ASIEN/SRI LANKA - Eskalation des Konflikts: Opfer unter den Zivilisten, zwei Katholiken werden vermisst

Dienstag, 5 September 2006

Colombo (Fidesdienst) - In Sri Lanka kommt es weiterhin zu Auseinandersetzungen zwischen den regulären Streitkräften und den tamilischen Rebellen, wodurch vor allem viel Leid unter der Zivilbevölkerung verursacht wird. Der Konflikt flammte bereits Anfang 2006 wieder auf und hat sich trotz der Bemühungen der internationalen Staatengemeinschaft und der norwegischen Vermittlung weiter ausgedehnt und entwickelte sich im Laufe der Monate zu einem kriegerischen Konflikt im wahren Sinne des Wortes: es gibt Artilleriegefechte, Bombenangriffe, Seegefechte und vor allem zahlreiche Opfer und Verletzte sowohl unter den srilankischen Soldaten als auch in den Reihen der Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE).
In den vergangenen Tagen griffen die Soldaten der regulären Armee die Stadt Sampur an, die von den Guerillaeinheiten als Kampfbasis für die Angriffe gegen den Hafen von Troncomalee benutzt wird. Im Distrikt Trincomalee sind die Auseinandersetzungen besonders heftig und erneuter Gefechte verhinderten bisher die Rückkehr der Binnenflüchtlinge, die das Gebiet bereits vor Monaten verlassen hatten und mit Hilfe des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) zurückkehren sollten. Seit April dieses Jahres mussten über 200.000 Zivilisten ihre Wohnungen infolge zunehmender Gewalt und Unsicherheit verlassen. Unterdessen kamen über 11.000 tamilische Flüchtlinge in Südindien (im indischen Unionsstaat Tamil Nadu) an. Nachdem sie die Meerenge von Palk mit provisorischen Booten überquerten. Das UNHCR bat die beteiligten Parteien um die Genehmigung für die Auslieferung von Hilfsmitteln, angesichts der Notsituation vieler Familien im Norden und Osten der Insel.
Seit etwa einem Monate kam es zu einer weiteren Eskalation, die zahlreiche unschuldige Opfer forderte. Davon waren auch 17 Mitarbeiter der französischen Nichtregierungsorganisation ACF („Action contre la Faim“) betroffen, bei denen es sich um Tamilen handelte, die an einem Wiederaufbauprojekt nach der Tsunamikatastrophe mitarbeiteten. Nach Angaben der norwegischen Beobachter der „Sri Lanka Monitoring Mission“ (SLMM) waren Regierungssoldaten für das Massaker in der Stadt Mutur verantwortlich.
Seit dem 20. August wird der 34jährige katholische Geistliche Jim Brown aus dem Klerus der Diözese Jaffna vermisst. Zusammen mit ihm verschwand der Katholik Wenceslaus Vimalathas, Vater von fünf Kindern. Von den beiden, die zuletzt an einer Straßenkontrolle in Allaipiddy gesehen wurden, wo sich die neue Pfarrgemeinde von Pfarrer Brown befindet, gibt es seither keine Notiz. In der Ortskirche macht man sich große Sorgen um die Vermissten. Für die Vermissten wurde eine Gebetsvegil veranstaltet, viele befürchten, dass sie nicht mehr am Leben sein könnten. Der Apostolische Nuntius in Sri Lanka, Erzbischof Mario Zenari bat unterdessen darum, die beiden unversehrt zu lassen. Gleichsam forderte er zivile und militärische Behörden auf, nach den Vermissten zu suchen. Auch Bischof Thomas Savundaranayagam von Jaffna wandte sich im Fall der Vermissten in einem Schreiben an den Staatspräsidenten von Sri Lanka, Mahinda Rajapakse. Bisher erhielt er keine Antwort. Je mehr Zeit vergeht um so mehr schwindet in der katholischen Gemeinde die Hoffnung auf die Rückkehr der Vermissten.
Im Bürgerkrieg in Sri Lanka wurde zuletzt im Februar 2002 ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Verhandlungen, die zu einem dauerhaften Frieden führen sollten, kamen im April 2003 zum Stillstand. Seit Dezember vergangnen Jahres starben infolge der Gewalt bereits über 1.500 Menschen, obschon beide Parteien behaupten, das Waffenstillstandsabkommen von 2002 sei noch in Kraft. Seit dem Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2003 kamen über 60.000 Menschen ums Leben. (PA) (Fidesdienst, 05/09/2006 - 47 Zeilen, 531 Worte)


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