung des Wissens stellt ein großes Problem mit beachtlichen anthropologischen Auswirkungen dar“, heißt es in dem Schreiben des Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Bertone an den Präsidenten des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Renato R. Martino, zum Abschluss der Internationalen Konferenz „Universität und kirchliche Soziallehre“, die am 17. und 18. November in Rom stattfand.
In der Botschaft wird betont, dass Papst Benedikt XVI. allen Teilnehmern und Referenten, „sein Lob für die wertvolle Initiativen“ ausspricht. Die Konferenz wurde vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden in Zusammenarbeit mit der Kongregation für das Katholische Bildungswesen veranstaltet. Der Papst wünschte dass die Arbeiten der beiden Tage „dazu beitragen, dass die mit der interdisziplinären Dimension der kirchlichen Soziallehre verbundenen Auswirkungen in das rechte Licht gerückt werden, die sich auch als wertvolles Instrument des Dialogs mit den verschiedenen Wissensbereichen anbietet, die den Menschen betreffen und insbesondere mit der Sozialwissenschaft, der Wirtschaftswissenschaft, der Politikwissenschaft, der Theologie und der Philosophie“
Die kirchliche Soziallehre ist von ihrer Struktur her für den interdisziplinären Dialog geeignet, heißt es in dem Schreiben weiter, da sie „unter den Disziplinen schöpft sie zu Teilen aus der Theologie, aus der Philosophie und auf der anderen Seite aus der Human- und der Sozialwissenschaft“. Deshalb „kann sie dazu beitragen, einen richtungweisenden Rahmen für die verschiedenen Disziplinen zu schaffen, indem sie sie zur Zusammenarbeit unter Achtung der jeweiligen spezifischen Eigenschaft hinführt. Sie kann damit zum Träger eines Wissenswertes werden, mit der die vielfältigen Aktivitäten der Forschung und Bildung an den katholischen Universitäten bereichert werden können“.
In dieser Perspektive schließt Kardinal Bertone seinen Brief mit dem Hinweis auf die dringende Notwendigkeit, die auch von Papst Benedikt XVI. stets mit Nachdruck hervorgehoben wird, „dass der Glaube die Vernunft läutert und die Liebe die Gerechtigkeit läutert, indem ihnen dabei geholfen wird, sich nicht in sich selbst zu verschließen. Die kirchliche Soziallehre wird nämlich genau dort eingeordnet, wo der Glaube die Vernunft und die Liebe die Gerechtigkeit läutern.“ (SL) (Fidesdienst, 20/11/2006 - 38 Zeilen, 412 Worte)


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