VATIKAN - Simon der Kanaer und Judas Thaddäus „helfen uns, die Schönheit des christlichen Glaubens immer wider neu und unermüdlich zu erleben, durch das starke und gleichsam ausgeglichene Zeugnis“, so Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz

Donnerstag, 12 Oktober 2006

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Zwei der zwölf Apostel, Simon der Kanaer und Judas Thaddäus wurden von Papst Benedikt XVI. in den Mittelpunkt der Katechese mit den Gläubigen gestellt, die sich am Mittwoch, den 11. Oktober, auf dem Petersplatz zur Mittwochsaudienz versammelt hatten. „Wir betrachten die beiden zusammen“, so der Papst, „nicht nur weil sie auf den Apostellisten immer nebeneinander genannt werden, sondern weil die Berichte, die sie betreffen, nicht sehr zahlreich sind“.
Simon wird als Kanaer oder Zelote bezeichnet, zwei Namen, die im Hebräischen dasselbe bedeuten: „eifersüchtig, leidenschaftlich sein“, Dies gilt sowohl für Gott, der eifersüchtig über das Volk wacht, dass er auserwählt hat, als auch für die Menschen, die sich leidenschaftlich dem Dienst an Gott widmen. Simon, so der Papst, gehöre zwar nicht der nationalistischen Bewegung der Zeloten an, doch er war „von einem besonderen Eifer für die jüdische Identität und damit für Gott, für sein Volk und für die Gebote Gottes gekennzeichnet“. „Simon ist damit das Gegenteil des Matthäus, der als Zöllner eine Arbeit tat, die als unrein betrachtet wurde. Die ist ein offensichtliches Zeichen dafür, dass Jesus seine Jünger und Mitarbeiter aus den verschiedensten gesellschaftlichen und religiösen Schichten auswählt“.
Papst Benedikt wies sodann darauf hin, dass es den Jüngern Jesu, obschon sie so unterschiedlich waren, gelang, für Jesus die Schwierigkeiten zu überwinden „weil sie sich ihn im alle wieder fanden“, und dies ist auch für uns eine Lektion, „die wir oft dazu neigen die Unterschiede und die gegenteiligen Positionen zu unterstreichen und dabei vergessen, dass uns in Jesus Christus die Kraft gegeben ist, unsere Konflikte zu überwinden. Wir wollen uns auch vergegenwärtigen, dass die zwölf Apostel das Symbol der Kirche sind, in der alle Charismen, alle Völker, alle Rassen, alle menschlichen Eigenschaften einen Platz haben sollen, die ihre Zusammensetzung in Einheit der Gemeinschaft mit Jesus finden“.
Über Judas Thaddäus sind wenige Dinge überliefert. Der Evangelist Johannes berichtet von einer Frage, die er beim letzten Abendmahl an Jesus richtete: „Herr, wie kommt es, dass du dich uns zeigst und nicht der Welt?“. Die Antwort Jesu ist geheimnisvoll: „Wenn einer mich liebt, dann wird er meinem Wort gehorchen, und mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen“. „Dies soll heißen, dass der Auferstandene mit dem Herzen gesehen und empfunden werden soll“, so der Heilige Vater, „damit Gott in uns wohnen kann. Der Herr erscheint nicht wie etwas Gegenständliches. ER möchte in unsere Leben eintreten und sein Erscheinen ist deshalb ein Erscheinen, das ein offenes Herz voraussetzt. Nur auf diese Weise werden wir den Auferstandenen sehen“. Judas Thaddäus wird auch ein Brief des neuen Testaments zugeschrieben, in dem offensichtlich wird, dass er „alle Christen vor denjenigen warnen will, die unter dem Vorwand der göttlichen Gnade die eigenen Ausschweifungen entschuldigen und andere Brüder durch nicht akzeptable Lehren auf den falschen Weg bringen und damit Spaltungen in der Kirche herbeiführen“.
Der Heilige Vater unterstrich sodann: „Wir sind heute vielleicht nicht mehr daran gewohnt, eine derart polemische Ausdrucksform zu benutzen“, doch es ist wichtig, „dass wir auch heute die Identität unseres Glaubens bewahren“. Der Weg der Nachsicht und des Dialogs, der mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil begann „soll auf jeden Fall entschieden fortgesetzt werden“, so der Papst weiter, doch „darüber dürfen wir nicht vergessen, dass wir dazu verpflichtet sind, uns ebenso entschieden an die wichtigsten und unverzichtbaren Richtlinien unserer christlichen Identität zu erinnern. Auf der anderen Seite müssen wir uns auch bewusst sein, dass diese Identität Kraft und Klarheit erfordert, angesichts der Widersprüchlichkeit der Welt in der wir leben“.
Aus dem Brief des Judas Thaddäus wird deutlich, wie er seinen Glauben in seiner ganzen Fülle lebte, „sowohl Simon der Kanaer als auch Judas Thaddäus helfen uns die Schönheit des christlichen Glaubens immer wider neu und unermüdlich zu erleben, durch das starke und gleichsam ausgeglichene Zeugnis“ (SL) (Fidesdienst, 12/10/2006 - 52 Zeilen, 661 Worte)


Teilen: