AMERIKA/BOLIVIEN - Erstes Abkommen zwischen der Regierung und der Kirche zum Religionsunterricht in den Schulen unterzeichnet

Montag, 17 Juli 2006

Sucre (Fidesdienst) - Nachdem in den vergangenen Tagen Ungewissheit hinsichtlich der widersprüchlichen Stellungnahmen der Regierung zum Thema Religionsunterricht in den Schulen herrschte, ist es der katholischen Kirche in Bolivien nun gelungen, die Regierung dazu zu verpflichten, den Religionsunterricht in den Schulen weiterhin zu berücksichtigen. Die bolivischen Bischöfe trafen sich in Sucre mit dem Erziehungsminister Félix Patzi und unterzeichneten eine gemeinsame Absichtserklärung.
Die Vereinbarungen, die im Rahmen der Absprache zwischen der Regierung und der Bolivischen Bischofskonferenz zu gemeinsamen Themen getroffen wurden, strukturieren sich in vier Punkte: Respekt und Garantie der spirituellen und religiösen Freiheit und der Kultfreiheit im Rahmen der unterschiedlichen Gegebenheiten im Land und damit die Beibehaltung des Religionsunterrichts auf dem im ganzen Land geltenden Lehrplan; Garantie der Gültigkeit der Vereinbarungen zwischen Staat und katholischer Kirche für das Erziehungswesen; Garantie für das zukünftige Funktionieren der privaten Universitäten im Rahmen der nationalen Gesetzgebung; Garantie der zukünftigen koordinierten Zusammenarbeit des Staates und der katholischen Kirche bei der Verbesserung des Erziehungswesens.
Der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Mgr. Jesus Juarez, erklärte, dass jede Person das Recht habe, die eigene Religion selbst zu wählen und die Kirche die Religionsfreiheit als ein Grundrecht betrachte. Außerdem sei der Religionsunterricht in den Schulen ein unverzichtbares Recht.
Die Unterzeichnung der Erklärung wird im Land als ein Versuch der Regierung betrachtet, den Zweiten Nationalen Kongress zur Erziehung zu retten, der mangels Übereinstimmung und Dialog gescheitert war. Zum Abschluss des Kongresses sollte am 14. Juli ein Gesetzentwurf zur Reform des Erziehungswesens unterzeichnet werden, doch sieben der beteiligten Parteien, darunter die katholische Kirche hatten sich zurückgezogen. Die zwanzig Delegierten der katholischen Kirche verließen den Kongress, weil es ihrer Ansicht nach keine Garantien für positive Ergebnisse im Bereich der Erziehung gab. Der Erzbischof von Santa Croce de la Sierra, Kardinal Julio Terrazas, hatte bei der Eröffnung des Kongresses an alle Bolivier mit der Bitte appelliert, das universale Recht auf das Bekennen zu einer Religion zu schützen. Dabei forderte er die Regierung auf, einen säkularen Staat nicht mit einem laizistischen Staat zu verwechseln. Außerdem erinnerte der Kardinal daran, dass „die Kirche das große Prinzip des universalen Rechts auf das Bekennen zu einer Religion schützen werde. Dies ist unverzichtbar und kann nicht verhandelt werden, es ist die Grundalge, die dazu beiträgt, eine Familie zu bilden, die vereint ist und unser Land aufzubauen.“ (RG) (Fidesdienst, 17/07/2006 - 35 Zeilen, 389 Worte)


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