AFRIKA/UGANDA - „Wir haben die Hoffnung nie aufgeben, dass wir sie doch noch befreien können“, so eine Missionsschwestern zum Schicksal der beiden Schülerinnen die sich seit dem Überfall auf das St. Mary’s College in den Händen der Guerillakämpfer befinden

Freitag, 13 Oktober 2006

Gulu (Fidesdienst) - „Ich glauben, dass die Rebellen sich nichts Gutes getan haben, als sie die Schülerinnen in Abike entführten“, so Schwester Dorina Tadiello, Vikarin der Comboni Missionsschwestern im Rückblick auf die Ereignisse des 10. Oktobers 1996, als die Rebellen der Lord’s Resistance Army (LRA) in Aboke (Norduganda) 139 Studentinnen aus dem St. Mary’s College, einem von den Comboni Missionarinnen geführten Mädchengymnasium, entführten.
„In jener Nacht“, so Schwester Dorina, sie seit 18 Jahren als Missionarin in Uganda tätig ist, „kamen die Rebellen ungestört in unser Internat, obschon seit dem Morgen das Gerücht im Umlauf war, dass die Rebellen unsere Mädchen entführen würden“.
Dank des mutigen Einsatzes einer Missionsschwester wurden die meisten Mädchen jedoch fast umgehend wieder freigelassen. „Als die Rebellen mit den 139 Schülerinnen flohen, verfolgte Schwester Rachele sie zusammen mit einer anderen lehrerein, 20 Kilometer weit, bis in das Moor und die Savanne hinein. Es gelang ihnen schließlich die Rebellen mit den Mädchen aufzuspüren und Schwester Rachele bot ihnen an, sie an Stelle der Mädchen als Geisel zu nehmen. Nach langen Verhandlungen mit den Rebellen wurden 190 Schülerinnen freigelassen, doch 30 blieben weiterhin in den Händen der Rebellen. Schwester Rachele musste eine furchtbare Entscheidung treffen, doch in dieser Situation konnte sie wirklich nicht anders“.
Von den 30 Mädchen, die von den Rebellen gefangen gehalten wurden, konnten 24 fliehen, 4 wurden ermordet und 2 befinden sich immer noch in den Händen der Rebellen. „Wir wissen mit Sicherheit, dass sie noch leben. Sie wurden in einem Camp der LRA in der Demokratischen Republik Kongo und nun im Sudan wieder gesehen“, so Schwester Dorina. „Wir geben die Hoffnung auf ihre Freilassung nicht auf, so wie auch auf die Freilassung von tausenden Mädchen und Jungen, die sich ebenfalls noch in den Händen der Rebellen befinden.“
Mit der Entführung der Schülerinnen von Abike begann jedoch eine Wende in der Tragödie in Norduganda. „Die Eltern der entführten Mädchen haben die „Association of the Concerned Parents’ gegründet, die eine Kampagne auf weltweitere Ebene auf den Weg brachte, mit dem die internationale Weltöffentlichkeit auf das Verbrechen der Entführung der Kinder im Norden Ugandas aufmerksam gemacht wurde“, so Schwester Dorina. „Auch Schwester Rachele begleitete die Eltern der Mädchen in verschiedene Teile der Welt, um von der Realität in diesem Teil Ugandas zu berichten. Schwester Rachele setzte sich außerdem weiterhin für die Freilassung der restlichen Schülerinnen ein. Sie war sogar im Südsudan und nahm damit ein großes Risiko auf sich, wo die Basislager der LRA sind, um dort mit den Rebellenanführern über die Freilassung der Mädchen zu verhandeln.“
„Auch der Vorsitzende des Elternvereins zeigte außergewöhnlichen Mut“, so die Vikarin der Comboni Missionsschwestern. „Obschon seine eigene Tochter sich noch in den Händen der Entführer befand, schreckte er nicht davor zurück, die Verbrechen zu denunzieren und sagte dabei: ‚ich weiß, dass sich die Entführer an meiner Tochter rächen und ihr wehtun, wenn ich etwas sage. Doch ich muss es trotzdem tun, denn außer meiner Tochter sind tausende Kinder in den Händen dieser Menschen“. Das Mädchen wurde später freigelassen.
Doch wie ging das Leben der Schülerinnen weitern, nachdem sie wieder frei waren? „Sie haben wieder die Schule besucht“, so die Missionsschwester. „Einige wurden sogar Anwältinnen und kämpfen heute für die Rechte der Frauen und der Kinder in ihrem Land“.
Der Konflikt im Norden Ugandas dauert seit 1986 an. Vor kurzem wurden Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und den Rebellen mit der Vermittlung der Behörden des Sudan begonnen (vgl. Fidesdienst vom 28. August und vom 19. September). „Es wird von einem Stammeskonflikt gesprochen. In Wirklichkeit ist die Sachlage sehr viel komplizierter“, so Schwester Dorina. „Ich erinnere mich daran, dass sie Einheimischen mir sagten, dass wirkliche Stammeskonflikte höchstens drei Monate dauern. Dieser Krieg hört seit 20 Jahren nicht auf …“, so die Missionsschwester abschließend. (LM) (Fidesdienst, 13/10/2006 - 52 Zeilen, 655 Worte)


Teilen: