AFRIKA/NIGERIA - Anschlag auf katholische Kirche in Owo: Verdächtige noch nicht rechtskräftig verurteilt

Mittwoch, 14 Dezember 2022 massaker   ortskirchen   bischöfe  

Abuja (Fides) - Mehr als sechs Monate nach dem Anschlag vom 5. Juni in der Kirche St. Francis Xavier in Owo im Bundesstaat Ond, bei dem 40 Menschen getötet und 80 verletzt wurden (vgl. Fides 6/6/2022), wurden inhaftierten Verdächtigen noch nicht rechtskräftig verurteilt.
Am 9. August hatte die nigerianische Armee die Festnahme von vier Personen bekannt gegeben, die des Massakers an der katholischen Kirche beschuldigt werden. Dies teilte der nigerianische Generalstabschef der Streitkräfte, General Lucky Irabor, den Medien mit, demzufolge die Verhaftungen bereits am 1. August erfolgt seien. Weitere 2 Personen wurden einige Tage später verhaftet (vgl. 11/8/2022).
"Nigeria wartet immer noch", beklagte Bischof Felix Femi Ajakaye von Ekiti, einer Nachbardiözese von Ondo, in einer Erklärung, in der Informationen zum Stand der Ermittlungen und den Fortschritten bei der Strafverfolgung der Angeklagten forderte. „Mehr denn je müssen die Verhafteten jetzt endlich vor Gericht gestellt werden", betonte er.
Bei den Festgenommenen soll es sich um Mitglieder der selbsternannten Provinz Islamischer Staat Westafrika (ISWAP) handeln. Unmittelbar nach dem Vorfall wurden jedoch Zweifel laut, ob sie der dschihadistischen Gruppe zuzurechnen sind, die bis dahin noch keinen Staat südlich ihrer Stellungen im Nordosten Nigerias angegriffen hatte. Erste Aktionen waren jedoch es bereits im benachbarten Kogi State gemeldet worden.
Das Massaker in der St. Francis Xavier Church in Owo geschah jedoch nicht ohne Vorwarnung, wie Akogun Adetunji Adeleye, der Kommandeur der örtlichen Sicherheitskräfte, in einem Interview mit der Zeitung „Vanguard“ bekräftigte: "Das Massaker ist eine ernste Blamage für die gesamte Sicherheitsarchitektur, zumal wir alles getan haben, um diesen Vorfall zu verhindern“. Adeleye erklärt weiter, dass "das Amotekun-Korps einen nachrichtendienstlichen Bericht erhalten hatte, dass ein solcher Angriff wahrscheinlich sei. Ich traf mich persönlich mit dem Kommandeur der 32. Artilleriebrigade der nigerianischen Armee in Akure, und wir gingen gemeinsam auf Patrouille in alle Gebiete und patrouillierten sieben Tage lang in der Stadt Owo und den umliegenden Wäldern. Wir zogen am Samstag ab und am Sonntagmorgen ereignete sich der Vorfall". Laut Adeleye gab es jedoch keine Komplizenschaft zwischen den Sicherheitskräften und den Angreifern, sie haben uns lediglich "überwacht und gehandelt, sobald wir uns zurückzogen".
Die Amotekun-Einheiten sind ein Beispiel für die komplexen Hintergründe der Sicherheitslage in Nigeria. Die Amotekun-Truppe wurde am 9. Januar 2020 von sechs südwestlichen Bundesstaaten Nigerias (Lagos, Oyo, Ogun, Ondo, Osun und Ekiti) gegründet, um die Polizei bei der Bekämpfung von Terrorismus, Banditentum, bewaffneten Raubüberfällen und Entführungen zu unterstützen. Sie wurden zunächst von den Bundesbehörden als illegal betrachtet, später von ihnen anerkannt und wurde zu einer Sondereinheit der Bundespolizei erklärt, wie dies auch im Fall der „Umueri Vigilante Group“ im Bundesstaat Anambra (vgl. Fides 19/11/2022) geschehen war.
(L.M.) (Fides 14/12/2022)


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