ASIEN/IRAK - Einheit zwischen Chaldäern und Assyrern: “Sehe nichts, was einer vereinten Kirche des Ostens entgegensteht”

Dienstag, 20 September 2022 mittlerer osten   ostkirchen   Ökumene   theologie   auswanderung  

saintadday.com

Bagdad (Fides) - "Ich habe mich eingehend mit unserem ostkirchlichen Erbe und die Schriften der Kirchenväter befasst und sehe ich nichts, was der Vereinigung der chaldäischen Kirche und der assyrischen Kirche des Ostens unter dem Namen Kirche des Ostens entgegensteht", so der chaldäische Patriarch und irakische Kardinal Louis Raphael Sako, der eine gemeinsame und brüderliche Reflexion über die mögliche Wiederherstellung der vollen sakramentalen Gemeinschaft zwischen der chaldäischen Kirche und der Assyrischen Kirche des Ostens anstoßen möchte. Er tut dies in einem ausführlichen Beitrag mit dem Titel "Einheit und Pluralität der Kirche", in dem er unter anderem hinzufügt, dass "dasselbe für die syrisch-katholische Kirche und die syrisch-orthodoxe Kirche gilt", die sich nach Ansicht von Patriarch Sako unter dem Namen "Syrische Kirche von Antiochien" vereinigen könnten, da sie dieselben Verwurzelungen und dasselbe liturgische, historische, sprachliche und spirituelle Erbe teilen.
In seinem Beitrag, der von den offiziellen Kanälen des chaldäischen Patriarchats verbreitet wurde, stellt Kardinal Sako diese Vorschläge jedoch auch als eine bloße "persönliche Meinung" dar. Gleichzeitig belegt der Beitrag mit stichhaltigen Argumenten, auf welchen lehrmäßigen und theologischen Quellen die Rückkehr zur vollen Gemeinschaft zwischen einigen katholischen Ostkirchen und den alten Kirchen des Ostens beruht, die das gleiche liturgische, theologische und geistliche Erbe teilen und die, obwohl sie nicht in voller Gemeinschaft mit dem Papst stehen, nie direkte dogmatische Konflikte mit der Kirche von Rom und ihrem Bischof hatten.
„Die Kirchen", so Patriarch Sako zu Beginn seiner Argumentation, "haben sich in unterschiedlichen kulturellen, sprachlichen und geografischen Kontexten entwickelt, auch wenn sie denselben apostolischen Glauben teilen. Die kirchliche Einheit ist nicht das Produkt menschlicher Organisationsverfahren oder einer parlamentarischen Haltung, und sie drängt sich nicht als konformistisches Festhalten an einem einzigen, von oben aufgezwungenen Modell auf, um legitime und fruchtbare Verschiedenheiten zu unterdrücken, die die Intensität des kirchlichen Lebens und der apostolischen Sendung als Gaben bereichern“. „Die wesentliche Einheit zwischen der katholischen Kirche und den alten Ostkirchen apostolischen Ursprungs", betonte Patriarch Sako, "zeigt sich auch objektiv in den gemeinsamen christologischen Erklärungen, die diese Kirchen in den letzten Jahrzehnten ihres ökumenischen Weges unterzeichnet haben“. "Diese Einheit des Glaubens", so der irakische Kardinal, "ist real und nicht fiktiv, und jeder erkennt sie an. Es ist eine im Gebet genährte Einheit, die sich noch deutlicher zeigt, wenn sie in der Pluralität der administrativen, hierarchischen und kulturellen Möglichkeiten gelebt und anerkannt wird“, denn "was uns eint, ist viel größer als das, was uns trennt". „Die Quelle der Einheit zwischen der katholischen Kirche und den alten nichtkatholischen Kirchen des Ostens", fügte Patriarch Sako hinzu, "liegt in der gemeinsamen Zugehörigkeit zur apostolischen Tradition. In dieser Erkenntnis liegt auch die potentielle Fruchtbarkeit des ökumenischen Weges, besonders wenn er auf dem konkreten Boden der Gemeinschaft zwischen Christen in ihren Gemeinden und Diözesen gelebt wird“.
Patriarch Sako fügte hinzu, dass die dringende Notwendigkeit, über ein mögliches "Projekt der Einheit" im Rahmen eines mutigen Dialogs nachzudenken, sich aus dem Zustand ergebe, „in dem sich so viele christliche Gemeinschaften im Nahen Osten befinden, die durch Auswanderungsprozesse gekennzeichnet sind, die unser Volk gezwungen haben, sich heute in der 'Diaspora' zu zerstreuen". In seinem Beitrag hebt der irakische Kardinal abschließend auch die Tatsache hervor, dass sich die assyrische "Schwesterkirche" unter der Leitung von Patriarch Mar Awa III. (auf dem Foto zusammen mit Patriarch Sako) bereits anlässlich der Einweihung des neuen Patriarchats am 12. September in Erbil in offiziellen Erklärungen als "Heilige Assyrische Katholische Apostolische Kirche des Ostens" bezeichnete.
(GV) (Fides 20/9/2022)


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