VATIKAN - Erklärung von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone zu einigen Ausschnitten aus der Ansprache von Papst Benedikt XVI. in Regensburg

Montag, 18 September 2006

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Das Presseamt des Heiligen Stuhls veröffentlichte am Samstag, den 16. September folgende Erklärung des Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Bertone.

„Angesichts der Reaktion von muslimischer Seite, hinsichtlich einiger Ausschnitte aus der Ansprache von Papst Benedikt XVI. In der Universität Regensburg, möchte ich den Klärungen und den Präzisierungen, die der Direktor des Presseamtes des Heiligen Stuhls bereits abgegeben hat, Folgendes hinzufügen:

- Die Einstellung des Papstes zum Islam ist unmissverständlich diejenige, die auch im Konzilsdokument Nostra Aetate enthalten ist: ‚Mit Hochachtung betrachtet die Kirche die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen mit ganzer zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Überdies erwarten sie den Tag des Gerichts, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch das Gebet, Almosen und Fasten (Nr. 3).
- Die Option des Papstes für den interreligiösen und interkulturellen Dialog ist ebenfalls unmissverständlich. Bei dem Treffen mit Vertretern mehrerer muslimischer Gemeinschaften in Köln am 20. August 2005, sagte er, dass dieser Dialog zwischen Christen und Muslimen „nicht auf eine Saisonentscheidung reduziert werden darf’. Und er fügt hinzu: ‚Die Erinnerungen der Vergangenheit müssen uns davor bewahren, die gleichen Fehler zu wiederholen. Wir wollen Wege der Versöhnung suchen und lernen, so zu leben, dass jeder die Identität des anderen respektiert“.
- Was das Urteil des byzantinischen Kaisers Manuel II. Paleologos betrifft, welches er in seiner Ansprache von Regensburg zitierte hat der Papst nicht beabsichtigt und beabsichtigt keinesfalls, sich dieses zu eigen zu machen, vielmehr nutzte er die Worte nur als Anlass, um, in einem akademischen Kontext, wie dies aus einer vollständigen uns sorgfältigen Lektüre des Textes hervorgeht, einige Gedanken zum Thema der Beziehungen zwischen Religionen und Gewalt im Allgemeinen zu entwickeln und daraus eine klare und radikale Ablehnung der religiösen Begründung von Gewalt, von welcher Seite sie auch kommt, zu entwickeln. Es lohnt sich, sich diesbezüglich daran zu erinnern, was Papst Benedikt XVI. vor kurzem in seiner Botschaft zur Erinnerung an den 20. Jahrestag des interreligiösen Gebetstreffens gesagt hat, zu dem sein Vorgänger Johannes Paul II. im Oktober 1986 nach Assisi eingeladen hatte: ‚…die Manifestationen der Gewalt darf man nicht den Religionen als solchen anlasten, sondern den kulturellen Grenzen, in denen sie im laufe der Zeig gelebt und entwickelt wurden … Tatsächlich finden sich die Zeugnisse einer inneren Verbindung zwischen Gottesbeziehung und einer Ethik der Liebe in allen großen religiösen Traditionen’
- Der Heilige Vager bedauert deshalb zutiefst, dass einige Ausschnitte aus seiner Ansprache als beleidigend für das Empfinden der muslimischen Gläubigen betrachtet werden und auf einer Art und Weise ausgelegt werden, die in keinster Weise seinen Absichten entsprechen. Auf der anderen Seite warnte er mit Blick auf die tiefe Religiosität gläubiger Muslime, die westliche säkularisierte Kultur vor einer ‚Verachtung Gottes und einem Zynismus’, der die Verspottund des Heiligen als Freiheitsrecht ansieht.
- Indem er seinen Respekt und seine Achtung gegenüber allen betont, die sich zum Islam bekennen, wünscht er sich, dass man ihnen dabei helfe, seine Worte und deren Sinn richtig zu verstehen, damit nachdem dieser nicht einfache Moment bald möglichst überwunden sein wirt, das Zeugnis an den ‚alleinigen Gott, den lebendigen und in sich seienden, den Schöpfer des Himmels und der Herde, der zu den Menschen gesprochen hat“, gestärkt wird und damit auch die Zusammenarbeit für „Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Werte, des Friedens und der Freiheit für alle Menschen“ wächst. (vgl. Nostra Aetate Nr. 3).“(SL) (Fidesdienst, 18/09/2006 - Zeilen, Worte)


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