AFRIKA - Kriege, Kriminalität, Unterentwicklung: Gründe dafür, dass verzweifelte Menschen ihr Glück im westlichen Industrieländern suchen

Dienstag, 24 Oktober 2006

Rom (Fidesdienst) - Die massive Verstädterung, zu der es in Westafrika in den 80er und 90er Jahren kam hat zu einer starken Zunahme der Kriminalität geführt. Während es sich bei den allgemeinen Verbrechen um Diebstähle, Entführungen und Morde handelt, entstanden in verschiedenen Städten der Region auch organisierte Banden, die sich insbesondere auf bewaffnete Diebstähle spezialisieren.
Verschiedene Gruppen entstanden aus der Auflösung der Milizen, die in den Bürgerkriegen kämpften (Sierra Leone und Liberia). Die Mitglieder dieser Banden, die nach jahrelanger Gewalt keine Skrupel mehr kennen, sind auch zu extrem grausame Überfällen in der Lage. Diese Tendenz wird durch die Verbreitung von Drogen, wie Haschisch, Heroin und Kokain verstärkt, wobei vor allem unter den Jugendlichen eine Subkultur der Drogenabhängigkeit entsteht.
Die Banden der ehemaligen Milizionäre haben oft alte kriminelle Organisationen abgelöst, die in der Region agierten und zwangen die Geschäftsleute des Schwarzmarkts und des illegalen Handels zum Zahlen einer „Steuer“.
Es ist offensichtlich, dass unter solchen Bedingungen sich die Entwicklung einer soliden Volkswirtschaft, die den einheimischen Völkern eine Zukunft bieten kann, äußerst schwierig gestaltet. Dies ist der Grund für das Drama der illegalen Auswanderung, das heute vor den Augen aller Geschieht. Die politische und soziale Instabilität der vergangenen Jahrzehnte bis zum Jahr 2000 führte dazu, dass nur in Benin, Burkina Faso, Gabun, Gambia und Mali das Bruttoinlandsprodukt stieg. Während es in den anderen Ländern der Region, Nigeria, Senegal, Togo, Cote d’Ivoire, Ghana, Sierra Leone von Jahr zu Jahr sank. Dies bedeutet, dass abgesehen vom Problem der Verteilung des Reichtums, auch weniger Ressourcen für die Einwohner dieser Länder zur Verfügung stehen. Kriege haben zudem die Infrastrukturen in Liberia, Sierra Leone und Guinea Bissau fast vollkommen zerstört. Der Bürgerkrieg, der in Cote d’Ivoire im Jahr 2002 ausbrach hat sich außerdem auch negativ auf die Nachbarländer ausgewirkt: Mali und Burkina Faso nutzten den Hafen von Abidjan für den eigenen Handel und mussten Einbußen beim Export um 43% bzw. 77% hinnehmen. Der ivorische Bürgerkrieg hatte damit negative Folgen für das Wirtschafswachstum der Länder der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (CEDEAO/ECOWS), das von 3,7% im Jahr 2002 auf 1,2% im Jahr 2003 sank.
Es ist also nicht erstaunlich, dass unter den 50 ärmsten Ländern der Welt sich 15 in Westafrika befinden, wo rund 55% der Bevölkerung von weniger als 1 Dollar pro Tag lebt.
Kriege, Wirtschaftsbedingungen und soziale Instabilität hat zu starken Migrationsbewegungen unter der Bevölkerung dieser Länder geführt. Im Inneren dieser Länder ist die städtische Bevölkerung von 14% in den 60er Jahren auf 40% im Jahr 1990 gestiegen. Was die Migrationsbewegung ins Ausland anbelangt, so ist Westafrika weltweit die Region mit dem höchsten Anteil an Auswanderern (4,7% der Bevölkerung) und nach Schätzungen leben rund 12% der Nigerianer nicht in ihrer Heimat. Zu den internen und externen Migrationsbewegungen kommen die Flüchtlingsbewegungen infolge der Kriege. Besonders dramatisch ist dieses Phänomen in Sierra Leone, wo zwischen 1989 und 1996 80% der Bevölkerung die eigene Heimat verlassen musste. Die Präsenz von Aufnahmelagern für Flüchtlinge trägt ebenfalls zu Instabilität und wachsender Kriminalität bei.
Die ehemaligen Milizionäre nutzen die Flüchtlingslager oft als Versammlungsort, wo sie sich auch neue Waffen beschaffen. Diese Camps wurden somit auch zu einem Zufluchtsort für Kriminelle, die die einheimische Bevölkerung oder auch Flüchtlinge überfallen. (Teil 2 - Fortsetzung folgt) (LM) (Fidesdienst, 24/10/2006 - 46 Zeilen, 539 Worte)


Teilen: