JOHANNES PAUL II. UND DIE MISSION von Crescenzio Kardinal Sepe, Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker

Mittwoch, 15 Oktober 2003

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Johannes Paul II. ist Zeuge der Hoffnung aller Völker, Kulturen und Nationen, denn er ist Zeuge des Auferstandenen Christus und seiner allmächtigen Barmherzigkeit: „Fürchtet euch nicht!", so lautete sein erster Appell vom Balkon des Petersdoms am Tag seiner Papstwahl im Oktober 1978, „Öffnet Christus eure Pforten!“. Das sollte heißen: Habt keine Angst vor der göttlichen Barmherzigkeit! Habt keine Angst vor dem einzigen Menschen der vergeben kann, der vergeben will, der den sündigen Menschen retten will, wo immer er sich befindet.
Diese Hoffnung hat Johannes Paul II. verkündet und er verkündet sie immer noch aus vollen Händen und öffnet damit allen die Tür der Barmherzigkeit Christi. Er beugt sich damit wie der gute Samariter über die ganze Menschheit mit all ihren Wunden, um sie zu heilen und ihr die Würde der Geschöpfe Gottes zurückzugeben, die nach seinem Abbild erschaffen wurden.
Um diese Hoffnung zu verkünden hat er sich allen gleich gemacht und dem Beispiel des heiligen Paulus folgend ist er als Missionar und Zeuge des Evangeliums Christi zu unzähligen Völkern auf allen Kontinenten gereist.
Die 25 Jahre seines Pontifikates waren damit sozusagen eine einzige Verkündigung der göttlichen Barmherzigkeit ein ständiges zu den Völkern gehen, um das Evangelium Christi zu verkünden, um allen zu verkünden, dass Gott des Menschen nie müde wird und dass die Müdigkeit und die Gleichgültigkeit des Menschen Gott gegenüber bei Gott nur auf die Liebe stößt, die vergibt und Heil bringt.
Im Grunde betrachtet der Papst diese Verantwortung hinsichtlich der Verkündigung der göttlichen Liebe auf der ganzen Welt als eine Pflicht, von der alle betroffen sind. Wenn es zutrifft, wie der Papst selbst in seinem Apostolischen Schreiben „Novo Millennio Ineunte“ betont, dass die Mission unter den Völkern noch in den Anfängen steht und dass die missionarische Tätigkeit in der jüngsten Zeit zunehmend nachgelassen hat, dann verstehen wir, weshalb er selbst als erster zum Missionar wird, zum Anführer und Lehrer, der neue Methoden und einen neuen Stil der Evangelisierung lehrt, in deren Mittelpunkt die göttliche Barmherzigkeit, die heilbringende Liebe steht.
Ich denke oft an diese kollektive Pflicht zur Barmherzigkeit, die im „Duc in altum“ zum Ausdruck kommt, mit dem der Papst auf vollkommene Weise nicht nur den wirklichen Sinn des Heiligen Jahres 2000 zusammengefasst hat, das reich an Barmherzigkeit war, sondern auch den wahren missionarischen Geist, der sein ganzes Pontifikat kennzeichnet.
„Heute“, so der Papst im Apostolischen Schreiben Novo Millennio ineunte (Nr.40), ... müssen wir das glühende Gefühl des heiligen Paulus empfinden, als er ausrief: Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“.
Das Tun eines Missionars ist wirksam, wenn er wie der heilige Paulus Gott als Liebe verkündet und diese Liebe über die Herzen aller seiner Mitmenschen ergießt. Die Nächstenliebe ist die treibende Kraft der Neuevangelisierung. Deshalb ist es kein Zufall, dass die heilige Theresa vom Kinder Jesu zur Schutzpatronin der Missionen und während dieses Pontifikats auch zur Kirchenlehrerin proklamiert wurde. Sie, die ihre Berufung darin sah, „Liebe zu sein“ im Herzen der Kirche. Denn ihrer Ansicht nach kann ein Missionar das Evangelium nicht verkünden, ohne die Liebe und die Märtyrer nicht ihr Leben hingeben ... Mit anderen Worten, ohne Liebe kann die Verkündigung nicht wirksam sein!

Heute ist dieser missionarische Eifer und die missionarische Liebe des Papstes stärker denn je, denn sie sind von einer Liebe durchdrungen, die durch das Leiden, von dem er allen Zeugnis ablegt, belegt, von einem Leben, dass er Gott und für den Mitmenschen gewidmet hat; dieses Zeugnis übertrifft jede andere Art des Zeugnisses und einschließlich der Verkündigung!

Der Heilige Vater lebt seine Leiden mit höchster christlicher Würde, denn Christus leidet mit dem Christen, der sich ihm anvertraut; dieses Zeugnis des Heiligen Vaters bringt ihm den Respekt von Christen und Nichtchristen ein, denn es ist, als ob man durch ihn das Geheimnis Gottes in dem Menschen der mit Christus leidet erfahren könnte!

Man könnte viel über das Wirken und die Lehren des Heiligen Vaters zur Evangelisierung und zur Barmherzigkeit während der 25 Jahre seines Pontifikats sagen, doch ich wollte mit meinen Gedanken bei dieser Dimension der Liebe und bei unserer heutigen zeit verweilen, und dabei Tag für Tag den Schritten des Heiligen Vaters folgen um sein christliches Zeugnis zu erleben, das wir heute näher denn je empfinden.

Ich möchte meine kurze Reflexion mit der Prophezeiung der Hoffnung schließen, die der Papst als Höhepunkt an Schluss seiner Missionsenzyklika Redemptoris Missio (Nr. 86) stellt:
“…Gott ist dabei, einen großen christlichen Frühling zu bereiten, dessen Morgenröte man schon ahnend erkennen kann. Tatsächlich gibt es sowohl in der nichtchristlichen Welt als auch in der alten Christenheit eine fortschreitende Annäherung der Völker an die Ideale und Werte des Evangeliums, die zu fördern sich die Kirche bemüht. In der Tat zeigt sich heute seitens der Völker ein neues Zusammengehen hinsichtlich dieser Werte: die Absage an Gewalt und Krieg; die Achtung der menschlichen Person und ihrer Rechte; der Wunsch nach Freiheit, Gerechtigkeit und Brüderlichkeit; die Überwindung von Rassismen und Nationalismen; die Bejahung der Würde und Aufwertung der Frau.
Die christliche Hoffnung bestärkt uns darin, uns mit allen Kräften für die Neuevangelisierung und für die Weltmission einzusetzen, indem sie uns beten läßt, wie Jesus uns gelehrt hat: »Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde« (Mt 6, 10).“
Dies ist das Gebet des Papstes und dies ist das Gebet von uns allen, damit die Kirche, dem Beispiel Papst Johannes Pauls. II folgend, mit freudiger und starker Hoffnung, weiterhin die barmherzige Liebe Christi unter allen Völkern verkünden möge.

Maria, Mutter der Barmherzigkeit und Stern der Evangelisierung, stehe uns bei und behüte uns. (Fidesdienst, 15/10/2003)


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