AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - „Die Wahlen waren ein Beweis der Demokratie, doch es bestehen Befürchtungen im Hinblick auf die Zeit bis zur Bekanntgabe der Wahlergebnisse in drei Wochen“, so ein kongolesischer Priester kurz nach dem zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahl

Dienstag, 31 Oktober 2006

Kinshasa (Fidesdienst) - „Die Situation ist äußerst Komplex und muss noch vollständig verstanden werden. Doch insgesamt gesehen war der Wahlverlauf sehr positiv“, so der kongolesische Geistliche Valer Shango zum Fidesdienst kurz nach dem zweiten Wahlgang der Präsidentschafts- und Provinzwahlen in der Demokratischen Republik Kongo am 29. und 30. Oktober (vgl. Fidesdienst vom 6. Oktober 2006).
„Trotz des Klimas der Angst, das während der Wahlkampagne zu spüren war, gab es keine besonderen Vorfälle, zumindest hier in der Hauptstadt Kinshasa, auch wenn im Nordosten des Landes zwei Wahlhelfer bei einer Schießerei unter Soldaten ermordet wurden, deren Umstände noch ungeklärt sind“, so der katholische Geistliche.
Zu den Wahlergebnissen betont, „gibt es nur provisorische Hochrechnungen. Jean-Pierre Bemba, der Hauptkonkurrent des scheidenden Präsidenten Joseph Kabila, scheint in Westkasai und im Osten derselben Region sowie in Kinshasa vorne zu liegen, während es einen wesentlichen Gleichstand in den anderen Schlüsselregionen, wie zum Beispiel im Osten des Landes gibt. Die Partei des Präsidenten Kabila hat jedoch bei den Provinzwahlen einen Vorsprung. Es könnte somit ein Parlament geben, in dem die Partei Kabilas die Mehrheit hat und Bemba Staatsoberhaupt sein wir, doch dies ist nur eine Annahme“.
Nach Ansicht von Pfarrer Valer Shango „wird Bemba vor allem von den ehemaligen Anhängern Mobutus gewählt (der 1997 abgesetzt wurde und wenig später im Exil starb) und er wird vom historischen Oppositionsführer währen der Regierungszeit Mobutus, Etienne Tshisekedi, unterstützt. Beide Anhängerschaften betrachten Bemba im Vergleich zu Kabila als eine bessere Garantie, wenn es darum geht, die Einheit des Landes zu bewahren.“
Mit Blick auf die nächste Zukunft macht sich der kongolesische Priester vor allem Sorge hinsichtlich der langen Zeit, die bis zur endgültigen Auszählung der Stimmen vergehen wird, vorrausichtlich drei Wochen, denn es bestehen Befürchtungen unter der Bevölkerung, dass diese Zeit zum Wahlbetrug genutzt werden könnte. Die kommenden Wochen werden deshalb ausschlaggebend sein für die Zukunft des Landes. Es ist auf jeden Fall klar, dass, wer auch immer die Wahlen gewinnt, die Zustimmung der Einwohner Kinshasas genießen sollte, denn die 7 Millionen Bürger der Stadt, tun ihre Meinung oft und gerne bei öffentlichen Demonstrationen kund.“
Wie bei anderen Wahlen, hat die katholische Kirche im Vorfeld zwar nicht Partei ergriffen, jedoch versucht, den Kandidaten einige allgemeine Richtlinien für die Entscheidungsfindung zu vermitteln. Zu den Initiativen im Vorfeld der Wahl, gehörte auch das Gebet, das der Erzbischof von Kinshasa, Kardinal Fréderic Etsou verfasst hatte, und das in allen Kirchen der Erzdiözese verlesen wurde. In seinem Gebet erinnerte der Kardinal vor allem auch an die tragischen Ereignisse in der jüngsten Vergangenheit des Landes: „Herr unser Gott, wir danken dir für das große und schöne Land, das du uns geschenkt hast. Du hast ihm vielfältigen Reichtum geschenkt, den wir nicht verdient haben. Wir bitten dich um Vergebung für alle Menschenleben, die bei unseren Kriegen und durch unsere Lieblosigkeit zerstört wurden. Schenke uns deine Gnade und lass uns unsere Führungskräfte weise wählen. Sie sollen unter moralischen Gesichtspunkten integer sein, dein Bild in jedem Menschen achten, ihr Land wirklich lieben und sich wahrhaft in den Dienst des Gemeinwohls stellen. Schenke uns deine Gnade und lass uns aufrichtig sein und unbestechlich, dass wir dem Stammesdenken der Gewalt widerstehen. Schenke uns den Mut den Einschüchterungen und Druckausübung nicht nachzugeben. Der Dämon der Rache und des Krieges bleibe uns fern.“ (LM) (Fidesdienst, 31/10/2006 - 49 Zeilen, 576 Worte)


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