AFRIKA/UGANDA - „Wir müssen die politischen Probleme in der Region lösen, wenn wir die humanitäre Krise in Norduganda überwinden wollen“, so der italienischen Verband für freiwillig Entwicklungszusammenarbeit AVSI in einem Appell an die internationale Staatengemeinschaft

Montag, 3 Juli 2006

Kampala (Fidesdienst) - „Es geht nicht nur um die humanitäre Krise“, warnt der italienische Verband für freiwillige Entwicklungszusammenarbeit AVSI. Die mit den Salesianern von Don Bosco assoziierte Nichtregierungsorganisation wird am Montag, den 10. Juli, im Rahmen eines Seminars zum Thema „The human challenge in Northern Uganda. Witness of war, hope and peace“ einen entsprechenden Appell an das Europaparlament in Brüssel lancieren.
AVSI ist seit 1984 in Norduganda tätig und führt dort Projekte zur Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfsprogramme durch (die von der Direktion der Europäischen Kommission für humanitäre Hilfen, ECHO, mitfinanziert werden).
In den nordugandischen Regionen Acholi, Lango und Teso leben 90% der Menschen in Flüchtlingslagern infolge eines Bürgerkriegs bei dem auch Kinder entführt und werden, die als Kindersoldaten in den Reihen der Milizen kämpfen müssen. Es werden Dörfer und Felder zerstört, Menschen brutal verstümmelt oder ermordet. Gegenwärtig leben rund 1,6 Millionen Menschen in 200 Flüchtlingslagern, wo es am Nötigsten zum Überleben fehlt. Wasserversorgung und hygienische Verhältnisse sind weit unter den tolerierbaren humanitären Standards, durchschnittlich stehen für einen Bewohner der Flüchtlingslager nicht einmal 6,5 Liter Wasser pro Tag zur Verfügung.
Die unzulänglichen sanitären Verhältnisse führen dazu, dass die Menschen für Krankheiten anfällig sind, wie eine jüngste Cholera-Epidemie zeigt. Es werden zwar monatliche Lebensmittelraten verteilt, die jedoch nur rund 40-60% des Bedarfs decken. Insgesamt 58% der Einrichtungen des Gesundheitswesens in Lira, Gulu und Kitgum funktionieren nur teilweise und riskieren den Zusammenbruch. Es gibt kaum spezialisierte Ärzte, die in den Krankenhäusern im Norden Ugandas arbeiten wollen. Die Erziehung der Kinder wird zunehmend prekär: infolge des Bürgerkriegs sind 50% der Grundschulen geschlossen.
Die Vereinten Nationen schätzen, dass die Guerillagruppen bisher rund 25.000 Kinder entführt haben: die Mädchen werden als Sexsklavinnen missbraucht und die Jungen müssen als Kindersoldaten kämpfen.
Die Bevölkerung ist komplett von Lebensmittelhilfen abhängig. Welche Zukunft haben die Menschen heute in Norduganda? Diese Fragen stellen sich die Missionare oft selbst, die trotz aller Schwierigkeiten weiterhin in der Region tätig sind. Die katholische Kirche ist in verschiedenen Teilen Nordugandas die einzige Einrichtung, die in der Lage ist, die notwendigen Hilfsprogramme zur Lebensmittelversorgung und im Gesundheits- und Erziehungswesen durchzuführen. (LM) (Fidesdienst, 03/07/2006 - 38 Zeilen, 378 Worte)


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