AFRIKA - Nicht nur mit Menschen wird gehandelt. Waffen, Drogen, Diamanten, Edelhölzer, Erdöl: die Geschäfte der „multinationalen Unternehmen des Verbrechens“ in Westafrika

Mittwoch, 25 Oktober 2006

Rom (Fidesdienst) - In einer Welt, in der die einzelnen Länder zunehmend voneinander abhängig sind, nehmen auch regionale Phänomene mehr und mehr eine globale Dimension an. Auch die Verbreitung der afrikanischen Kriminalität, bei der es vor allem um illegalen Handel geht, hat heute eine Dimension, die weit über Afrika hinausgeht. Im Übrigen zierten die „blutigen Diamanten“, die jahrelang die Konflikte in der Region schürten, am Ende den Hals der Damen in den westlichen Ländern oder der reichen Bourgeoisie in Asien oder im Nahen Osten.
Der Handel mit Menschen ist also nicht das einzige „Business“ der in Westafrika agierenden kriminellen Netzwerke. Der Menschenhandel betrifft vor allem Benin, Cote d’Ivoire, Gabun, Ghana, Mali, Nigeria, Togo, Kamerun, Burkina Fasu, Guinea und Niger. Die einheimischen Behörden versuchten das Phänomen einzugrenzen, nicht zuletzt auch indem sie Formen der regionalen Zusammenarbeit auf den Weg bringen, doch sie brauchen internationale Unterstützung, damit sie die Dienste der eigenen Polizei verbessern können. Es ist jedoch offensichtlich, dass nur eine reale gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung das Problem an der Wurzel lösen kann. Es sind vor allem kriminelle Banden aus Nigeria, die den Handel mit Menschen kontrollieren. Diese Mafia ist in der Lage nicht nur in Westafrika zu agieren, sondern auch in Südafrika und Europa, wo umfassende logistische Organisationen auf den Weg gebracht wurden. Die Händler verdienen 10-20.000 Dollar an einem Kind und 12.000 bis 50.000 Dollar pro Frau. Der Preis variiert je nach Bestimmungsort der Person. Frauen enden oft in Europa auf dem Markt der Prostitution; Kinder werden im allgemeinen an einheimische Plantagen verkauft. Wie die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) mitteilt werden jedes Jahr 200 bis 300.000 Kinder Opfer des Menschenhandels in Westafrika. Im Allgemeinen werden die Auswanderer auf dem Weg nach Europa erst nach Gao (Mali) verschickt, von wo aus sie über Mauretanien nach Algerien weiterreisen, und von dort aus nach Marokko, wo sie über die Meeresenge von Gibraltar versuchen nach Spanien zu gelangen. Ein anderer Weg führt durch die Sahara nach Libyen oder Tunesien, von wo aus diese Menschen auf Schiffe nach Malta und Italien verfrachtet werden. Seit kurzem gibt es eine weitere Route über die Küsten Senegals auf die Kanarischen Inseln, die spanisches Territorium sind und damit zur Europäischen Union gehören.
Zum illegalen Handel in der Region gehört auch der Handel mit Drogen, der sich immer weiter ausdehnt und mit dem Waffenhandel vernetzt und oft zur Finanzierung der lokalen Konflikte beiträgt. In Cote d’Ivoire, Senegal und Liberia wird Haschisch produziert, dessen Verkaufserlöse in den Kauf von Waffen investiert werden. Zurzeit wird die in diesen Ländern hergestellte Haschischproduktion nur auf dem regionalen Markt verkauft. Doch es nimmt auch der Handel mit Heroin und Kokain aus Lateinamerika zu. Die Länder der Region sind jedoch nicht nur Transitländer für Europa und die Vereinigten Staaten, sondern sie bilden heute einen neuen Absatzmarkt. Auch in diesem Fall treibt vor allem die nigerianische Mafia den Handel, die ihre Tentakel in mindestens 80 Länder in aller Welt ausstreckt.
Der Handel mit Waffen hat sich in den 90er Jahren entwickelt, als es darum ging, die Kriege in Sierra Leone und in Liberia zu beliefern, doch er hat sich auch in jüngerer Zeit weiterentwickelt. Das Ende der genannten Kriege und die Krise in Cote d’Ivoire haben dazu geführt, dass es einen Handel mit Waffen aus den Nachbarländern von Cote d’Ivoire gibt. Die ehemaligen Milizionäre geben ihre Waffen auch gerne an einheimische Kriminelle ab. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind in allein Liberia rund 80.000 bis 100.000 leichte Waffen im Umlauf. So entstand ein Markt mit Waffen, die sich bereits seit langem in der Region befinden, was Instabilität und Kriminalität begünstigt. Weiter Waren, mit denen verbrecherische Organisationen handeln sind Diamanten, Edelhölzer, Zigaretten, Erdöl aus dem Nigerdelta (es wird geschätzt, dass jeden Tag rund 100.000 Barrels Erdöl aus den nigerianischen Förderanlagen gestohlen werden) und auch mit Gummi aus den liberianischen Plantagen.
Dieser Raub an den afrikanischen Ressourcen setzt jedoch eine internationale Komplizenschaft voraus, die über den afrikanischen Kontinent hinausreicht. Es ist deshalb dringend notwendig, dass internationale juridische Instrumente entwickelt und andere Maßnahmen ergriffen werden, die eine garantierte Besiegelung der Herkunft afrikanischer Rohstoffe gewährleisten. Daneben müssen Korruption und Geldwäsche entschieden bekämpft werden, damit die einheimischen Ressourcen auch tatsächlich für die Entwicklung der afrikanischen Völker eingesetzt werden. (Teil 3 - Ende) (LM) (Fidesdienst, 25/10/2006 - 57 Zeilen, 741 Worte)


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