ASIEN/INDIEN - Das Anti-Bekehrungsgesetz soll im indischen Unionsstaat noch restriktiver sein: Christen und religiöse Minderheiten protestieren

Donnerstag, 27 Juli 2006

Bhopal (Fidesdienst) - Die Regierung im nordindischen Unionsstaat Madhya Pradesh billigte ein Dekret, mit dem das bereits gültige so genannte Anti-Bekehrungs-Gesetz noch restriktiver werden soll. Das Dekret, das von den Oppositionsparteien im Parlament des Staates abgelehnt wird, führte zu Protesten unter den religiösen Minderheiten, insbesondere Christen und Muslime.
In Madhya Pradesh regiert die Baratiya Janata Party (BJP, Partei des Indischen Volks), die einen hinduistisch geprägten Nationalismus vertritt und oft den Forderungen radikaler und gewaltsamer Gruppen und Anhängern der Hindutva-Ideologie nachgibt, deren Motto lautet „Ein Land, eine Kultur, eine Religion“.
Das vor kurzem gebilligte Dekret schreibt für eine Person, die sich zu einem anderen Glauben bekennen will, die Meldung bei einem Richter und eine Erklärung der Absicht des Religionswechsels einen Monat im voraus. Wer gegen diese Bestimmung verstößt muss mit einer Geldstrafe von mindestens 1.000 Rupies rechnen oder im schlimmsten Fall sogar mit einer Haftstrafe. Beim Distriktgericht muss auch eine Erklärung des betreffenden religiösen Verantwortlichen (Pfarrer, Pastor, Imam, …) vorgelegt werden, der die Behörden über die mögliche Bekehrung eines neuen Anhängers informiert, wobei die persönlichen Daten und die Anschrift der Person angegeben wird, die eventuell einen Religionswechsel vornehmen möchte (auch hier sind Strafen von 5.000 Rupies bis zu einer einjährigen Haftstrafe vorgesehen).
Nachdem die Informationen sowohl vom religiösen Verantwortlichen, als auch von der Person eingereicht wurden, die konvertieren möchte, wird es Aufgabe der Polizei sein, die Empfehlungen der betroffenen religiösen Organisation zu überprüfen und festzustellen, dass die Bekehrung nicht durch Zwang oder Betrug erwirkt wurde.
Die Regierung des Staates Madhya Pradesh begründete diese restriktive Version des bereits bestehenden Gesetzes damit, dass die bisherigen Bestimmungen sich als unwirksam erwiesen haben. Nach Ansicht der Opposition verstößt das Gesetz gegen die Religionsfreiheit und die Menschenrechte“.
Die BJP möchte religiösen Hass verbreiten und auch die Christen treffen“, so Jamuna Devi von der Kongresspartei.
„Christen sind oft Opfer falscher Anschuldigungen und müssen Attacken radikaler hinduistischer Gruppen über sich ergehen lassen, die sie der Proselytenmacherei und der Bekehrung der Mitglieder der tribalen Volksstämme beschuldigen“, so Indira Iyengar, Vorsitzende des Verbandes der Christen in Madhya Pradesh.
P. Anad Muttungal, der Sprecher der katholischen Gemeinde des indischen Unionsstaates, betonte, dass der Glaube eine private Angelegenheit sei und das Gewissen des einzelnen betreffe und der Staat deshalb nicht eingreifen dürfe. Der Priester kündigte ein mögliches rechtliches Vorgehen der katholischen Gemeinde gegen das neue Gesetz an. (PA) (Fidesdienst, 27/07/2006 - 38 Zeilen, 398 Worte)


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