AFRIKA/SOMALIA - Amtsantritt der neuen Regierung: Dürre und Unsicherheit sind die größten Herausforderungen

Donnerstag, 9 Juni 2022

Mogadischu (Fides) - Die humanitäre Krise, von der Somalia aufgrund der dramatischen Dürre betroffen ist, spitzt sich zu. Fast 7 Millionen Menschen sind davon betroffen, etwa 50 % der Bevölkerung. Die neu gewählte Regierung unter der Leitung von Präsident Hassan Sheich Mohamud nimmt unterdessen am heutigen 9. Juni ihre Arbeit auf, und zahlreiche internationale Politiker sind im Lande. Die Vereinten Nationen rufen gemeinsam mit der neuen somalischen Regierung dazu auf, die äußerst ernste Lage am Horn von Afrika und insbesondere in Somalia im Blick zu behalten, wo die schlimmste Dürre seit 40 Jahren herrscht (vgl. Fides 23/5/2022).
Im Gespräch mit Fides erläutert Prof. Sonkor Geyre, Präsident des Instituts für Föderalismus und Sicherheitsanalyse (IFSA) und führender Experten in Somalia auf dem Gebiet der Friedenssicherung, über die aktuelle Lage.
Wie wird diese Tragödie in der Hauptstadt Mogadischu wahrgenommen?
Auch hier in Mogadischu macht sich die Dürre deutlich bemerkbar, da viele Familien aus den Agrar- und Weidegebieten in die städtischen Gebiete ziehen. Dies gilt nicht nur für Mogadischu, sondern auch für allen anderen Großstädten, in Baidoa, in Chisimaio usw., wo diese Binnenvertriebenen auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen in den Flüchtlingslagern und in den Stadtvierteln unterkommen. Viele Menschen, viele Familien betteln auf der Straße.
Inwiefern trägt diese Dürre zur Gewalt und Instabilität in der Region bei, die bereits von Terrorismus und der schweren Krise des Krieges in Tigray betroffen ist?
Neben der Dürre, die das Leben vieler Familien, die in der Landwirtschaft tätig sind, verschlechtert, trägt auch die unter der Al Shabaab-Miliz entstandene Unsicherheit zu dem massiven Zustrom von Menschen bei, was wiederum die Unsicherheit in den Städten erhöht. Die jungen Leute, die hierher kommen, werden nie eine Arbeit finden und sich leider meist der "Unterwelt", der Welt der Gangster, anschließen. Leider hat in Städten wie Mogadischu die Kriminalität auf den Straßen zugenommen, so dass man sich nicht mehr sicher bewegen kann. Es gibt Jugendlich, die alles stehlen, was sie den Passanten abnehmen können.
Kann man sagen, dass die Unsicherheit, die aufgrund dieser Situation in den Städten zugenommen hat, auch eine große Herausforderung für die neue Regierung ist?
Um dieses Problem zu lösen, ernannte der Präsident einen Sonderbeauftragten für Dürrefragen, in der Person von Abdirahman Abdishakur Warsame.
Herr Professor, am heutigen 9. Juni 2022, beginnt eine neue große Herausforderung für Somalia. Was wünschen Sie dem neuen Präsidenten und was ist Ihre Botschaft an die Welt?
Es ist zu wünschen, dass der Präsident und die neue Regierung in der Lage sein werden, ein Umfeld zu schaffen, in dem alle Somalier die Chance haben, zusammenzuarbeiten und die Probleme des Landes in der Vergangenheit zu lösen. Darüber hinaus hoffen wir, dass Mohamud eine Nationalkonferenz einberufen wird, die der Nation die Chance gibt, sich in einer neuen somalischen Regierungsvision zu vereinen und die internen Kämpfe hinter sich zu lassen, die alle Bestrebungen und alle Entwicklungs- und Sicherheitsaktivitäten der letzten Jahre zum Erliegen gebracht haben.
(AP/GF) (Fides 9/6/2022)


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