AFRIKA/SOMALIA - „Ich machte gerne Spaß mit Schwester Leonella und sagte ihr, dass die Fülle ihres Herzens größer war als ihre Leibesfülle“: der Apostolische Administrator von Mogadischu erinnert sich an die in Somalia ermordete Missionsschwester

Montag, 18 September 2006

Dschibuti (Fidesdienst) - „Ich machte gerne Spaß mit ihr. Dann sagte ich ihr, da sie einen robusten Körperbau hatte, dass die Fülle ihres Herzens größer war als ihre Leibesfülle. Uns so war es auch: trotz einiger Gesundheitsprobleme, wollte Schwester Leonella ihre Arbeit unter der somalischen Bevölkerung fortsetzen. Leider hat nun der Schuss einer Pistole dieses große Herz zum Stillstand gebracht.“, so erinnert sich der Apostolische Administrator von Mogadischu, Bischof Giorgio Bertin, in einer Stellungnahme gegenüber dem Fidesdienst an Schwester Leonella Sgorbati von den Consolata Missionsschwestern, die am 17. September in Mogadischu ermordet wurde. „Der Mord an Schwester Leonella muss vor dem Hintergrund der derzeitigen Lage in Somalia betrachtet werden, wo in jüngster Zeit die Spannungen aus verschiedenen Gründen zunahmen. Seit Monaten war in Somalia eine wachsende Ablehnung gegenüber dem Westen und dem Christentum bemerkbar. Dies beruht auf der Verbreitung von Nachrichten über die Präsenz von Soldaten aus Äthiopien, das als christliches Land betrachtet wird. Hinzu kamen die Reden von Hasspredigern aus extremistischen Kreisen. In Somalia herrscht ein Machtkampf, bei dem es zu einer Instrumentalisierung der Religion kommt“, so Bischof Bertin.
„Doch wir sollten uns daran erinnern, dass die Schwestern bereits in jüngster Vergangenheit Opfer von Entführungen und Attentaten waren. Man sollte vorsichtig sein, bevor man in einer derart komplizierten Lage, wie sie in Somalia herrscht, ein solches Ereignis beurteilt“, so der Bischof weiter.
Der stellvertretende Befehlshaber der Sicherheitskräfte der islamischen Gerichtshöfe, Scheich Muktar Robow, die die Kontrolle über Mogadischu haben, verurteilte das Delikt unmissverständlich und bezeichnete es als einen „barbarischen Akt, der der Lehre des Islam widerspricht“. In diesem Zusammenhang versprach er, man werde nach den Schuldigen fahnden und die Verantwortlichen bestrafen. „Wir haben einen der Mörder bereits festgenommen“, so Robow, „und er zeigt sich bereit zur Zusammenarbeit“. „Wir werden versuchen, auch den Mittäter festzunehmen“, so der Sicherheitschef weiter.
Schwester Leonella Sgorbati wurde am 9. Dezember 1940 in Gazzola (Piacenza) geboren. Im Mai 1963 trat sie in den Orden der Consolata Missionsschwestern in San Frè (Cuneo) ein und im November 1972 legte sie die ewigen Gelübde ab. Von 1966 bis 1968 besuchte sie eine Krankenschwesternschule in England und 1970 wurde sie nach Kenia entsandt. Von 1970 bis 1983 war sie abwechselnd in den Krankenhäusern des Ordens der Consolata Schwestern in Mathari, Nyeri und Nazareth am Stadtrand von Nairobi tätig. 1985 leitete sie den Lehrkörper der Krankenpflegerschule im Krankenhaus in Meru in Nkubu.
Am 26. November 1993 wurde sie zur Regionaloberin der Schwestern in Kenia gewählt. Dieses Amt hatte sie 6 Jahre lang inne. Bereits 2001 verbrachte Schwester Leonelle mehrere Monate in Mogadischu, wo sie die Voraussetzungen für die Eröffnung einer Krankenpflegerschule in der Einrichtung der Nichtregierungsorganisation SOS Village in Mogadischu prüfte. Am 18. April 2002 begannen die ersten Kurse der Berufsschule, deren erste Schüler 2006 ihr Abschlussdiplom in den Händen hielten. Im August dieses Jahres war es Schwester Leonella gelungen, für die Diplome ihrer Schüler die internationale Anerkennung durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu bekommen. (LM) (Fidesdienst, 18/09/2006 - 44 Zeilen, 561 Worte)


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