AMERIKA/VENEZUELA - Bischöfe beklagen das Klima der Gewalt und der Kriminalität, den Versuch die Erziehung zu politisieren und den Mangel an Vertrauen in die bevorstehenden Wahlen. Sie fordern zum Kampf gegen Unempfindsamkeit, Gleichgültigkeit, Resignation und Mutlosigkeit auf.

Donnerstag, 13 Juli 2006

Caracas (Fidesdienst) - „Pläne des Heils und nicht des Unheils“ (Jer 29,11) lautet der Titel des Hirtenbriefs der Venezolanischen Bischöfe an das Land zum Abschluss ihrer 86. Vollversammlung, die vom 6. bis 12. Juli in Caracas tagte.
Die Bischöfe beklagen nachdrücklich das Klima der Gewalt und der Kriminalität, das das Land beherrscht: „Auf tragische Weise gewöhnen sich die Venezolaner langsam aber sicher an eine Kultur oder an eine Denkweise, die besagt, dass der Tod jeden Tag im Kampf gegen das Zusammenleben der Bürger siegt“. Die Bischöfe erinnern daran, dass aus den Statistiken der UNESCO hervorgeht, dass Venezuela die Liste der 57 Länder mit der meisten Gewalt und der größten Unsicherheit anführt, mit durchschnittlich rund 44 Morden pro Tag. Unter den verschiedenen Ausdrucksformen der Gewalt nennen die Bischöfe: Erpressung, Entführungen, Drogenhandel, blutige Proteste in den Gefängnissen, Misshandlung von Frauen, häusliche Gewalt, kriegerisches Klima und Militarisierung der Gesellschaft. „Es ist ein Widerspruch, wenn man auf der einen Seite die Gewalt verteilt und Pläne zur Entwaffnung der Bevölkerung verabschiedet und auf der anderen Weite Jugendliche und junge Erwachsene im Umgang mit den Waffen ausbildet“, so die Bischöfe. Angesichts dieser Situation fordern die Bischöfe „eine Kampagne zur Förderung der Kultur des Lebens und der Liebe, die die Erziehung zu Frieden und Versöhnung in allen Bereichen und Institutionen der Gesellschaft umfasst.“
Ein weiteres Thema, das die Bischöfe in ihrem Dokument ansprechen, weil es ihnen große Sorge bereite ist die Ausrichtung des Erziehungssystems. „Das grundsätzliche Problem“, heißt es in dem Hirtenbrief, „ist der Versuch des Staats, sich die erzieherischen Rechte, die ursprünglich der Gesellschaft zukommen, an sich zu reißen … Dies ist nicht akzeptabel, da es verfassungswidrig ist und gegen die Universale Menschenrechtserklärung verstößt, wenn die Regierungsbeamte die Erziehung ‚politisieren’ und Lehrer in Dozenten der Verbreitung der Doktrin eines bestimmten politischen Models verwandeln.“ Was den Religionsunterricht anbelangt, so verlange die Kirche keine Privilegien, so die Bischöfe, sondern sie „erhebt nur Anspruch auf die Rechte der Erzieher, der Eltern und der Gesellschaft und das Recht, dass die Religionsgemeinschaften auf die Erfüllung der eigenen Sendung haben“.
Die Bischöfe erinnern auch daran, dass es im Land in wenigen Monaten Präsidentschaftswahlen geben wird, die unter der Bevölkerung zahlreiche Fragen aufwerfen und zu Besorgnis, Unsicherheit, Angst und Mutlosigkeit führen. Deshalb bitten sie den Nationalen Wahlrat (CNE) um das Bemühen um eine „verfassungsmäßige und unter legalen, politischen und ethischen Gesichtspunkten unangreifbare Wahl, indem garantiert wird, dass alle Venezolaner ihr Wahlrecht ohne Angst vor Einschüchterung ausüben können.“
Abschließend fordern die Bischöfe alle Venezolaner auf, „jede Tendenz zur Diskriminierung und Intoleranz abzulehnen und Unempfindsamkeit, Gleichgültigkeit, Resignation und Mutlosigkeit zu bekämpfen; die Freiheit und die Würde der Person soll geschützt werden.“ Die Regierung sollte nach Ansicht der Bischöfe in besonderer Weise unter den Bürgen des Landes zur Einheit anregen „und Handlungen vermeiden, die Spaltung und Diskriminierung begünstigen“. Abschließend erinnern die Bischöfe an den Abschluss des Konzils der katholischen Kirche in Venezuela am 7. Oktober dieses Jahres (vgl. Fidesdienst vom 10. Juli 2006), mit dem die „wichtige Phase der konkreten Umsetzung im pastoralen Leben“ beginnt. (RG) (Fidesdienst, 13/07/2006 - Zeilen, Worte)


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