AFRIKA/D.R. KONGO - "Wir Frauen von Bukavu": Eine Mutter von vier Kindern berichtet aus der von der M23 besetzten Stadt

Samstag, 5 Juli 2025 kriege   frauen  

Kinshasa (Fides) - „Ich bin eine Mutter von vier Kindern, die ich zur Schule schicke. Ich sammle leere Plastikflaschen; nachdem ich sie gewaschen habe, fülle ich sie mit Wasser oder Fruchtsaft aus einem Pulverpräparat, lege sie in den Gefrierschrank und verkaufe sie dann für 200 Kongo-Franc (weniger als 10 Cent)“, so Josephine, einer Mutter aus Bukavu, der Hauptstadt der kongolesischen Provinz Südkivu, im Osten der Demokratischen Republik Kongo, die Mitte Februar von der M23-Bewegung mit Unterstützung ruandischer Truppen erobert wurde (vgl. Fides 17/2/2025). „Aber während früher eine Mutter, die ihr Kind auf den Markt schickte, ihm etwas Kleingeld ließ und das Kind davon meinen Saft kaufte, ist das heute nicht mehr der Fall, und es ist schwierig für Kinder, etwas zu kaufen“, sagt Josephine.
„In Bukavu ist das Leben seit Beginn des Vormarsches der M23-Bewegung sehr schwierig geworden: Viele haben ihre Arbeit verloren, viele können nicht mehr Handel treiben, weil die Lagerhäuser, in denen wir unsere Waren gelagert haben, systematisch geplündert werden. Diejenigen, die gekommen sind, um uns den Krieg zu bringen, haben auf ihre Weise geplündert; einige Einwohner, die sahen, dass die Soldaten geflohen und die Polizei abgezogen worden war, haben ihre Mitbürger geplündert; und Menschen, die aus dem Gefängnis ausgebrochen sind, sind die Ursache dieser Plünderungen“, so Josephine weiter.
„Wegen des Krieges können wir nicht mehr zu den umliegenden Märkten fahren“, fährt sie fort, „Diejenigen, die noch versuchen, sich auf dem Markt in Mudaka zu versorgen, müssen unterwegs hohe Abgaben zahlen. Wenn wir zum Beispiel mit 30.000 Francs (umgerechnet 10 Dollar) einkaufen, müssen wir 20.000 an Steuern zahlen. Wir werden blockiert und als Geiseln gehalten. Es kommt auch Vergewaltigungen, sogar im Stadtzentrum, wobei die Eltern oft versuchen, das Verbrechen zu verbergen, damit ihre Tochter nicht den Respekt der Bevölkerung verliert“.
„Es ist schwierig, den Schulbesuch meiner Kinder zu bezahlen, weil kein Geld da ist. Sie versuchen, zur Schule zu gehen, aber jeden Tag werden sie hinausgeworfen. Ihr Vater war Beamter und wie andere Beamte arbeitet er nicht. Wir haben keine andere Wahl, als uns durchzuschlagen“, bedauert Josephine.
„Wir Frauen sind tot, auch wenn wir noch atmen“, bekräftigt Josephine, „Nachdem wir um das Wenige, das wir hatten, beraubt wurden, bleiben wir im Elend zurück und sind nicht mehr in der Lage, unsere Familien zu ernähren, obwohl wir die Hauptstütze des Hauses waren. Wir wissen nicht mehr, was wir tun sollen. Wir schlafen und wissen nicht, ob wir wieder aufstehen werden. Wir essen nicht, wir kleiden uns nicht, wir reisen nicht, wir leben nicht, wir sterben! Wir sind Opfer von Vereinbarungen, derer wir uns nicht einmal bewusst sind“.
„Unserer nationalen Regierung möchte ich sagen, dass sie uns zuallererst helfen soll, hier im Osten des Landes Frieden zu schaffen, indem sie sich auf allen Ebenen engagiert, denn es gibt unzählige Morde. Mit Frieden wird alles einfach, ohne Frieden ist nichts möglich“, fordert sie. „Der M23 möchte ich sagen: Wer kommt, um einen Menschen zu befreien, tötet ihn nicht! Der Befreier sucht den Frieden für die Menschen. Jesus hat sein Leben gegeben, er hat uns befreit. Ihr seid Mörder, Plünderer und Halsabschneider. Geht und sagt denen, die euch geschickt haben, dass sie uns in Ruhe lassen sollen“.
„An die Adresse der internationalen Gemeinschaft wiederhole ich die Worte von Papst Franziskus: ‚Hände weg von Afrika!‘“, betont sie, „Ihr seid der größte Feind der Demokratischen Republik Kongo: Ihr kommt nicht, um uns zu helfen, sondern um unsere Bodenschätze auszubeuten. Ihr seid es, die die M23 unterstützen. Ihr stellt euch als reich dar, aber die Reichen sind wir Kongolesen. Ihr täuscht uns, indem ihr behauptet, ihr würdet uns helfen, aber ihr seid Wirtschaftskriminelle. Ihr interessiert euch nicht für das Leben der Kongolesen, sondern für die Bodenschätze des Kongo. Lasst uns in Ruhe: Bleibt zuhause bei und lassen lasst uns bei uns bleiben. Gott hat uns unseren Reichtum geschenkt: Wenn ihr ihn wollt, und geht auf legale Weise vor“.
„Ich gehe jetzt mit meinen Flaschen weg; morgen werde ich sie für ein paar Cent verkaufen... und das Leben geht weiter“, so Josephine abschließend.
(Fides 5/7/2025)


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