VATIKAN - DIE WORTE DER GLAUBENSLEHRE von don Nicola Bux e don Salvatore Vitiello - Die Reform der Kirche

Donnerstag, 19 Oktober 2006

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Die universale Reform der Kirche lag den Heiligen sehr am Herzen, die nach dem Beispiel der Apostel bei sich selbst angefangen haben: das macht die wirkliche Reform der Kirche aus.
Die Mission der Kirche in der Welt ist, Gott Ehre zu erweisen und die Menschen zu retten, ansonsten könnte sie nicht der Berufung entsprechen, Spiegel des „Lumen gentium“, welches Jesus Christus ist, zu sein.
Nur von Ihm kommt die Hilfe, um die Sitten der Kirchenmänner zu erneuern, was in jeder Generation dringlich ist. Vor allem die Geistlichen sind als Licht auf den Leuchter gestellt, um alle anzuziehen, die eine Bekehrung notwendig haben. Auf den Leuchter gestellt zu sein bedeutet gemäss der geheimen Offenbarung, Spiegel der Tugenden zu sein und noch zuvor Fackel des Glaubens; in dieser Weise kann Christus seine Anziehungskraft ausüben, um den Menschen zu retten.
Dies ist das erste grundlegende Kriterium der Reform: auf milde Weise anzuziehen, ohne zu zwingen, im Bewusstsein, dass die Gläubigen normalerweise den Geistlichen fügsam folgen, auch dann, wenn sie leider schlechte Lehren oder Beispiele empfangen, die sie nicht sofort unterscheiden können. Und das ist der Skandal für die Gläubigen, oder, wie Petrus sagt: das bringt Unordnung in die Familie des Herrn.
Wenn die Oberen hingegen demütig und gehorsam sind, so kann man dasselbe von den Gliedern des kirchlichen Leibes verlangen.
Ein zweites Kriterium für eine ernsthafte Reform ist die aufmerksame Diagnose der Übel, die die Kirche plagen, oder der „Wunden“, wie sie Antonio Rosmini genannt hatte, so dass man für eine jede ein entsprechendes Hilfsmittel verschreiben kann.
In unseren Tagen hat diese mehrmals Johannes Paul II und jetzt Papst Benedikt XVI angezeigt. Angefangen vom „Rapporto sulla fede“ des damalige Kardinal Joseph Ratzinger haben wir eine optimale Diagnose und gleichzeitig eine Therapie der Erneuerung „in capite et in membris“, ausgehend vom demjenigen, der an der Spitze steht, um die Glieder mit einzubeziehen. Vom Papst hin zu den Kardinälen, von den Patriarchen zu den Erzbischöfen, von den Bischöfen zu den Pfarrern, alle haben sie diesen Auftrag erhalten, für die Herde des Herrn Sorge zu tragen und nicht sich selbst zu weiden. Wenn man über die griechische und lateinische etymologische Bedeutung ihrer Titel nachdenkt, so bemerkt man, dass sie alle in der Wurzel ein „Den-anderen-vorstehen“ beinhalten: „Pater“ für Papst, „cardo“ für Kardinale, „archè“ für Patriarch und Bischof, „super“ für Bischof und Pfarrer. Dieses „Vorstehen“ muss in Wahrheit demjenigen des höchsten Hirten unserer Seelen, des Herrn, ähneln, wie Petrus sagt.
Man erweist Gott Ehre und erbaut die Gläubigen, wenn wir zu Beginn unseres Dienstes unsere eigene Selbstbehauptung statt die Ehre Gottes stellen? Man erweist Gott Ehre und erbaut die Gläubigen, wenn wir trotz Erreichen der Altersgrenze für unseren jeweiligen Dienst weiterhin einen Platz einnehmen, zu dem wir gerufen worden waren. Man erweist Gott Ehre und erbaut die Gläubigen, wenn wir statt den Namen Jesu zu predigen - gemäss dem priesterlichen Dienst, den wir angenommen haben - in weltlichen, finanziellen, ökonomischen, sozialen und politischen Angelegenheiten untergehen?
Gregor der Grosse war über diesen Lebenswandel der Hirten betrübt und um die Einladung zur Reform wirksam auszudrücken, bezog er sich selbst mit ein: „Wir verlassen den Dienst des Predigens und sind Bischöfe, aber vielleicht zu unserer Verdammnis, da wir den Ehrentitel tragen, aber nicht die Qualitäten besitzen...Aber wie ist es möglich, dass wir das Leben der anderen korrigieren, wenn wir unser eigenes vernachlässigen? “
Heute wie gestern muss die Erneuerung der Kirche davon ausgehen, Sorge zu tragen für die Bildung der Gläubigen, damit sie einige wesentliche Dinge zur Ausübung der Tugenden lernen: das Instrument dafür ist der Katechismus der Katholischen Kirche; er wurde überarbeitet und nun ist es Zeit, dass die Hirten aus ihm eine wesentliches und habituelles Instrument der Unterweisung der Gläubigen machen. Nichts ist so dringend und unabdingbar in der Erziehung der christlichen Lehre, denn es befähigt uns, Rechenschaft für unseren Glauben abzulegen, vor allem heutzutage, in der Konfrontierung mit so vielen Meinungen, Kulturen und Religionen.
Wenn die Gläubigen den Glauben der Kirche von Kindheit an mit Hilfe des Katechismus und der Sakramenten empfangen, und nicht durch die Meinungen einiger Geistlicher, so werden alle kirchlichen Berufungen erblühen, nicht ausgeschlossen diejenigen, welche die zur Erneuerung der Gesellschaft notwendigen Familie und Politik begründen.
Die Reinheit des Glaubens und der Sitten ist eine grundlegende Lehre und Praxis für die Reform. Deshalb müssen die zur Erziehung im Glauben, wie im menschlichen Bereich, vorangestellten Personen, die Güte und Gottesfurcht als hervorragende Qualitäten besitzen, nach dem Beispiel der Worte und Taten Christi.
Der heilige Leo der Grosse hat behauptet, dass man die Anschauung Gottes durch die Reinheit des Herzens erreicht und um diese zu verdienen, muss man in Frieden mit Ihm sein. Er hebt hervor: „Sie können nicht verlangen, diesen Frieden zu besitzen, noch die engen Bande der Freundschaft, noch die vollkommenere Ähnlichkeit de Charakters, wenn sie nicht in Einklang mit dem Willen Gottes sind. Ausserhalb dieses edlen Friedens finden wir nur Mitwisserschaften und kriminelle Vereinigungen, gemeine Bündnisse und lasterhafte Übereinkünfte.“
Damit die Kirche die Freundschaft Jesu sei, wie sich Papst Benedikt XVI zu Beginn seines Amtes ausgedrückt hat, muss man über diese Dinge nachdenken, auch ausgehend von den Geistlichen selbst.
Die Reform ist also durchaus nicht einfach und findet nicht ein für alle Mal statt, sondern sie muss vielmehr stattfinden bis ans Ende der Zeiten. Nichtsdestoweniger ist die verlangte Mühe nicht minimal, aber im Vergleich mit dem Zweck, Gott Ehre zu erweisen und die Menschen zu retten, muss man sich diese Reinigung der Kirche, gemäss der bekannten Meditation des Kreuzweges von Joseph Ratzinger, jeden Tag und oftmals vergegenwärtigen. Der Herr beruft zu diesem Zweck grosse Seelen, die in sich selbst ein grosses und einfaches Mittel sind, dessen er sich für dieses Unternehmen bedient. (Fidesdienst 19/10/2006; Zeilen 82, Worte 941)


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