AFRIKA/UGANDA - Als „eine Art verhandlungswirksame Ausübung von Druck“ bezeichnet der Vertreter der Gemeinschaft von Sant’Egidio die Nachricht von der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten im Norden Ugandas

Donnerstag, 5 Oktober 2006

Kampala (Fidesdienst) - „Es handelt sich eher um eine Form der Ausübung von Druck gegenüber dem Verhandlungspartner als um einen eigentlichen Verstoß gegen den Waffenstillstand. Solche Dinge geschehen bei Verhandlungen wie diesen: sie gehören zur Verhandlungsstrategie“, so Mario Giro, der Vertreter der Gemeinschaft von Sant’Egidio bei der internationalen Vermittlergruppe der Friedensverhandlungen in Norduganda, der sich in Juba im Südsudan aufhält, wo die Verhandlungen zwischen der ugandischen Regierung und den Guerillakämpfern der Lord’s Resistance Army (LRA) stattfinden. Mario Giro kommentiert damit die am gestrigen 4. Oktober bekannt gewordene Nachricht von der Wiederaufnahme der Militäroperationen der ugandischen Armee gegen die Mitglieder der LRA, die sich noch nicht in den dafür vorgesehenen Schutzgebieten gemeldet haben, wie dies das Waffenstillstandsabkommen vom 26. August vorsieht (vgl. Fidesdienst vom 28. August und vom 16. September 2006).
„Die ugandische Armee zieht militärische Operationen gegen die Rebellen der LRA in Erwägung, weil die Frist des Waffenstillstands für die Sammlung der Rebellen und die Einleitung nützlicher Übereinkünfte abgelaufen ist“, erklärt gestern in Gulu, der Hauptstadt von Norduganda, ein Sprecher der der ugandischen Armee. Die meisten Beobachter halten diese aussage für ein taktisches Vorgehen, das die LRA-Anführer dazu bewegen soll, Schritte in Richtung Einigung zu unternehmen. Die Friedensgespräche in Juba im Südsudan finden unter Schirmherrschaft der sudanesischen Präsidentschaft statt, Es wurden bereits wichtige Fortschritte erzielt - die ersten wahren Fortschritte seit Beginn des Aufstands - doch es gibt noch viele Probleme, die gelöst werden müssen. Unterdessen hat sich ein Großteil der Rebellen in die Schutzgebiete zurückgezogen, wo sie sich bis zum Ende der Verhandlungen aufhalten sollen.
„Die Verhandlungen werden in kürze wieder aufgenommen werden“, betont der Vertreter der Gemeinschaft von Sant’Egidio. „Wir warten auf die Rückkehr der Mitlieder der LRA aus den Aufnahmecamps, die zu einer gemeinsamen Mission gehören, die sich aus Vertretern der ugandischen Armee, der LRA und der Südsudanesischen Befreiungsarmee (SPLA) zusammensetzt. Die Verhandlungen bis zu einem endgültigen Friedensabkommen werden sich aber wahrscheinlich noch in die Länge ziehen“.
Die SPLA, eine ehemalige Guerillabewegung, die gegen die sudanesische Regierung kämpfte unterzeichnete ein Friedensabkommen mit der Regierung in Khartum, das vorsieht, dass der Südsudan den Status einer provisorischen Autonomie erhält, bis bei einer Volksbefragung über den endgültigen Status der Region entschieden wird. Die Regionalregierung des Südsudan unter Leitung der SPLA hat sich angeboten, bei den Verhandlungen zwischen der ugandischen Regierung und der LRA die Mittlerrolle zu übernehmen, nicht zuletzt, weil die LRA seit langem ihre Basislager im Südsudan hat und es dort zu Übergriffen auf mehrere Dörfer gekommen war. Die Truppen der ugandischen Regierung verfolgten die Guerillakämpfer auch außerhalb der eigenen Landesgrenzen, was die Spannung in der Region, in erst vor kurzem ein 20jähriger Bürgerkrieg beendet wurde, ansteigen ließ.
Der Bürgerkrieg in Norduganda an der Grenze zum Sudan dauert ebenfalls seit 20 Jahren und forderte zehntausende Menschenleben. Mindestens 2 Millionen Menschen haben ihre Heimat verlassen. Vereinbarungen zwischen der Regierung in Kampala und den Rebellen, deren Zahl zwischen 500 und 5.000 geschätzt wird, sehen vor, dass die Kämpfer ihre Stellungen im Norden Ugandas verlassen und sich während der Verhandlungszeit in eigens dafür vorgesehenen Schutzgebieten aufhalten. (LM) (Fidesdienst, 05/10/2006 - 47 Zeilen, 525 Worte)


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