AFRIKA/ÄTHIOPIEN - Vergessene Kriegsopfer: In der Konfliktregion Tigray leben 100.000 eritreische Flüchtlinge

Donnerstag, 10 November 2022

Shire (Fides) – Seit Beginn des äthiopischen Konflikts in der nördlichen Region Tigray wurde kaum mehr über das Schicksal der eritreischen Flüchtlinge gesprochen. Während 60.000 Einwohnern der Region Tigray aus ihren Häusern in Flüchtlingslager im Sudan vertrieben wurden, leben 100.000 Eritreer seit Ausbruch des Krieges im November 2020 in Flüchtlings-Lagern in Tigray. Die nun veröffentlichten Zahlen sind jedoch nach wie vor ungenau. Äthiopien galt als sicherer Ort für eritreische Flüchtlinge und nahm jahrelang eine große Zahl von auf. Seit Ende 2020 werden sie jedoch aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit von den kämpfenden Gruppen ins Visier genommen. Tatsächlich können Eritreer werden oft mit den Einwohnern von Tigray verwechselt, da beide Volksgruppen dieselbe Sprache sprechen. Unter anderem wurden eritreische Flüchtlinge deshalb auch wurden auch von eritreischen Truppen angegriffen und in einigen Fällen sogar entführt und nach Eritrea ausgewiesen.
Nicht zuletzt deshalb sind Experten vor Ort sind der Ansicht, dass es noch große Hindernisse zu überwinden gilt, bevor ein endgültiges Friedensabkommen erreicht und umgesetzt werden kann. Selbst wenn heute Frieden herrschen und die humanitäre Hilfe exponentiell ansteigen würde, werde Äthiopien in den kommenden Jahren zahlreiche Schwierigkeiten haben, den eritreischen Flüchtlingen angemessenen Schutz und Hilfe zu bieten.
Offiziellen Schätzungen zufolge gibt es in Addis Abeba mehr als 72.000 eritreische Flüchtlinge, von denen sich etwa 43.000 selbst rekrutiert haben. Etwa 22.000 Menschen haben inzwischen Dokumente erhalten, darunter Flüchtlingsausweise, die ihnen den Aufenthalt in der Hauptstadt für drei Jahre ermöglichen, sowie finanzielle Unterstützung zur Deckung eines Teils ihrer Grundbedürfnisse.
Ende September 2022 gelang es dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und dem Welternährungsprogramm (WFP), Lebensmittel und andere lebensnotwendige Güter in den Lagern von Mai Aini, einem der größten Lager, und in Adi Harush zu verteilen. Angesichts der katastrophalen humanitären Lage und des neuen Zugangs zur humanitären Hilfe haben die meisten Flüchtlinge darum gebeten, in die Siedlung Alemwach in umgesiedelt zu werden. Bislang wurden bereits mehr als 3 400 Menschen umgesiedelt und erhielten Unterkünfte, medizinische Versorgung, warme Mahlzeiten und lebensnotwendige Güter. In Afar sind nach dem Angriff auf das Lager Barahle im Februar 2022 über 57 000 eritreische Flüchtlinge in den Lagern Aysaita und Serdo und den umliegenden Gebieten untergebracht.
(AP) (Fides 10/11/2022)


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