ASIEN/PAKISTAN - Provinz Punjab: Stellen bei der Müllabfuhr und Kanalreinigung künftig nicht mehr “nur Christen vorbehalten”

Dienstag, 31 Mai 2022 menschenrechte   religiöse minderheiten  

Lahore (Fides) - "Wir begrüßen den jüngsten Beschluss der Provinzregierung von Punjab, die bei der Ausschreibung von Stellen nicht mehr die Religionszugehörigkeit oder den spezifischen Wunsch nach Christen für die Stellen bei der Müllabfuhr oder Straßenreinig anzugeben. Nach mehr als 30 Jahren Engagement in diesem Sinne haben wir endlich ein Ergebnis erzielt. Diese Praxis stellt einen eklatanten Verstoß gegen die grundlegenden Menschenrechte der in Pakistan lebenden religiösen Minderheiten dar: In den von den staatlichen Institutionen herausgegebenen Stellenausschreibungen wurde bisher im Hinblick auf eher niedere Aufgaben und Tätigkeiten wie Straßen- oder Kanalreinigung die gezielte Suche nach Arbeitskräften christlichen Glaubens oder anderer nicht-muslimischer religiöser Minderheiten angegeben", so der katholische Menschrechtsaktivist Peter Jacob gegenüber Fides.
Peter Jacob, Präsident der Nichtregierungsorganisation "Center for Social Justice“ sagt: "Wir fordern die Regierung auf, klare Sanktionen für diejenigen vorzusehen, die Stellenanzeigen veröffentlichen, die Nicht-Muslimen vorbehalten sind. Als Christen erheben wir unsere Stimme für die gesamte Bürgerschaft, nicht nur für die Christen: Deshalb muss die Regierungsmitteilung nicht nur die Christen, sondern auch die Rechte anderer religiöser Minderheiten erwähnen. Ein Hinweis auf das Glaubensbekenntnis sollte keine Voraussetzung für die Stellenbewerbung sein".
Die Christin Aqsa Kanwal, die sich ebenfalls für den Schutz der Menschenrechte und der Minderheiten in Pakistan einsetzt, erklärt gegenüber Fides: "Es war eine Wunde und eine schwere Diskriminierung, Stellenausschreibungen von öffentlichen Einrichtungen zu lesen, in denen erniedrigende Stellen für Angehörige religiöser Minderheiten ausgeschrieben waren. Wir begrüßen diesen Beschluss und hoffen, dass alle diskriminierenden staatlichen Praktiken beseitigt werden".
Der katholische Pfarrer Bonnie Mendes stellt fest: "Dieser Beschluss ist ein positiver Schritt, aber es sollte auch strenge Sanktionen geben, wenn Regierungsbeamte sie nicht respektieren".
In den großen Provinzen Pakistans wie Punjab und Sindh setzen sich zivilgesellschaftliche und christliche Organisationen seit einiger Zeit für die Abschaffung der öffentlichen Stellenausschreibungen mit dem Zusatz "für Nicht-Muslime vorbehalten" ein. Im Rahmen dieser Kampagne werden seit langem Maßnahmen gefordert, um solche diskriminierenden Anzeigen dauerhaft zu unterbinden, da sei "Angehörige religiöser Minderheiten entwürdigen und eine Kultur der Verachtung gegenüber Nicht-Muslimen vermitteln".
In Pakistan gehören etwa 95 Prozent der Arbeiter, die Straßen, Krankenhäuser, Schulen und öffentliche Einrichtungen sowie Abwasserkanäle reinigen, religiösen Minderheiten an. Die Tatsache, dass diese Arbeiten von Arbeitskräften religiösen Minderheiten verrichtet werden, hängt mit dem alten Kastensystem zusammen, das in den Gesellschaften des indischen Subkontinents noch immer präsent ist und das den niedrigsten Kasten die niedrigsten Tätigkeiten vorbehält. "Hier wird mit zweierlei Maß gemessen", schrieb die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der katholischen Bischöfe Pakistans in der Vergangenheit und beklagte "die diskriminierende Behandlung von religiösen Minderheiten".
(AG-PA) (Fides 31/5/2022)


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