ASIEN/LIBANON - „In der Nachkriegszeit entsteht neue Hoffnung“: ein Bericht des Jesuitenpaters Fadel Sidarouss, der die Ordensprovinz Nahost leitet

Montag, 11 September 2006

Beirut (Fidesdienst) - „Der Aufschrei der Armen und der Opfer des Krieges bewegt unser aller Herz. Doch im Libanon der Nachkriegszeit beginnt wieder das normalen Leben: die Flüchtlinge kehren nach Hause zurück, Schulen und Märkte werden wieder geöffnet, der Wiederaufbau beginnt und es entsteht neue Hoffnung“, so der Jesuiten Pater Fadel Sidarouss, Provinzial der Ordensprovinz Nahost, im Gespräch mit dem Fidesdienst.
„Die militärischen Gefechte“, so Pater Fadel, „gingen am 14. August zu Ende, am Tag vor dem Himmelfahrtsfest. Seit diesem Tag und an den nachfolgenden Tagen kehrten fast eine Million Menschen in ihre Städte, Dörfer und Wohnungen zurück, wo man nicht genau weiß wo sie wohnen, doch sie versuchen in der Situation der Nachkriegszeit wieder zur Normalität zurück zu kehren. Der Wiederaufbau der zerstörten Infrastrukturen wurde sofort begonnen und alle nehmen daran teil: Einzelpersonen, Sponsoren, Parteien und die Regierung. Auch die arabischen Länder und andere Länder haben Unterstützung in Aussicht gestellt. Langsam gibt es auf den Märkten wieder das Notwendigste zu kaufen. Unterdessen wird auch die Öffnung der Schulen und Universitäten vorbereitet, die nur mit leichter Verspätung stattfinden wird. Dabei kommen überall die Vitalität und das Temperament der Libanesen zum Ausdruck.“
Der Jesuitenpater betont, dass „die wahre Herausforderung im Moment politischer, diplomatischer und konfessioneller Art ist. Es gibt weder Besiegte noch Sieger. Das Inkrafttreten des Dekrets 1701 des UN-Sicherheitsrates steht im Mittelpunkt der politischen Debatte. Man versucht sich um nationale Einheit zu bemühen.“
Was das Leben der Ordensleute anbelangt, erklärt Pater Fadel: „Wir wurden weder direkt angegriffen, noch haben wir Schäden erlitten. Andererseits gehen bei uns kontinuierliche Bitten um Hilfe für die Kriegsopfer ein. Vor allem gilt das für unsere Zentrum in Beirut (CJC), das Menschen in Notsituationen unterstützt, die sich am Rande der Armut befinden und vom Krieg überrascht wurden, der ihre Situation zusätzlich verschlimmerte“.
Die Jesuiten versorgen auch über 60 Kranke mit Medikamenten, 20 Schüler erhalten ein Stipendium des Ordens und besondere Unterstützung erfahren auch Arbeitslose mit Kindern. Das Komitee für Soziales (CAS) der Kollegien „Notre Dame de Jamhour“ und „Saint-Gregoire“ führen das ganze Jahr über besondere Aktionen durch.
P. Fadel sieht voraus, dass „unsere Bildungseinrichtungen (zwei Schulen, drei Internate, eine höhere Schule und eine Universität bestimmt auf wirtschaftliche Schwierigkeiten stoßen werden, wenn es um die Aufrechterhaltung ihrer erzieherischen Projekte im Schuljahr 2006/2007 geht. Außerdem werden Stipendien für Schüler aus armen Familien finanziert werden müssen.“ Die Jesuiten werden einen Fonds mit einer Million Dollar für Universitätsstipendien zur Verfügung stellen: wenn die Söhne und Töchter an den Universitäten des Landes studieren können, dann bewegt dies viele Familien dazu im Land zu bleiben und nicht auszuwandern. (PA) (Fidesdienst, 11/09/2006 - 39 Zeilen, 447 Worte)


Teilen: