AMERIKA/PERU - Kongress feiert 200jähriges Bestehen: “Wir dürfen die Hoffnung auf gemeinsames Engagement für das Land nicht aufgeben“

Freitag, 23 September 2022 soziale lage   politik   dialog   bischofskonferenzen   menschenrechte   armut  

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Lima (Agenzia Fides) – Bereits vor einigen Tagen hätten sich die Bischöfe „über die Fähigkeit zum großzügigen Aufbau des Landes“ beäußert. „Und es ist eine Aufgabe, die wir alle, die wir eine verantwortliche Position innehaben, intensiv als Dienst leben müssen“, betont nun der Erzbischof von Lima, „insbesondere in diesen Zeiten, in denen wir eine enorme institutionelle Illoyalität feststellen, eine Tendenz, Institutionen für Partikularinteressen zu nutzen und nicht für das allgemeine Interesse, das das Gemeinwohl des Heimatlandes ist". Dieses Mal stellte Erzbischof Carlos Castillo von Lima, Primas von Peru, dies Art von Überlegungen in den Mittepunkt seiner Predigt zum feierlichen Festgottesdienst zur Zweihundertjahrfeier des Kongresses der Republik am 20. September. An der Eucharistiefeier nahmen die die Vizepräsidentin der Republik, Dina Boluarte, der Präsident des Kongresses, José Williams Zapata, sowie mehrere Minister, Parlamentarier, zivile und politische Autoritäten und Vertreter der Polizeibehörden teil.
Der Erzbischof betonte in seiner Predigt, dass diese Situation "nicht nur in staatlichen oder verschiedenen öffentlichen Einrichtungen, sondern auch in der Kirche und sogar in privaten Einrichtungen vorkommt, wo die Möglichkeit, eine gemeinsame Zukunft aufzubauen, abrupt und ohne Hoffnung aufgegeben wird. Deshalb ermahnt uns der Heilige Vater Franziskus zu sozialer Freundschaft, zum Einsatz für das Gemeinwohl und zum Loslassen von Dingen, die dies verhindern können".
Am 20. September 1822, versammelten sich um 10 Uhr morgens die neuen Abgeordneten des Kongresses der Republik erstmals im Regierungspalast und begaben sich von dort aus zur Kathedrale von Lima, um mit einer Votivmesse den Heiligen Geist um göttlichen Beistand zu bitten. "Deshalb ist dies ein Morgen des Gedenkens", betonte der Erzbischof, "denn sich zu erinnern bedeutet, eine vergangene Erfahrung in den Mittelpunkt unseres heutigen Empfindens zu stellen, in den Willen, den wir ausüben, und die Orientierung, an der wir uns für die Zukunft ausrichten wollen. Wenn wir deshalb auch derer gedenken, die uns verlassen haben, vor allem in dieser Pandemie, tragen wir sie in unseren Herzen und werden uns künftig für alle Leidenden einsetzen. Deshalb werden wir heute auch das Te Deum singen, das an jenem Tag, dem 20. September 1822, gesungen wurde, und deshalb wird auch der Kongress wieder zusammentreten, um dieses Ereignisses zu gedenken".
Zu den vor 200 Jahren gewählten Abgeordneten war Francisco Javier de Luna Pizarro, der dreimal zum Präsidenten des Verfassungskongresses gewählt wurde und später als Erzbischof von Lima eine der größten intellektuellen und politischen Persönlichkeiten in der Geschichte des Landes war. Erzbischof Castillo zitierte ihn in seiner Predigt und verwies auf die Rolle der Volksvertreter bei der Gründung der Republik. "Eine Republik zu konstituieren", so de Luna Pizarro, "ist eine sehr schwierige Aufgabe: Man muss die heterogenen Elemente, aus denen sich der politische Körper zusammensetzt, in Einklang bringen; man muss sich auf Meinungen zusammenbringen, die sich gegenseitig widersprechen; man muss sich gegen Interessen stellen, die sich zu unrecht als Formen des Gemeinwohls ausgeben...".
Zum Abschluss seiner Predigt bat der Erzbischof von Lima für die Kongressabgeordneten um den Segen des Herrn, damit sie, "ein gemeinsames Programm mit den grundlegenden Punkten zu erarbeiten, die gelöst werden müssen", damit „alle sozialen und institutionellen Einrichtungen und die Kirche zusammenarbeiten können, um diese Probleme zu lösen, insbesondere den Hunger, der zu den schwerwiegendsten aktuellen Problemen gehört“. "Vereint in den elementaren Dingen", so schloss er, "können wir uns besser in den Dingen verstehen, die direkt die Frage und die Schwierigkeiten der nationalen Führung betreffen“.
Seit 2016 befindet sich Peru in einer politischen Krise, die durch die ständige Instabilität der politischen Führung und Regierungen verursacht wird und durch die Covid 19-Pandemie mit ihren schweren gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen noch verschärft wurde. Am meisten unter dieser Situation leiden die Ärmsten und Schwächsten. In diesem Klima kam es wiederholt zu Protesten der Bevölkerung, Streiks, Demonstrationen und Zusammenstößen. Die peruanischen Bischöfe, die sich sich mehrfach zu aktuellen Fragen geäußert haben, rufen zum Frieden und zum Dialog auf und beten die Politiker um verantwortungsvolles Handeln, die Überwindung von Eigeninteressen, die Bekämpfung von Korruption und das Bemühen um einen Konsens über die notwendigen politischen Reformen sowie entsprechende Maßnahmen (vgl. Fides 22/4/2022; 6/4/2022; 4/4/2022).
(SL) (Fides 23/9/2022)


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