Die Herausforderungen der Impfstoffproduktion in Afrika

Donnerstag, 19 Juni 2025

World Health Organization (WHO)

Von Cosimo Graziani

Abuja (Fides) - In den letzten Wochen hat in Nigeria ein von lokalen Forschern entwickelter Impfstoff gegen Lassa-Fieber erste Zeichen von Wirksamkeit im Kampf gegen die Krankheit gezeigt, die in der ersten Hälfte des Jahres 2025 in dem afrikanischen Land 747 neue Ansteckungsfälle und 142 Todesfälle verzeichnete. Dies gab Simeon Agwale, Vorstandsvorsitzender des nigerianischen Pharmaunternehmens „Innovative Biotech“, bekannt. Der Impfstoff wurde unter Lizenz der Universität Melbourne entwickelt, und die Testdosen wurden in den Vereinigten Staaten hergestellt, bis die notwendige Infrastruktur in Nigeria aufgebaut ist.
Für den afrikanischen Riesen ist die Möglichkeit, den Impfstoff gegen eine Krankheit, von der er nach wie vor heimgesucht wird - die Sterblichkeitsrate ist seit 2024 gestiegen -, eigenständig zu entwickeln und zu produzieren, ein bedeutender Erfolg, der symptomatisch für einen positiven Trend in der Impfstoffentwicklung auf dem gesamten Kontinent ist.
Mehrere afrikanische Länder sind bestrebt, die einheimische Impfstoffproduktion zu erhöhen, eine Priorität, die seit der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat. Im Jahr 2022 wurde die Initiative „Partnerships for African Vaccine Manufacturing“ (PAVM) ins Leben gerufen, die darauf abzielt, bis 2040 insgesamt 60 Prozent des afrikanischen Impfstoffbedarfs zu produzieren (derzeit sind es nur 1 Prozent).
Das Problem der Impfstoffherstellung hängt auch mit der Planungs- und Entwicklungsphase zusammen. Nach Angaben des „Africa Centre for Disease Control and Prevention“ (CDC), der für Desease-Management zuständigen Abteilung der Afrikanischen Union, gab es im Jahr 2024 fünfundzwanzig Impfstoffprojekte auf dem gesamten Kontinent: fünfzehn im frühen Entwicklungsstadium, fünf mit Produktionskapazitäten, aber ohne Transferkapazität, und fünf mit Produktions- und Transferkapazität. Die Zahlen sind positiv und werden durch die Tatsache untermauert, dass es auf dem gesamten Kontinent mindestens ein Dutzend aktive Pharmaunternehmen in Ländern wie Nigeria, Marokko, Ägypten, Südafrika und Algerien gibt. All diese Aspekte tragen zur Stärkung des Impfstoff-Ökosystems bei, das in der Vergangenheit bereits Früchte getragen hat, wie z. B. der Ebola-Impfstoff, der nach dem Ausbruch 2013 in Westafrika entwickelt wurde.
Kürzlich wurden drei wichtige Vereinbarungen zur Stärkung der Produktionskapazitäten für Impfstoffe in Afrika bekannt gegeben, von denen eine im Dezember 2024 und zwei im Februar dieses Jahres unterzeichnet wurden. An der ersten waren die „U.S. International Development Finance Corporation“, die Afrikanische Entwicklungsbank und die „International Finance Corporation“ (IFC) beteiligt. Sie sah die Bereitstellung von fünfundvierzig Millionen Dollar für VaxSen vor, eine Tochtergesellschaft des in Dakar ansässigen Pasteur-Instituts im Senegal, einem ebenfalls in der Impfstoffforschung sehr aktiven Land. Die Vereinbarung sollte die Produktionskapazitäten stärken, die lokale Lieferkette unterstützen und ein starkes Vertriebsnetz für Impfstoffe schaffen, wie es in der Strategie 2040 der Afrikanischen Union vorgesehen ist, zu der auch PAVM gehört. Neben den Auswirkungen auf das Gesundheitswesen sollte sich das Abkommen auch auf die Entstehung von qualifizierten Arbeitsplätzen auswirken, da die Einrichtungen des Pasteur-Instituts erweitert werden. Es stellt sich die Frage, ob nach den Kürzungen der Trump-Administration bei der internationalen Zusammenarbeit in den letzten Monaten auch dieses Projekt zurückgefahren oder gar gestrichen wird.
Die erste der im Februar unterzeichneten Vereinbarungen betrifft eine Investition in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar durch die „Gavi-The Vaccine Alliance“, eine öffentlich-private Partnerschaft, die weltweit Impfprojekte, insbesondere für Kinder, unterstützt. Gemäß dieser Vereinbarung werden die Mittel für den Aufbau einer Produktionsplattform für RNA-Impfstoffe in Afrika verwendet, an der sowohl afrikanische Privatunternehmen wie das ägyptische Unternehmen „EVA Pharma“ als auch ausländische Unternehmen wie das französische Unternehmen „DNA Script“ und die belgischen Unternehmen „Unizima“ und „Quantoom Biosciences“ beteiligt sind. Bei einer zweiten im Februar unterzeichneten Vereinbarung handelt es sich jedoch um eine rein afrikanische Zusammenarbeit: Die ägyptische „Biogeneric Pharma“ und die südafrikanische „Afrigen“ werden die Entwicklung von RNA-Impfstoffen ausweiten, um auch das kontinentale Know-how bei der Herstellung und Anwendung zur Bekämpfung von Krankheiten, die den Kontinent heimsuchen, zu stärken.
Diese Initiativen wurden in dem Bericht aufgeführt, den die „Coalition for Epidemic Preparedness Innovations“ (CEPI) im Februar dieses Jahres veröffentlichte. Die in Oslo ansässige Stiftung wies darauf hin, dass zu den Problemen, die gelöst werden müssen, um eine selbständige Impfstoffindustrie in Afrika zu entwickeln, Probleme beim Zugang zu Finanzmitteln, Produktionsbeschränkungen, Zölle und Zollgebühren sowie eine unsichere Nachfrage gehören. Das Problem des Impfstoffmarktes in Afrika hat großen Einfluss auf die Entscheidungen der verschiedenen Impfstoffunternehmen in der Welt, auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Bevölkerung Afrikas, insbesondere die junge Bevölkerung, in den kommenden Jahren weiter stark wachsen wird.
(Fides 19/6/2025)


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