AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - „Geht zur Wahl damit wir neue Gewalt und eine Balkanisierung des Landes verhindern können“: Appell der Bischöfe des Kongo im Hinblick auf die zweite Runde der Präsidentschafts- und Provinzwahlen

Freitag, 6 Oktober 2006

Kinshasa (Fidesdienst) - „Auf dieser letzten Etappe des Wahlprozesses lädt die Kongolesische Bischofskonferenz die nationale und internationale Gemeinschaft ein, so lange wir noch zeit haben, das Böse abzuwenden, den der Kongo ist in Gefahr“, so die Bischöfe der Demokratischen Republik Kongo, die alle im Hinblick auf die bevorstehende zweite Runde der Präsidentschafts- und Provinzwahlen zur Wachsamkeit und zum Respekt der demokratischen Regeln auffordert (vgl. Fidesdienst vom 21. September 2006). In ihrer Botschaft mit dem Titel „Die Wahrheit wird euch frei machen. Eine transparentes Urteil der Urnen“, betonen die Bischöfe den Anspruch auf freie Meinungsäußerung zu moralischen Fragen im Zusammenhang mit der Wahl, wenn es das Engagement für den Schutz der Menschenrechte oder das Seelenheil erforderlich macht. Die Mitglieder de Bischofskonferenz bekräftigen den eigenen Wunsch, „das Bewusstsein der Gläubigen zu erleuchten und durch die Ausübung der eigenen prophetischen Sendung in der kongolesischen Gesellschaft einen Betrag zum Aufbau des Rechtsstaates und zum materiellen und moralischen Wiederaufbau unseres Landes zu leisten.“
Im Rückblick auf den Verlauf der ersten Wahlrunde der Präsidentschaftswahlen anbelangt (30. Juli 2006) danken die Bischöfe „allen, die an der Vorbereitung der Bürger auf die Wahl beteiligt waren, die unseren Mitbürgern eine verantwortungsbewusste Entscheidung ermöglichte“. Unter den positiven Elementen bei der Wahl nennen sie: „die zahlreiche Teilnahme der Wähler, das weit verbreitete Netz der Wahllokale, den Dynamismus der Wahlhelfer, die effiziente Logistik, den guten Verlauf der Wahl der Stimmabgabe und -Auszählung“. Zu den negativen Aspekten gehören für die Bischöfe „Irregularitäten, Manipulierung oder gar Wahlbetrug, auf den verschiedene Beobachter aufmerksam gemacht haben, die ungleiche Medienberichterstattung, das angespannte Klima bei der Veröffentlichung der Ergebnisse“.
Für den zweiten Wahlgang wünschen sich die Bischöfe, dass „die Wahrheit der Urnen in aller Ruhe und Gelassenheit akzeptiert wird. Denn auch in der Schrift heißt es: ‚Die Wahrheit wird euch befreien’ (Joh 8,32).“
Was die Gewalt anbelangt, zu der es Anfang August in Kinshasa zwischen den Leibgarten der beiden Präsidentschaftskandidaten gekommen war, die sich nun bei der Stichwahl stellen (der scheidende Vorsitzende Joseph Kabila und der stellvertretende Präsident Jean-Pierre Bemba), betonen die Bischöfe, „die Gründe, die zu dieser Gewalt geführt haben, müssen unbedingt aufgeklärt werden, wenn man die Glaubhaftigkeit und einen glücklichen Ausgang des zweiten Wahlgangs garantieren will. Die beiden Kandidaten, die für das höchste Richteramt, müssen ihr Engagement unter Beweis stellen und sich von den bewaffneten Leibgarden befreien, die auch nicht davor zurück schrecken, die Bevölkerung als Geißel zu nehmen.“
„Die Ablehnung des Dialogs über die Spielregeln und die nicht vollständige Integration der Armee, Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung, ein Machtstreben zum reinen Selbstzweck, in den vergangenen Jahren angehäufte Frustrationen, eine Vergiftung der öffentlichen Meinung durch gewisse Medien und die Intoleranz gehören zu den wichtigsten Gründen der Gewalt“, so die Bischöfe.
In ihrer Botschaft sprechen die Bischöfe auch von der Gefahr einer „Balkanisierung“ des Landes, die unbedingt verhindert werden muss: „Angesichts der drohenden ‚Spaltung zwischen dem Osten und den Westen des Landes’ möchten wir zusammen mit der ganzen Bevölkerung unsere Ablehnung hinsichtlich jeder Form der Balkanisierung des Kongo zum Ausdruck bringen, die eine Trennung oder willkürliche Ausbeutung mit sich bringt. Die territoriale Integrität und die nationale Souveränität sind nicht verhandelbar. Wir fordern unsere Mitbürger auf, auf Verhaltensweisen zu verzichten, die eine solche Balkanisierung begünstigen, wie zum Beispiel die Diskriminierung mit ethnischem und regionalem Hintergrund“.
In ihrem Appell fordern die Bischöfe die Wähler auf, an der Wahl teilzunehmen und „klar und frei ihre Entscheidung für den Präsidenten der Republik und die Vertreter in den Provinzen zu äußern“. Dabei wünschen sie sich „dass die Entscheidungen des souveränen Volkes respektiert werden“ (LM) (Fidesdienst, 06/10/2006 - 54 Zeilen, 608 Worte)


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