AFRIKA/SUDAN - In alarmierenden Berichten warnen internationale Hilfswerke vor einer erneuten Zuspitzung der Lage: es kommt weiterhin zu Übergriffen auf die Zivilbevölkerung

Mittwoch, 13 September 2006

Khartum (Fidesdienst) - „Ich habe sudanesische Antonov-Flugzeuge gesehen, wie sie sich auf einen Angriff vorbereiteten. Es erinnert mich an die Situation zu Beginn des Jahres 2003. Die Botschaft, die wir erhalten haben ist eindeutig: es gibt Angriffe auf Zivilisten und auf von Zivilisten bewohnte Gebiete.“. Mit diesen alarmierenden Worten beschreibt Pekka Haavisto, Sondergesandter der Europäischen Union, die Situation in der westsudanesischen Region Darfur, wo seit über drei Jahren eine humanitäre Krise herrscht und arabische Reitermilizen die Zivilbevölkerung überfallen.
Ende August hatten Mitarbeiter des Jesuit Refugee Service (JRS), die im Norden Darfurs tätig sind, in ihrem Bericht zur Lage eine Verschlechterung der Situation beklagt, insbesondre in Mellit im Norden der Region. Die Unterzeichnung eines Friedensabkommens am 5. Mai hat nach Angaben der JRS-Mitarbeiter in keinster Weise zur Stabilisierung der Lage beigetragen. „Drei Gruppen, die das Abkommen nicht unterzeichneten, haben sich zusammengeschlossen und bilden nun die National Redemption Front (NRF). Sie fordern mit einer Reihe von Episoden der Gewalt eine immer größere Anzahl von Territorien“, so die Leiterin des JRS-Projekts im Sudan, Elaine Jepsen, am 28. Juli. Die verantwortliche Mitarbeiterin des Hilfswerks der Jesuiten berichtete auch von einer Konzentration von Regierungstruppen und Militärfahrzeugen in der Gegend um Mellit, wo es scheint, als ob ein Angriff auf den nördlichen Teil der Stadt vorbereitet werden soll: zwei Flüge pro Tag bringen Waffen und in der Nacht werden Soldaten eingeflogen.
Eine Erklärung des International Rescue Committe (IRC) zur Lage im Süden Darfurs vom 23. August bestätigt, das, was die Mitarbeiter des JRS vor Ort sehen. Die Mitarbeiter des JRC berichten davon, dass über 200 Frauen in den vergangenen fünf Wochen allein in der Umgebung des größten Flüchtlingslagers in der Region in Kalma vergewaltigt wurden. Auch dieser alarmierende Bericht zeigt, dass sich die Situation in der Region erneut zuspitzt.
Aus El Kasher melden die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF Choleraerkrankungen, weshalb sie die Mitarbeiter des JRS um Aufklärungs- und Vorbeugungsmaßnahmen gegen eine Verbreitung der Krankheiten baten. „Wir sind dabei diese Anfrage zu bearbeiten“, so Frau Jespen.
In Darfur starben zehntausende Menschen und 2,5 Millionen Binnenflüchtlinge mussten die eigenen Dörfer verlassen, seit die Rebellen Anfang 2003 zu den Waffen griffen. Der Internationale Strafgerichtshof (International Criminal Court, ICC) führt Ermittlungen durch, in deren Rahmen geprüft wird, ob in der Region Kriegsverbrechen begangen wurden. Die sudanesische Regierung lehnte unterdessen eine Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen ab, die die Stationierung von 20.000 Blauhelmen in Darfur vorsah. (LM) (Fidesdienst, 13/09/2006 - Zeilen, Worte)


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