VATIKAN - Zur Seligsprechung von Pauline Jaricot: Eltern von Mayline Tran über die Heilung ihrer Tochter auf Fürsprache der neuen Seligen

Samstag, 21 Mai 2022 evangelisierung   glaube   spiritualität  

Lyon (Fides) – Am morgigen 22. Mai, wird die Dienerin Gottes Pauline Jaricot seliggesprochen. Die Feierlichkeiten finden in ihrer Heimatstadt Lyon anlässlich des 200jährigen Jubliläums der Gründung des Päpstlichen Werkes für die Glaubensverbreitung mit einer Eucharistiefeier unter dem Vorsitz des Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Kardinal Luis Antonio Tagle, statt, der sie zu den Ehren der Altäre erheben. Das Wunder, das der Fürsprache des ehrwürdigen Jaricot zugeschrieben wird, wurde an der damals dreijährigen Mayline Tran gewirkt, die sich, nachdem sie sich verschluckt hatte, in einem tiefen Koma befand und ernährt und beatmet werden musste, wobei die Ärzte im Falle einer Genesung bleibende Schäden vorhersehen mussten.
Im Exklusiv-Interview mit Fides schildern die Eltern, was damals geschah und ihren persönlichen Weg zur Figur der neuen Seligen:
Emmanuel (Vater): Als der Unfall passierte, kannten wir Pauline Jaricont nicht, wir waren nicht aus Lyon, wir lebten in Paris, kamen auf einer Reise nach Lyon, um ein Restaurant zu eröffnen, wir lebten außerhalb der Stadt in der Nähe von Beaujolais. Als wir aus Südfrankreich umzogen, kamen wir nur für einen Monat nach Lyon, um dort die Schule zu beenden, die in der Nähe von Condrieu lag, wo der Unfall passierte. Danach waren wir die ganze Zeit im Krankenhaus, um über Mayline zu wachen, und es war eine Frau, die die Novene des Gebets zu Pauline Jaricot auf den Weg gebracht hatte. Wir Eltern waren den ganzen Tag im Krankenhaus und wir kannten Pauline Jaricot überhaupt nicht.
Nathalie (Mutter): Stimmt, als der Unfall von Mayline passierte, kannten wir Pauline nicht, aber sie trat von da an in unser Leben.
Mayline besuchte damals den Kindergarten der Schule Cours Diot in Lyon. Als sie dort erfuhren, was mit Mayline geschehen war, waren die Schulleiterin, Maylines Lehrerin und alle in der Schule schockiert. Auch die Eltern der Kinder, insbesondere die Eltern von Alix, die die Grundschule besuchte und bereits zwei Kinder verloren hatte, waren entsetzt. Da kam ihnen eine Idee: Es war das Jubiläumsjahr von Pauline Jaricot, warum also nicht eine Novene in der Schule veranstalten? Der Schuldirektor erklärte sich bereit, diese Novene an Pauline Jaricot zu veranstalten und gemeinsam um Maylines Heilung zu bitten. Der 9. Tag, an dem die Novene endete, der 23. Juni 2012, entsprach dem traditionellen Festtag der Schule. Alle Teilnehmer sprachen das Novenengebet mit Emmanuel und Nathalie Tran, die an der Messe teilnahmen. In der Zwischenzeit beteten auch die Missionare des „Lebendigen Rosenkranzes“ (ein Werk, das 2005 mit Zustimmung und Unterstützung von Kardinal Barbarin gegründet wurde, der die Intuitionen von Pauline Jaricot aufgriff) für Mayline und viele andere.
Emmanuel: Wir waren jeden Tag im Krankenhaus und eine Frau erzählte uns, dass sie die Schule bitten wollte, eine Novene zu veranstalten, die sie uns widmen wollte und fragte uns, ob wir daran teilnehmen wollten, wir taten es gleichzeitig vom Krankenhaus aus, wir wussten nicht, was draußen passierte. Die ganze Schule betete mit uns. Später erfuhren wir, dass sich viele an dem Gebet beteiligt hatten und dass die Schwestern, die jetzt im Haus Lorette wohnen und zuvor in Cannes waren, auch für Mayline gebetet hatten. Als wir für weitere Studien nach Cannes gingen, hatte Mayline dort eine Assistentin - diese Person hatte Pauline gebeten, über Mayline zu wachen - sie sagte uns eines Tages: "Ich weiß nicht, was mit Ihrer Tochter passiert ist“. Daraufhin erzählte ich die Geschichte und sie sagte mir, dass diese Geschichte sie an die Geschichte eines kleinen Mädchens erinnerte, für das sie in Lyon gebetet hatte, das aber gestorben war. Und ich sagte nein! Das waren wir, das war in Lyon, aber es ist Mayline und sie ist nicht tot! Sie dachte, Mayline sei gestorben, weil er das Ende der Geschichte nicht kannte, wie so viele andere, die die Novene gebetet hatten. Erst da verstand sie, dass es sie war, für die sie gebetet hatte und dass sie sich nun persönlich um sie kümmerte und dass sie am Leben war! Sie wusste bis dahin nicht, dass dieses Kind Mayline war.
Nathalie: Sie hatte für sie gebetet, ohne sie zu kennen, und sich dann fünf Jahre lang in der Schule um sie gekümmert. Wir hatten bei der Schule um eine Assistentin gebeten, und zwei Tage vorher rief mich die Schule an und teilte mir mit, dass es eine Assistentin gäbe, die dann mit ihr arbeitete, und nach ein paar Wochen, vielleicht einem Monat, erzählte sie meinem Mann, dass sie für ein kleines Mädchen in Lyon gebetet hatte und es war Mayline. Ohne es zu wissen, hatte sie schon einmal etwas für Mayline getan.
Emmanuel: Wir haben Pauline erst viel später entdeckt, denn nach der Novene haben wir uns wieder auf den Weg gemacht, weg von Lyon. Es war noch nicht unsere Priorität, denn auch noch als wir nach Cannes zogen, war Mayline dazu bestimmt zu sterben. Doch nach einer langen Zeit begann Mayline endlich zu sprechen und sich zu bewegen. Wir begleiteten Mayline eine Zeit lang auf einem ziemlich komplizierten Weg, sie war in einem anderen Krankenhaus in Pflege genommen worden. Und dann, nach dem erneuten Eintritt in den Kindergarten, zwei Jahre später, begannen wir uns die Frage zu stellen, wie es Mayline ging, es ging ihr sehr gut, sie ging zur Schule, aber das sollte nach ihrem Zustand direkt nach dem Unfall eigntlich nicht möglich sein.
Nathalie: Und irgendwann wurde das medizinische Dossier für das Seligsprechungsverfahren für den Vatikan angefordert. Im ersten und zweiten Jahr ging es Mayline besser, aber sie galt immer noch nicht als vollständige geheilt. Ja, sie konnte wieder gehen, sie ging wieder zur Schule, es war unglaublich, was sie tat, aber es sollte ein Dossier erstellt werden, und so begannen schließlich auch wir, uns für Paulines Jaricots Leben und ihre Geschichte zu interessieren.
(E.G.) (Fides 21/5/2022)


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