AFRIKA/SÜDSUDAN - Bischof Lodiong: "Eltern können sich den Schulbesuch ihrer Kinder nicht leisten”

Dienstag, 6 September 2022 menschenrechte   bildungswesen   kinder  

Yei (Agenzia Fides) - "Morde und Gewalt sind immer noch im Gange, wenn auch nicht mehr so häufig wie in den Jahren 2016-2018. Es kommt zu Straßenüberfälle und Raubüberfälle durch bewaffnete Männer, Ermordung von Bauern auf ihren Höfen durch bewaffnete Hirten (vor allem in der Region Equatoria), kaltblütige Morde an Geistlichen und vermeintlichen politischen Gegnern, lange Inhaftierungen von mutmaßlichen Kriminellen ohne gerichtliche Verhandlung. Vor kurzem ist im Bundesstaat Upper Nile eine neue Rebellenbewegung unter dem Namen "Sudan People's Liberation Movement" (SSPLM) entstanden, durch die in den letzten Monaten viele Menschen ihr Leben verloren haben. Angesichts solcher Gräueltaten müssen die Politiker des Landes politische Reife beweisen, indem sie für Sicherheit sorgen, den Dialog als besten Weg Beilegung von Streitigkeiten aufnehmen, die Grundvoraussetzungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Nahrungsmittelproduktion gewährleisten und die Belästigung von Zivilisten durch Militärs beenden", so Bischof Alex Lodiong von Yei im Südsudan im Gespräch mit Fides. Der Bischof macht keinen Hehl aus seiner Besorgnis über die Situation in seinem Heimatland, das von Konflikten heimgesucht wird, die trotz einiger bedeutender Fortschritte in den letzten Jahren nur langsam abklingen.
„Die Situation", so der Bischof, "ist immer noch nicht die beste. Die Wirtschaft leidet, die Preise auf dem Markt sind in letzter Zeit gestiegen. Beamte werden nicht regelmäßig bezahlt und können daher weder für die Bildung ihrer Kinder noch für ihre Gesundheit und ihren täglichen Unterhalt sorgen. Nur hochrangige Regierungsbeamte, hochrangige Armeeoffiziere und Mitarbeiter internationaler Nichtregierungsorganisationen (insbesondere der UN) können sich einen angemessenen Lebensunterhalt leisten. Sie können für die Ausbildung an angesehenen Schulen im Ausland bezahlen. In einigen Gebieten des Südsudan, auch in meiner Diözese, gibt es keine funktionierenden Schulen, und Kinder, die in den letzten zehn Jahren geboren wurden, haben nie eine Schule besucht. Das ist sehr problematisch".
Der Papst verfolgt seit jeher das Schicksal des jüngsten Landes Afrikas, das 2011 auf einem Teilgebit des Sudan gegründet wurde und seit 2013 von Krieg und Armut bedrängt wird und in dem noch immer 82 % der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben. Aufgrund seines Gesundheitszustands konnte er die ursprünglich für Anfang Juli geplante Reise nicht antreten: "Die Erwartungen und der Enthusiasmus der christlichen Glaubensgemeinschaft für den Besuch des Papstes haben sich leider verringert. Die Menschen erwarteten vom Papstbesuch Worte der Ermutigung und der Ermahnung an die Regierung zu Frieden und wirtschaftlicher Stabilität. Dennoch sind sie zuversichtlich, dass der Papst das Land besuchen wird, wie er es versprochen hat. Der symbolische Kuss des Papstes zu Füßen unserer politischen Führer hat sicherlich nicht die Früchte getragen, die wir uns alle erhofft haben. Unsere Politiker scheinen den Wunsch der Menschen im Südsudan nach Frieden und wirtschaftlicher Stabilität weiterhin zu ignorieren“.
Kardinal Pietro Parolin richtete bei seinem Solidaritätsbesuch - der nach der Verschiebung des Papstbesuches stattfand - einen eindringliche Appell an die Menschen im Südsudan, die Gewalt zu beenden und sich mit konkreten Aktionen für den Frieden einzusetzen: "Möge der Herr die Herzen aller berühren, vor allem derjenigen, die Autorität und große Verantwortung tragen, damit das durch Gewalt und Instabilität verursachte Leid ein Ende hat und der Prozess des Friedens und der Versöhnung mit konkreten und wirksamen Aktionen rasch voranschreitet“, so der Kadinal. "Wir hoffen, dass diese Botschaft Früchte trägt", fügte der Bischof hinzu, "so dass der Papst, wenn er in den Südsudan kommt, die Südsudanesen vorfindet, die aus dem Exil zurückkehren und wieder aufbauen“.
Kürzlich besuchte Bischof Lodiong Flüchtlingslager innerhalb und außerhalb des Südsudans und rief dazu auf, "die Ausbrüche von Gewalt und ethnischen Spaltungen zum Schweigen zu bringen". "Es gibt mehr als 1,1 Millionen Flüchtlinge in Uganda und der Demokratischen Republik Kongo", sagte er, "nach groben Schätzungen, die ich bei meinen Besuchen in den Siedlungen in diesen Ländern erhalten habe. Sie haben Probleme, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten: Die Lebensmittelrationen werden jedes Jahr gekürzt, und die Aufnahmegesellschaft (insbesondere in Uganda) stellt ihnen kein Land für die landwirtschaftliche Produktion zur Ergänzung der UN-Rationen zur Verfügung“.
"Außerdem", stellt er fest, "können die Flüchtlinge allein das Schulgeld an den Hochschulen nicht bezahlen. Aber es gibt nicht viele Hilfsorganisationen, die Stipendien für Flüchtlingskinder anbieten, die sich an ihren weiterführenden Schulen für ein Studium qualifizieren. Zu diesen Problemen kommen noch solche, die mit der ethnischen Zugehörigkeit zusammenhängen, wie es in einigen Lagern in Uganda in der jüngsten Vergangenheit der Fall war. Die ugandische Regierung tut über ihre Flüchtlingshilfsorganisationen ihr Bestes, um den Flüchtlingen zu helfen, damit sie trotz der Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, untereinander friedlich bleiben“.
(LA) (Fides 6/9/2022)


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