AFRIKA/SAMBIA - Sambia wartet nach den gestrigen Unruhen auf das engültige Wahlergebnis: „Es handelt sich um besorgniserregende Vorkommnisse, die jedoch nicht überbewertet werden sollten, denn die Demokratie ist solide“, so ein Beobachter aus Kreisen der Ortskirche

Montag, 2 Oktober 2006

Lusaka (Fidesdienst) - „Es handelt sich gewiss um besorgniserregende Vorkommnisse, doch sie sollten nicht überbewertet werden. Die Demokratie in Sambia ist und bleibt solide“, so ein Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in Lusaka, der Hauptstadt Sambias, gegenüber dem Fidesdienst zu den jüngsten Unruhen, zu denen es am Sonntag, den 1. Oktober in verschiedenen Teilen des Landes kam. Zu den Unruhen kam es, nachdem die Wahlkommission erklärte, dass die offiziellen Ergebnisse der Präsidentschaftswahl vom 28. September (vgl. Fidesdienst vom 28. September 2006), erst am 2. Oktober bekannt gegeben wurden. Vor allem die Anhänger von Michael Sata, dem wichtigsten Konkurrenten des amtierenden Präsidenten Levy Mwangawasa, werfen den Behörden Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit der Wahl vor.
„Es ist schade, dass es zu diesen Unruhen kam, denn die Wahlkampagne war sehr ruhig verlaufen“, so der Beobachter gegenüber dem Fidesdienst, „Was die Menschen überraschte ist, dass Michael Sata zu Beginn der Auszählung vorne lag. In der Tat verzeichnete er in den beiden fortschrittlichsten Provinzen des Landes einen Wahlsieg: in der Hauptstadt Lusaka und in der Kupferregion Cooperbelt. Es später wurden die Ergebnisse der anderen beiden Provinzen der ländlichen Gebiete bekannt, wo die Auszählung langsamer vor sich ging, uns so wurde deutlich, dass der amtierende Präsident in fünf der insgesamt neuen Provinzen des Landes gesiegt hatte. So kam es, dass die Anhänger Satas sich einen Wahlsieg erwarteten. Doch diesen gab es in Wirklichkeit nur in den Provinzen, in denen die Stimmen aus logistischen Gründen zuerst ausgezählt waren. Als die Ergebnisse aus den anderen Provinzen zur Verfügung standen, war klar, dass der amtierende Präsident vorne lag.“
Nach letzten Angaben, wurden bisher die Urnen in 135 der insgesamt 150 Wahlkreise ausgezählt. Staatspräsident Mwanawasa erhielt bisher 43% der Stimmen. Sata liegt an zweiter Stelle mit 27% und der Unternehmer Haikande Hichilema liegt mit 26% auf Platz drei.
„Wie aus einer ersten Wahlanalyse zu schließen ist, kann man annehmen, dass in den wirtschaftlich weiter entwickelten Provinzen Lusaka und Copperbelt ein Wandel gewünscht wird und die Wähler deshalb Sata ihre Stimme gaben. Während in den ländlichen Regionen der Wunsch nach Kontinuität besteht und deshalb der amtierende Präsident und dessen Regierung die Zustimmung der Wähler erhielten. Hichilema gewann in den südlichen Provinzen, wahrscheinlich vor allem wegen seiner Abstammung aus den dort angesiedelten Volksstämmen“, so unser Beobachter.
„Paradoxerweise haben die Wähler aus den Provinzen, die von den Reformen unter Mwanawasa am meisten profitiert haben, sich von den amtierenden Präsidenten abgewandt“, so der Beobachter. „Es wurden Fortschritte bei der Bekämpfung der Korruption gemacht, das Wirtschaftswachstum stieg auf 5,5% pro Jahr an, und die Währung holte im Wechselkurs mit dem Dollar um 35-40% auf. Im Jahr 2004 wurde die Auslandsverschuldung zu 90% gestrichen und die ausländischen Investitionen aus Südafrika, China und Japan gaben der Wirtschaft positive Impulse. Doch dies alles schlägt sich bisher noch nicht in einer Verbesserung der Lebensbedingungen der einheimischen Bevölkerung nieder. Nach Schätzungen profitieren von den rund 10 bis 11 Millionen Einwohnern des Landes nur 150.000 tatsächlich von der Zunahme des Reichtums im Land. Es stellt sich also das Problem der Umverteilung des Einkommens.“
„Vor einem solchen Hintergrund“, so unser Beobachter weiter, „beklagen sich vor allem die staatlichen Beamten, die vor allem in der Provinz Lusaka und in Copperbelt leben, über die miserablen Gehälter und fordern einen Wandel. Sie waren es, die Sata ihre Stimme gaben, der in den Mittelpunkt seiner Wahlkampagne eine politische Wende stellte, und die Präsenz ausländischer Unternehmer aus Asien reduzieren wollte, die seiner Ansicht nach einen Großteil ihres Gewinns ins Ausland abführen.
„Über diese legitime Kritik hinaus, die am amtierenden Präsidenten Mwanawasa geübt werden kann, sollte man ihm zugute halten, dass er positive Ergebnisse erzielte und dies nicht nur auf wirtschaftlicher, sondern auch auf sozialer Ebene. Insbesondere werden von den rund 200.000 Aidskranken des Landes insgesamt 40.000 kostenlos mit antiretroviralen Medikamenten versorgt und deren Anzahl soll noch weiter steigen. Aids ist leider weiterhin ein dramatisches Problem. Man braucht nur daran denken, dass es mindestens 750.000 Waisen gibt, die ihre Eltern durch diese Krankheit verloren haben. Davon werden etwa 75.000 in katholischen Einrichtungen betreut“, so der Beobachter. (LM) (Fidesdienst, 02/10/2006 - 60 Zeilen, 701 Worte)


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