AFRIKA/LIBERIA - Die so genannte „Issakaba Boys“ beherrschen die Straßen der liberianischen Hauptstadt. Selbstschutzgruppen der Bevölkerung machen das Problem eher schlimmer und stellen keine Lösung dar. Staatspräsidentin Johnson-Sirleaf verspricht eine Besserung der Sicherheitslage

Montag, 9 Oktober 2006

Monrovia (Fidesdienst) - Im Laufe der vergangenen Monate haben die so genannten „Issakaba Boys“, deren Namen sich an einer nigerianischen Fernsehserie inspiriert die Einwohner von Monrovia in Angst und Schrecken versetzt. Die meisten Mitglieder sind ehemalige Guerillakämpfer, die mit der Behandlung im Rahmen des Wiedereingliederungsprozesses unzufrieden sind.
Die Bande, plündert und führt Raubzüge durch und schreckt auch nicht davor zurück., die eigenen Opfer zu verstümmeln.
Seit Anfang September ermutigt der Justizminister die Bevölkerung Selbstschutzgruppen zu bilden und (so genannte „gemeinschaftliche Beobachtungseinheiten“ oder „Wachgruppen“) die solche Übergriffe einschränken sollen. Die liberianische Staatspräsidentin Ellen Johnson-Sirleaf (die als erste Frau in Afrika das Amt des Staatsoberhauptes innehat) erklärte, sie wisse, „dass viele Bürger nicht mit den Ergebnissen der ersten acht Monate der Präsidentschaft einverstanden seien, doch“, so die Präsidentin weiter, „wir wissen mehr, als sich die Mitglieder dieses Bande vorstellen können, über deren wahre Absichten. Unsere Sicherheitsbüros beobachten sie aus der Nähe und werden ernsthafte Maßnahmen ergreifen, wenn es an der Zeit ist.“
Die liberianischen Sicherheitskräfte befinden sich in einem Entstehungsprozess, die unter Leitung der Vereinigten Staaten, Ghanas, Nigerias und Chinas durchgeführt wird. Im Juni wurde das Waffenembargo zum Teil aufgehoben, damit die Polizeibeamten zukünftig mit Pistolen ausgerüstet werden können. Die UNMIL (Mission der Vereinten Nationen in Liberia) erklärte außerdem, man wolle die Polizeistreifen der Vereinten Nationen in Monrovia verstärken. Gegenwärtig sind in Liberia rund 15.000 „Blauhelme“ der Vereinten Nationen stationiert, die mit rund 2.500 liberianischen Polizeibeamten zusammenarbeiten, die derzeit jedoch noch unbewaffnet sind. Ihre Ausbildung wird von verschiedenen Ländern betreut (darunter auch Indien, von wo aus Beamtinnen entsandt wurden, die einheimische Polizistinnen ausbilden sollen), die mit verschiedenen privaten Sicherheitsdienstleistungsbetrieben zusammenarbeiten. Nach dem Bürgerkrieg in Liberia, der Mitte 2003 zu Ende ging, gab es im Land noch rund 60.000 bewaffnete Kämpfer. Trotz des Entwaffnungsprogramms der Vereinten Nationen sind im Land immer noch viele Waffen im Umlauf. Zahlreiche ehemalige Kämpfer agieren als Banditen, nicht zuletzt, weil sich ihre Eingliederung in die bürgerliche Gesellschaft als schwierig erweist.
Menschenrechtsgruppen beobachten unterdessen besorgt, dass die Regierung des Landes die so genannte Volksjustiz ermutigt. Ihrer Ansicht nach lässt die Verbreitung solcher Selbstschutzgruppen das Niveau der Gewalt im Land anhebt, ohne das Problem an der Wurzel zu lösen: Arbeitslosigkeit und Armut führen dazu, dass vor allem unter den Jugendliche eine große Gewaltbereitschaft besteht.
In Nigeria, wo Selbstschutzgruppen bereits 2001 von den Provinzverwaltungen gegründet wurden, nahm die Gewalt in den Städten nicht ab. Im Gegenteil, die so genannten „Bakassi Boys“, von der die Fernsehserie handelt, an dem sich die in Monrovia agierenden Banden inspirieren, sollen nach Berichten von Amnesty International über 1.000 summarische Hinrichtungen vollzogen haben. (LM) (Fidesdienst, 09/10/2006 - 46 Zeilen, 459 Worte)


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