AFRIKA/MALAWI - Auch einer der bekanntesten Sänger Malawis wird Opfer der politischen Krise

Freitag, 8 September 2006

Lilongwe (Fidesdienst) - Die politische Krise in Malawi nimmt unerwartete Wendungen und betrifft auch den bekannten einheimischen Sänger Lucius Banda, der als oppositioneller Abgeordneter in das Parlament des Landes gewählt wurde. „Die Geschichte beginnt wie ein Scherz unter Schülern: er hätte ganz einfach bei einem mündlichen Examen seine Englischkenntnisse unter Beweis stellen können und damit kein Zertifikat gebraucht“, so P. Piergiorgio Gamba, ein italienischer Monfortaner Missionar gegenüber dem Fidesdienst in einem Kommentar zum Verfahren gegen den Abgeordneten Lucius Banda, der zu 27 Monaten Haft verurteilt wurde, weil er ein gefälschtes Schulzeugnis vorgelegt haben soll.
Der Abgeordnete Banda wurde einerseits zu 21 Monaten Haft verurteilt, weil er sich im Besitz eines gefälschten Abschlusszeugnisses einer weiterführenden Schule befindet und zu weiteren 6 Monaten, weil er gegenüber dem Kanzler eine unwahre Antwort auf die Frage nach der Authentizität des Dokuments gegeben hat.
„Darauf war Banda nicht gefasst. In ähnlichen Fällen verurteilte das Gericht in letzter Zeit zur Zahlung einer Geldstrafe, die zwar ziemlich hoch ist doch ein recht sicheres Ergebnis bringt. Er hätte die Strafe gezahlt und seiner Karriere als Sänger fortgesetzt, nach dem er erst vor kurzem sein letztes Album „Survivors“ auf den Markt gebracht hatte. … Er wusste, dass ein Urteil ihn auch den Titel und seine Position im Parlament kosten würde. Doch dies war für ihn kein eigentlicher Grund zur Sorge, angesichts der schwierigen politischen Verhältnisse im Land. Er würde wieder singen und sich eine gesicherte Zukunft aufbauen“, so der Missionar.
„Banda wuchs in der Mission Balakata auf und besuchte die St. Charles Lwanga-Schule des Seminars in Mangochi … er war zuerst Sänger der „Alleluya Band“ und machte später seinen eigenen Weg“, so Pater Gamba. „Dass sich hinter dem Urteil vorwiegend politische Motive verbergen wissen alle. Er war als einer der Letzten in das Parlament gewählt worden und wurde von der UDF, der Partei von Bakili Muluzi, der die Opposition leitet, für den Frontalangriff auf das Präsidentenamt und das Amtsenthebungsverfahren gegen das Staatsoberhaupt benutzt. Und dies hat ihn heute ins Gefängnis gebracht“, so der Missionar.
Dabei sind 21 Monate in den Vollzugsanstalten Malawis eine Ewigkeit. Er wird Berufung einlegen könne. Er wird damit vielleicht eine Strafminderung erwirken können, doch die Entlassung auf der Haft und eine Begnadigung durch das Staatsoberhaupt wird lange auf sich warten lassen, wenn so etwa überhaupt möglich sein wird. Das Präsidentenamt befindet sich in einer schwierigen Phase und das derzeitige aggressive Verhalten gegenüber der Opposition könnte ihm zum Verhängnis werden. „Die Tageszeitung „The Lamp“, verglich die gegenwärtige Lage mit dem „Lottospiel“, das in Malawi erst vor kurzem eingeführt wurde. Derselbe Stil werde derzeit in der Politik benutzt, die die Zahlen der Persönlichkeiten im Umfeld des Präsidenten sammelt und sie dann plötzlich fallen lässt“, so der Missionar abschließend. (LM) (Fidesdienst, 08/09/2006 - 37 Zeilen, 461 Worte)


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