AFRIKA/ÄTHIOPIEN - Konflikt in Tigray: Krieg von internationaler Tragweite von der weltweiten Tagesordnung verschwunden

Dienstag, 4 Oktober 2022

Addis Abeba (Fides) – Der Konflikt in Äthiopien entwickelt sich zu einem Krieg von internationaler Tragweite: in dem in den letzten Monaten kamen hier möglicher Zehntausende Menschen ums Leben, wenn man die Dunkelziffern berücksichtigt. Die Rebellen in Tigray sehen sich inzwischen einem Bündnis von Armeen und Milizen gegenüber, während die Medien nicht mehr über den Konflikt berichten, nachdem die äthiopische Regierung die Telefon- und Internetleitungen in der Region Tigray gekappt und den Zugang zu den Medien fast vollständig blockiert hat. So bleibt das Ausmaß der Kämpfe zu verschleiert. Die Kommunikation mit der Außenwelt geschieht derzeit vorwiegend über Satellitentelefone.
Angesichts der Eskalation des Konflikts in der nördlichen Region des Landes bezeichnen Experten ihn unterdessen als den derzeit "tödlichsten Krieg der Welt".
"Dies ist Afrikas neuer großer Krieg", sagte Cameron Hudson, Analyst und ehemaliger Leiter der Afrika-Abteilung des Nationalen Sicherheitsrates der USA. "Nach den Ereignissen im Kongo vor 25 Jahren, wo nicht weniger als sechs afrikanische Länder Truppen in einen Kampf verwickelten, der letztlich mehr als fünf Millionen Menschen tötete, wird Äthiopien schnell zu Afrikas nächstem Krieg von internationaler Tragweite", fügte der Analyst hinzu.
Die jüngste Massenoffensive ist Teil eines blutigen Bürgerkriegs, der Ende 2020 im Norden des zweitbevölkerungsreichsten afrikanischen Landes ausbrach, als Premierminister Abiy Ahmed die Separatisten in der Region Tigray angriff (vgl. Fides Agency 6/11/2020). Staatliche Truppen, ethnische Milizen und Soldaten aus Eritrea kämpften gemeinsam gegen die Rebellen, die zunächst besiegt zu sein schienen.
Mitte 2021 eroberte den die Separatisten jedoch in einer außergewöhnlichen Gegenoffensive große Teile der Region zurück. Unterdessen zogen sich eritreischen Streitkräfte zogen im vergangenen Jahr zurück und während die Separatisten in Richtung der äthiopischen Hauptstadt vorrückten. Eine Zeit lang sah es so sogar aus, als könnte Addis Abeba fallen.
Erst durch den Einsatz von Drohnen aus der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden die Rebellen schließlich zurückgedrängt. Nach Angaben aus Militärkreisen verschaffte ein monatelanger Waffenstillstand den Millionen von Menschen in Not eine Atempause, während der Konflikt von der internationalen Tagesordnung verschwand.
Doch nun zerreißt der groß angelegte Krieg die Region erneut. Experten zufolge könnte der massive Konflikt, an dem viele Akteure aus der gesamten Region beteiligt sind, das Horn von Afrika in Flammen setzen könnte. "Es gibt Bestätigungen dafür, dass Kräfte aus den Nachbarstaaten Eritrea, Somalia und Sudan freiwillig oder unfreiwillig in diesem Konflikt kämpfen, und es mehren sich die Hinweise, dass auch Kräfte aus dem Tschad, Niger und Libyen eine Rolle spielen könnten", bekräftigt Hudson.
(AP) (Fides 4/10/2022)


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