AFRIKA/SÜDSUDAN - Medici con l’Africa Cuamm: “Frieden entsteht auch dadurch, dass man sich um die Gesundheit der Menschen kümmert“

Montag, 6 Februar 2023

Nicola Berti

Juba (Fides) - "Ich werde nie die Gesichter der Kinder vergessen, um die ich mich gekümmert habe, die Blicke der Mütter, die unter den Betten ihrer Kinder kauerten, das Schweigen der Angehörigen der Kranken, die auf der Veranda vor dem Krankenhaus saßen und warteten und hofften, und ihren Schmerz, als ich ihnen sagte, dass ihr Angehöriger es nicht geschafft hatte", wird eine Krankenschwester zitiert, die im Auftrag des italienischen medizinischen Hilfswerks „Medici per l’Africa Cuamm“. Den Bericht über die Lage im Südsundan stellt Elisa Bissacco vom Presseamt des Hilfswerks zur Verfügung.
"Hier gibt es kein Recht auf Leben, auf Gesundheit und auf Sicherheit. Man kann es in den resignierten Augen der Mütter lesen, die nichts zu essen für ihre Kinder haben, aber auch in den desillusionierten Augen der Soldaten, die nicht mehr wissen, warum sie weit weg von zu Hause kämpfen und sterben, ohne Lohn und Essen, Jungen, die immer hungrig sind, groß wie Stangen und dünn wie Stöcke", berichtet auch Alessandra, eine italienische Chirurgin und Mitarbeiterin von „Medici per l‘Africa Cuamm“.
"Dies ist unsere Art, den Aufrtrag 'Euntes, curate infirmos' umzusetzen, das unser Hilfswerk von Anfang an inspiriert und uns auch in die Gegenwart leitet, jeden Tag wirksam und konkret zu machen", fährt die Pressesprecherin des Hilfswerks fort. „Die Fürsorge für den anderen wird zum Evangelium. Wir fühlten uns zutiefst berufen, einer Bevölkerung zu helfen, die alles braucht. Und wir haben uns entschieden, die letzte Meile zu gehen, dorthin, wo niemand hingehen will, an die Peripherie der Welt, die Papst Franziskus so sehr am Herzen liegt, der mit seinem Besuch, der gerade zu Ende gegangen ist, die Hoffnung neu entfacht".
Der Südsudan, der seit 2011 unabhängig ist und sich seit 2013 im Bürgerkrieg befindet, ist das ärmste Land der Welt und liegt auf dem letzten Platz (191) des Human Development Index. Dem Südsudan fehlt es an allem: Straßen, Infrastruktur, Dienstleistungen, Schulen, Gesundheit. Es ist eines der schwächsten und bedürftigsten Länder der Welt. Es hat 12 Millionen Einwohner, zumeist halbnomadische Hirten aus verschiedenen ethnischen Gruppen, die sich gegenseitig bekämpfen. Etwa 2 Millionen Menschen sind Binnenvertriebene: Menschen, die ihre Hütten verlassen haben und in andere Gebiete des Landes geflüchtet sind. Schätzungsweise 9 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Eines von zwei Kindern ist unterernährt, ebenso wie zwei von drei schwangeren Frauen. Es gibt nur sehr wenig ausgebildetes Gesundheitspersonal. Einem Bericht des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) vom März 2022 zufolge kommt auf 65.574 Menschen ein Arzt und auf 39.000 Schwangere eine Hebamme. Das bedeutet, dass nur eine von eine von 953 schwangeren Müttern von einer kompetenten und geschulten Person bei der Geburt begleitet werden kann.
„Es ist ein dramatisches Bild", unterstreicht Elena Bissacco. „Und angesichts des Leidens unserer Brüder und Schwestern haben wir beschlossen, uns nicht abzuwenden, denn die Bedürfnisse der Ärmsten und Letzten haben für uns Priorität“.
„Wir begannen 2006, vor der Unabhängigkeit, im Krankenhaus in Yirol. Von dort aus wurde die Arbeit auf das Krankenhaus in Lui mit der angegliederten Hebammenschule, auf das Krankenhaus in Rumbek und auf das Krankenhaus in Maridi ausgeweitet. Heute ist unser Hilfswerk offizieller Partner der südsudanesischen Regierung bei der medizinischen Grundversorgung der Bevölkerung. Wir sind in 11 Bezirken vertreten, wo wir 103 periphere Gesundheitseinrichtungen, 4 Krankenhäuser (Yirol, Lui, Rumbek, Cueibet) und 2 Institute für Gesundheitswissenschaften mit rund 1 350 nationalen Gesundheitsfachkräften und 924 kommunalen Gesundheitshelfern unterstützen, die von einem internationalen Team von rund 60 Personen unterstützt werden“.
Die Arbeit des medizinischen Hilfswerks würdigte auch Papst Franziskus bei einem Treffen im Vatikan am 19. November 2022 (vgl. Fides 18/11/2022). Dabei betont er, „dass Frieden auch dadurch entsteht, dass man sich um die Gesundheit der Menschen kümmert."
"Wir stehen erst am Anfang", heißt es in der Pressemeldung abschließend „Bis der Südsudan zu einem Land wird, in dem die Menschen in Würde leben können, ist es noch ein weiter Weg. Wir hoffen wirklich, dass diese Reise des Papstes der erste Stein sein wird, der den Frieden wiederherstellt, denn nur dann kann jedes Problem eine Lösung finden".
(EB/AP) (Fides 6/2/2023)

Nicola Berti

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