ASIEN/PAKISTAN - Zivilgesellschaftliche Gruppen fordern trasparente Volkszählung und inklusive Wahlreform

Dienstag, 24 Mai 2022 menschenrechte   zivilgesellschaft   religiöse minderheiten  

Karachi (Fides) - "Voraussetzung für das Vertrauen in eine neue Volkszählung ist die Gewährleistung einer angemessenen Vorbereitung und einer partizipativen Rechenschaftspflicht, wenn es darum geht eine schnelle, transparente und glaubwürdige Zählung zu organisieren. Die Ergebnisse der 6. Volkszählung von 2017 wurden von verschiedenen Interessengruppen angefochten und sind daher für vergleichende Studien nicht mehr nicht geeignet. Die Ergebnisse der Volkszählung zeigen einen erheblichen Verlust an religiöser Vielfalt in Pakistan“, so der katholische Laie Peter Jacob, geschäftsführender Direktor des "Center for Social Justice“ (CSJ), in den letzten Tagen bei einer Versammlung von führenden Vertretern der Zivilgesellschaft in Karatschi, an der verschiedene zivilgesellschaftliche Gruppen teilnahmen, darunter Mitglieder von Provinzversammlungen, Politiker und Gewerkschaftsführer sowie Menschenrechts- und Minderheitenrechtsaktivisten.
Peter Jacob ging sodann auch auf das derzeitige Wahlsystem ein und sagte: "Die Forderung nach der Rückkehr zu einem nach Religionszugehörigkeit aufgeteilten Wahlsystem ist inakzeptabel. Ein solches System hat bereits in der Vergangenheit zu einer religiösen Spaltung der Gesellschaft geführt. Andererseits ist das Verhältniswahlrecht in einer gemischten Wählerschaft ein besseres System, das sich als geeignet erwiesen hat, Bindungen zwischen den Kandidaten und den Wählern zu schaffen und dazu beizutragen, die Vorstellung und Wahrnehmung von Minderheiten zu verbessern".
"Das getrennte Wahlsystem, das Anfang der 1980er Jahre für religiöse Minderheiten in Pakistan eingeführt wurde“, betont er gegenüber Fides, „erlaubte es nicht, für Kandidaten mit einer anderen religiösen Identität zu stimmen. Die Trennung der Wählerschaft aus religiösen Gründen führte zur Spaltung der Bürger und zur Apartheid zwischen den Religionsgemeinschaften im politischen System. Im Jahr 2002 wurde nach langem Ringen um eine gemeinsame Wählerschaft die getrennte Wählerschaft durch ein Verhältniswahlsystem ersetzt, das es den politischen Parteien ermöglicht, Vertreter religiöser Minderheiten auf Sitzen zu nominieren, die für Minderheiten und Frauen reserviert sind, und das es andererseits den Wählern der Minderheiten erlaubt, für Kandidaten zu stimmen, die über ihre religiöse Identität hinausgehen".
Die Teilnehmer der Versammlung wollen sich unterdessen an die für eine Wahlreform eingesetzte parlamentarische Kommission wenden und die Überwindung von religiöser und geschlechtsspezifischer Diskriminierung bei der Wahl von politischen Vertretern anregen. Jaipal Chabbria, Mitglied der Nationalen Kommission für Minderheiten, sagte: "Wir sind immer noch verwirrt über das Wahlsystem für religiöse Minderheiten. Eine Wahlreform ist dringend erforderlich, um die Kapazität der demokratischen Institutionen und die Transparenz des demokratischen Prozesses zu verbessern".
Der Menschenrechtsaktivist Zahid Farooq aus Karatschi betont gegenüber Fides: "Wir sind bereits eine Minderheit und Spaltungen unter uns werden unsere politische Vertretung schwächen. Wir werden uns weiterhin bemühen, in den politischen Gremien präsent zu sein, denn wir brauchen dringend eine entsprechende Lobbyarbeit",
(AG-PA) (Fides 24/5/2022)


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